Kinder von heute werden in Watte gepackt

Dieses Gejammer „wie verwöhnt ist doch die jetzige Jugend“ gibt es seit Generationen. Dazu folgende Erfahrungen aus meiner Familie: Mein Großvater, Jahrgang 1887 hielt meinem Vater (Jg. 1913) vor, wie verwöhnt er doch wäre, weil er Schuhe hatte, mein Großvater hingegen in seiner Kindheit barfuß durch die Gegend stapfen musste (nicht weil es so gesund war, sondern weil es kein Geld für Schuhe gab). In meiner Kindheit musste ich mir anhören, in welchem Luxus ich schwelgte, weil ich eine Kleinbahn mit einer Gleisstrecke von ca. 3 Metern mit 1 Lokomotive und 3 Waggons hatte . Ein paar Matchboxautos (Anschaffungswert pro Auto: ATS 8,-) zählten auch zu meinen Schätzen. Auch wenn mein Vater bereits den Luxus genoss, das ganze Jahr Schuhe tragen zu können, so musste er sich in seiner Kindheit mit ein paar Holzklötzen, die bei einem Tischler als Abfall anfielen, als Spielzeug begnügen. Deshalb machte er sich große Sorgen, ob aus so einem verwöhnten Bengel wie mir etwas werden könnte und geriet außer sich vor Wut, wenn mir jemand ATS 8,- zusteckte, damit ich meinen Matchbox-Autos-Fuhrpark erweitern konnte.

Die heranwachsende Generation war schon immer in den Augen der Erwachsenen zu sehr verwöhnt.
 
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da hat man endlich die eigenen g'schrappen ausser haus gebracht, soll man sich dann erst deren nachwuchs wieder antun? versteh ich ned ... :D
 
Wenn du als Kind in den 70er oder 80er Jahren lebtest, ist es zurückblickend kaum zu glauben, daß wir so lange überleben konnten! Als Kinder saßen wir in Autos ohne Sicherheitsgurte und ohne Airbags.

Unsere Bettchen waren angemalt mit Farben voller Blei und Cadmium. Die Fläschchen aus der Apotheke konnten wir ohne Schwierigkeiten öffnen, genauso wie die Flasche mit Bleichmittel. Türen und Schränke waren eine ständige Bedrohung für unsere Fingerchen und auf dem Fahrrad trugen wir nie einen Helm.

Wir tranken Wasser aus Wasserhähnen und nicht aus Flaschen. Wir bauten Wagen aus Seifenkisten und entdeckten während der ersten Fahrt den Hang hinunter, daß wir die Bremsen vergessen hatten. Damit kamen wir nach einigen Unfällen klar.

Wir verließen morgens das Haus zum Spielen. Wir blieben den ganzen Tag weg und mußten erst zu Hause sein, wenn die Straßenlaternen angingen.

Niemand wußte, wo wir waren und wir hatten nicht mal ein Handy dabei!

Wir haben uns geschnitten, brachen uns Knochen und Zähne und niemand wurde deswegen verklagt. Es waren eben Unfälle. Niemand hatte Schuld außer wir selbst. Keiner fragte nach “Aufsichtspflicht”. Kannst du dich noch an “Unfälle” erinnern?

Wir kämpften und schlugen einander manchmal grün und blau. Damit mussten wir leben, denn es interessierte die Erwachsenen nicht besonders. Wir aßen Kekse, Brot mit dick Butter, tranken sehr viel und wurden trotzdem nicht zu dick. Wir tranken mit unseren Freunden aus einer Flasche und niemand starb an den Folgen.

Wir hatten nicht:

Playstation/Nintendo 64/X-Box/Videospiele/64 Fernsehkanäle/Filme auf Video/Surround Sound/eigene Fernseher/Computer/Internet-Chat-Rooms

Wir hatten Freunde!!!

