Ich glaube, bevor man sinnvoll diskutieren kann, ob Monogamie gut oder schlecht ist, sollte man die Frage präzisieren.
Meiner Meinung geht es nicht um folgende Frage:
"Ist es gut oder schlecht, wenn ein Mensch, den Sex und Liebe komplett miteinander verbindet, für den alles andere als Monogamie entweder
von vornherein schlecht ist, oder sich vielleicht nachdem er
ernsthaft beide Formen überlegt hat und zu dem Schluss gekommen, dass eine Art sexueller Askese für ihn besonders wertvoll ist, monogam lebt."
Die Frage, so wie ich es verstanden habe, ist eher:
"Wenn ein Mensch völlig ohne Vorurteile oder eine feste Dogmatik aufwachsen und sich dann entscheiden könnte, lieber in einer offenen oder einer monogamen Beziehung zu leben, welche wäre die bessere?"
So habe ich die Frage jedenfalls aufgefasst. Für das andere bräuchte man keine Diskussion. Wenn man bereits im Vorhinein davon ausgeht, dass es nur eine einzig mögliche Konsequenz gibt, braucht man darüber nicht diskutieren.
Nur kann das fast niemand, seinen Partner derartige Freiheiten lassen und damit selber glücklich sein.
Ich kenn niemanden. Ich hab es mir für mich mal überlegt, ich bin nur bis zum Schluss gekommen, dass ich sicher früher in solche Freiheiten einwilligen würde, als mein Mann es tun würde. Ob es mir dann wirklich gefallen würde, ich kann es nicht sagen.
Ich versteh' es nicht recht, aber ich habe dieselbe Beobachtung gemacht. Ich finde einfach, dass schlicht und ergreifend niemand einen Vorteil davon hätte, wenn ich meiner Frau Sex mit anderen verbieten würde. Ich wüsste nicht, wozu.
@love-it: Normalerweise macht man das in Forum nicht, mehrere Posts hintereinander zu schreiben...
@Steirerbua: Ich geb' dir insofern Recht, als dass ich nicht wollte, dass sie sich mit anderen trifft, STATT den Abend mit mir zu verbringen. Aber es spielt für mich keine ROlle, ob sie sich mit einem Freund zum Schachspielen oder zum Sex trifft. Die Zeit ist sie sowieso weg.
Ja sicher kann man das. Aber für mich stellt sich dann halt trotzdem die Frage, warum man nicht auf andere Männer und Frauen verzichten will. Wenn man einem Menschen in Liebe zugeneigt ist, dann stellt sich doch die Frage gar nicht, da verzichtet man doch gerne auf andere Sexualpartner, weil man gar kein Verlangen danach hat.
Das ist im Wesentlichen, was ich ganz am Anfang gemeint habe. Das stimmt nur, wenn man dogmatisch daran festhält, dass Sex nur mit Liebe Spaß macht. Wenn es bei jemandem so ist, sehe ich für ihn auch keinen Grund dazu, mit anderen zu schlafen.
Das Problem ist, dass es sehr viele Menschen gibt, die eigentlich gerne Sex mit anderen Partnern hätten. Ich gebe zu, dass ich mehr Menschen in monogamen Beziehungen kenne, die gar keinen anderen wollen, aber es hält sich fast die Waage. Immer wieder höre ich, dass einzelne gerne etwas ausprobieren wollen. Liebe kann sexuelles Verlangen steigern, keine Frage. Aber es ist keine notwendige Bedingung. Und wenn bei jemandem die Lust da ist, soll er sie auch leben können, wenn er niemandem damit wehtut. Ohne sich dafür groß verantworten zu müssen.
Das einzige, was in einer Beziehung die Langeweile fördert, ist das Unvermögen der Partner, auf einander einzugehen, indem man zum Beispiel in routinemäßige Handlungen verfällt, anstatt sich täglich um den Partner neu zu bemühen.
Das ist schlicht und ergreifend Unsinn.
Ich habe einen guten Freund, der könnte jeden Tag Salamipizza essen, auch zweimal. Ihm genügt das und er ist damit glücklich.
