In Zürich durften bis September 1986 keine Spritzen an Heroinabhängige abgegeben werden. Im Jahr 1985 drohte der damals noch amtierende Kantonsarzt Gonzague Kistler, unterstützt vom kantonalen Gesundheitsdirektor Peter Wiederkehr, Ärzten und Apothekern mit „patentrechtlichen Maßnahmen bis hin zum Bewilligungsentzug“, falls sie sich nicht an das Verbot der Spritzenabgabe halten würden. Erst im September 1986 änderte der Zürcher Regierungsrat die Heilmittelverordnung und gab den Spritzenverkauf frei. Opfer vermeiden oder den Schaden minimieren sollten die neuen Leitmotive der Zürcher Drogenpolitik werden. Der Stadtrat von Zürich beschloss 1987 Schadensminimierung (harm reduction) zum festen Bestandteil der drogenpolitischen Maßnahmen zu küren. Die erste Interventionsstrategie war der Aufbau eines weitverzweigten Netzes mit Möglichkeiten, alte gebrauchte Spritzen gegen neue auszutauschen. Keine zehn Jahre nach dem Beginn des Spritzenaustauschprogrammes wurden in Zürich jährlich Millionen von Spritzen abgegeben (1994 waren es 4,3 Millionen), wobei etwa 90% wirklich ausgetauscht wurden, das heißt, die Fixer haben ihre alten gebrauchten Spritzen wieder abgegeben, so dass sie sachgerecht entsorgt werden konnten.
In Basel, Bern, Luzern, St. Gallen und anderen Städten wurden 1986/1987 Spritzenaustauschprogramme als festen Bestandteil der Gesundheitsdienste eingerichtet. Die ab 1986 in verschiedenen Städten eingeführten Spritzenaustauschprogramme beeinflussten nachhaltig das Infektionsrisiko, wobei der Anteil der drogenkonsumierenden Personen an der Gesamtzahl aller gemeldeten HIV-positiven Testresultaten von 69,5% im Jahr 1985 auf 12,7% im Jahr 1998 zurückgegangen ist. Alleine durch diese Maßnahme konnte das Infektionsrisiko mit HIV bei den intravenös injizierenden Drogengebrauchern um mehr als den Faktor fünf reduziert werden.