Wir gingen einfach raus und trafen sie auf der Straße. Oder wir marschierten einfach zu deren Heim und klingelten. Manchmal brauchten wir gar nicht klingeln und gingen einfach hinein. Ohne Termin und ohne Wissen unserer gegenseitigen Eltern. Keiner brachte uns und keiner holte uns. Wie war das nur möglich?

Wir dachten uns Spiele aus mit Holzstöcken und Tennisbällen. Außerdem aßen wir Würmer. Und die Prophezeiungen trafen nicht ein: Die Würmer lebten nicht in unseren Mägen für immer weiter und mit den Stöcken stachen wir auch nicht besonders viele Augen aus.

Beim Straßenfußball durfte nur mitmachen, wer gut war. Wer nicht gut war, musste lernen, mit Enttäuschungen klarzukommen. Manche Schüler waren nicht so schlau wie andere. Sie rasselten durch Prüfungen und wiederholten Klassen. Das führte damals nicht zu emotionalen Elternabenden oder gar zur Änderung der Leistungsbewertung.

Unsere Taten hatten manchmal Konsequenzen. Das war klar und keiner konnte sich verstecken. Wenn einer von uns gegen das Gesetz verstoßen hat, war klar, daß die Eltern ihn nicht automatisch aus dem Schlamassel heraushauen. Im Gegenteil: Sie waren oft der gleichen Meinung wie die Polizei! So etwas!

Unsere Generation hat eine Fülle von innovativen Problemlösern und Erfindern mit Risikobereitschaft hervorgebracht. Wir hatten Freiheit, Mißerfolg, Erfolg und Verantwortung. Mit alldem wußten wir umzugehen.

Wenn wir uns geprügelt haben, haben wir es möglichst für uns behalten, denn unsere Eltern wären bestimmt nicht zu den Eltern unseres Gegners gelaufen, sondern wir hätten den Ärger bekommen.

Wir haben Moped- und Mofafahren beim Schwarzfahren gelernt. Die Zahl der Unfälle war auch nicht höher. Auto fahren später dann natürlich auch.

Unser Haupttransportmittel war unser Fahrrad und unsere Beine, nicht Mamis Auto oder irgendein organisierter Elternfahrdienst.

Aufgedrehte Kinder waren eben aufgedrehte Kinder, nicht hyperaktive. Besonders aufgedrehte Kinder waren Jungs und keine ADS Kinder. Sie bekamen in erster Linie Kakao und Nudeln und kein Ritalin.

Wegen Verletzungen die nicht mindestens genäht werden mussten ging niemand nach Hause bevor es dunkel wurde und der Spieltag vorbei war.

Wir bauten Baumhäuser ganz ohne SIMS Erfahrung.

Wir sahen um 3 Uhr morgens Boxkämpfe ohne FSK, dafür standen wir mit unseren Vätern extra auf. Trotzdem besuchten danach wir kein Antiagressionscamp und die Amokläufer unter uns waren trotzdem überschaubar. Bud Spencer hatte ebenfalls keine nennenswerte Auswirkung auf unser Aggressionsverhalten.

Hygiene war nicht unbedingt unsere Stärke vor allem bei den Jungs, dafür haben wir jetzt ein funktionierendes Immunsystem.

Ich finde diesen Beitrag viel zu verklärend und verallgemeinernd. Manches trifft zu, Vieles auch nicht. Wenn die Vergangenheit schon so verklärend dargestellt wird, wer sind denn die jetzigen Vorbilder unserer heutigen Kinder/Jugend?
MmN ist die westliche Welt durch das Internet/Smartphone/soziale Netzwerke/Shoppingmöglichkeiten ohne Ende, ... für uns alle wesentlich komplexer und herausfordernder geworden. Wir haben sooooooo vieele Möglichkeiten wofür/wogegen wir uns entscheiden. Diese Vielfalt und Komplexität die gab es einfach früher nicht und dadurch war sicher aauch so manches einfacher zu handhaben als heutzutage.
 
back to the roots! ich wär ja dafür, dass man kinderbettchen wieder mit blei-, und cadmiumfarben anmalt ... :D
 
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