du hast zwar schon mit deiner freundin geredet und es ist zum glück gut verlaufen, aber trotzdem möchte ich dir gerne meine sicht mitteilen, weil ich aus eigener erfahrung weiß, dass das thema mit solchen guten gesprächen nicht auf dauer vom tisch ist.
bei mir hat sich in meiner letzten beziehung (8 jahre) ein ähnliches bild gezeichnet. besonders nach der beziehung hatte ich den eindruck, dass ich ein viel klareren blick auf die sache habe, als während der beziehung.
solche erfolgreichen gespräche, wie du eines soeben hattest, gab es bei mir öfter. es hat auch immer für ein paar wochen geholfen, doch recht bald ist dann wieder das alte muster zurückgekehrt. ich möchte dir ein paar gründe nennen, die bei mir zugetroffen sind, vielleicht erkennst du dich in einigen ja wieder
- sie hat sich in ihrem körper nach einer gewissen zeit nicht mehr ganz wohl gefühlt hat. sie hat am anfang unserer beziehung "sichtbar" mehr sport gemacht als gegen ende und ich habe dann auch gemerkt, dass sie nackt immer versucht hat, ihre problemzonen vor mir zu verstecken. es stimmt zwar, dass sie mir zu beginn der bez besser gefallen hat, weil sie knackiger war, aber ich fand sie ja nach wie vor sehr erotisch und habe ihr auch direkt gesagt, dass sie sich da keine gedanken machen soll. trotzdem hat das immer wieder dazu geführt, dass sie sich nicht gehen lassen konnte und deshalb oft keine libido beiderseits aufkam.
- wir kannten uns nach etwa 3-4 jahren menschlich schon so gut, dass die beziehung auch oft "freundschaftsähnliche" züge hatte, bzw. die liebe nachdem die rosarote brille weg war, oft mit einer geschwisterlichen liebe vergleichbar war. und diese form der zuneigung ist irgendwie sehr asexuell, da war es für mich und ich vermute auch für sie, oft angenehmer nur harmloses kuscheln ohne küssen, als sex zu haben. die libido war aber trotzdem da, sie hat sich bei mir aber meistens beim anblick anderer frauen zu wort gemeldet. ich hatte einfach das bedürfnis auf "fremde haut", klingt blöd, aber vielleicht weißt du was ich meine
- wir hatten uns auch auseinander gelebt. viele gemeinsamkeiten sind nach etwa 3-4 jahren dem von dir erwähnten "freiraum" gewichen. "freiraum" klingt so positiv, im endeffekt war es bei mir aber die sehnsucht, wieder ich selbst sein zu können, weil ich spürte, dass ich mit ihr gemeinsam nicht alle meine platonischen, menschlichen bedürfnisse und ansprüche ans leben erfüllen konnte, man beginnt sich aus dem weg zu gehen und das war auch ein lustkiller
- erotik ist für mich auch eng mit "entdeckungsreise" verbunden. also herausfinden, was dem anderen gefällt, bzw. genießen, auf welche idee das gegenüber beim sex kommt, von denen man gar nicht gedacht hätte, dass es sie gibt, bzw. dass sie einem gefallen. nach 3-4 jahren nachdem die rosarote brille weg ist, hat man halt das meiste schon entdeckt, man weiß, was dem anderen gefällt und verzweifelte versuche neue entdeckungsreisen zu startne um das sexleben anzukurbeln, waren dann meist doch mehr gekünstelt oder nur für einen kurzen moment geil, als dass es dauerhaft etwas verändert hätte. irgendwie ist es einfach "fad" geworden mit dieser person
- kurz zusammengefasst, ich glaube, dass eingeschlafenes sexleben nach einer so langen beziehung sehr häufig vorkommt, aber fasst immer auch ein zeichen ist, dass nicht alles passt und man eventuell verdrängt, dass die partnerin gar nicht so passend ist, wie man es sich wünschen würde oder wie die anderen das sehen. ich kenne dich nicht, versteh mich also nicht falsch und glaube, ich will dir einreden, dass alles scheisse ist, aber lass dir gesagt sein, dass ich mich in deinem post wirklich wieder erkannt habe und nach beendigung der beziehung gemerkt habe, dass ich in vielen punkten blind war und nicht sehen wollte, dass vieles nicht passt