Ich mag Pizza auch gern, aber ich liebe auch Apfelstrudel, Schweinsbraten, Gnocchi mit Gorgonzolasauce und Unzähliges mehr. Ich brauche in allen Lebensbereichen Abwechslung. Sex ist da kein Sonderfall, nur einer von vielen.
Das ist auch keine
Ausrede. Warum sollte ich nicht einmal fühlen wollen, wie sich ein größerer oder kleinerer Busen anfühlt? Warum sollte ich mich nicht einmal mit einer Frau vergnügen, die Techniken kennt, die meine nie kennenlernen kann, wenn sie immer nur mich hat? Warum sollte ich nicht einmal eine Frau mit etwas überraschen, das meine Freundin schon 300-mal erlebt hat?
Außerdem geht es ja auch nicht nur um Praktiken. Es ist unheimlich spannend, eine Frau zu erobern. Für beide. Bei der eigenen Frau ist es nicht dasselbe.
Ich will auch nicht die Monogamie schlecht machen, nur weil ich das andere für besser halte. Wenn jemand, wie du, seine Frau so sehr liebt, dass ihn der Gedanke, eine andere zu berühren, fast abstößt, dann gönne ich ihm das Glück. Aber es geht darum, ob Monogamie ein Leid für die Gesellschaft ist, und das sind alle, also nicht nur Sonerfälle wie ich, aber auch nicht nur Sonderfälle wie du. Und es gibt viele Menschen/Paare, die unter der auferlegten Monogamie leiden müssen.
Scheint es Dir völlig ausgeschlossen, dass beide durchaus sehend für sich entschlossen haben, dass sie Sex ohne Liebe nicht haben wollen?
Nein, im Grunde nicht. Ich glaube nur, dass die Mehrheit die Meinung eher blind übernimmt, weil es Papa und Mami und Urlioma und Urliopa auch schon so gemacht haben.
@Mauron: Hab ja nicht gesagt, dass Monogamie und Hexenverbrennungen gleich schlimm sind. Ich habe gesagt, dass ich die Phantasie, man könnte nur mit jemandem alt werden, wenn man keinen Sex mit anderen hat, genauso absurd ist, wie jemanden zu verbrennen, weil man glaubt, er/sie buhle mit dem Teufel.
Es gibt für mich kein wenn und aber - denn wenn ich mit jemandem zusammen bin, dann weil ich das will und nicht weil mich jemand dazu zwingt und dazu gehört für mich auch 100 %ige Monogamie! Ich hab schon sooft bei anderen gesehen, dass wenn sie fremdgehen auch immer was in der Beziehung nicht gestimmt hat und früher oder später Schluss gemacht haben...
Das sehe ich auch so. Wenn man schon mal fremdgehen muss, geht über kurz oder lang was schief. Dann fängt man an sich zu belügen und zu umlauern. Ich bin der Meinung, dass einige der Beziehungen nicht in die Brüche gehen würden, wenn es kein Fremdgehen gäbe - weil es nicht "fremdgehen" wäre, mit anderen Sex zu haben.
Schließlich kann Sex mit anderen auch frischen Wind ins eigene Schlafzimmer (oder auf den Spielplatz oder ins Auto oder auf die Waschmaschine...) bringen.
@love-it: Hast du schon mal mit deinem Partner darüber gesprochen? Es gäbe ja sonst noch einen Mittelweg, bei dem man keinen Sex ohne den anderen hat, aber trotzdem nicht auf Experimente mit anderen verzichtet: Dreier zum Beispiel.
Ich verstehe, dass dir das Flirten gefällt. Ich muss auch sagen, dass mir das Erobern einer Frau mehr Spaß macht als der Sex selbst. Aber Flirten macht keinen Spaß, wenn man von vornherein weiß, dass man den Gewinn nicht "auskosten" darf. Das ist wie ein Spiel, wo man den anderen gewinnen lassen muss. Außerdem wäre es unehrlich der angeflirteten Person gegenüber.
alles Liebe (auch und gerade an den Steirerbua ^^)