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Weißt Du, ich glaube, jeder Mensch ist "Therapierbar". Es kommt nur darauf an, ihn richtig zu erwischen. Das ist nicht zwangsläufig eine Sache von Können, es gehört auch Glück dazu. Traumata werden "vergessen", ich meine damit, es ist keine bewusste Erinnerung vorhanden. Unterbewusst ist naturgemäß alles da, wirkt, schadet. Der beste Therapeut der Welt kann nichts machen, wenn er diesen Panzer, der dem Selbstschutz dient, nicht durchbrechen kann.Das Problem ist, dass es Menschen gibt, welche nicht therapierbar sind.
Soweit ich das verstehe hat jeder Therapeut, weitgehend egal welcher Richtung er angehört, einen Supervisor, also einen anderen Therapeuten, bei dem er sich ausheulen kann, mit dem man spricht, der einen korrigiert und berät. Das hat man als Partner in so einer Beziehung normalerweise nicht: man ist auf sich selbst gestellt, falls es solche Supervision gibt dann vom "Besten Freund", der auch nicht viel davon versteht. Dazu kommt, wie schon jemand weiter oben gesagt hat, dass man nicht die nötige Distanz aufrecht erhalten kann: man liebt, ist emotional verstrickt, hat persönliche Interessen, also ist man sehr subjektiv. Das schadet zwar einerseits der Therapie wesentlich, andererseits hat man eine Art von dilettantischer Begeisterung dabei, eine Wärme die den Profis naturgemäß abgeht, was wieder positiv ist. Man lässt den Partner naturgemäß so nahe an sich heran, wie nur irgend möglich. Zwangsläufig nimmt man selbst in so einer Beziehung Schaden, übernimmt den Knacks, den der Partner hat, für sich selbst. Ich möchte jetzt nicht missverstanden werden: Ich mag zwar etwas verkorxt sein, nach 30 Jahren, aber ich habe kein Problem damit, meine Frau ebenfalls nicht, und weil ich keine andere Frau möchte wird es niemandem schaden. Ich beschwere mich also nicht. Ich will einfach nicht therapiert werden, therapierbar wäre ich natürlich
Wenn ich heute drüber nachdenke, was ich falsch gemacht habe, dann vor allem, dass ich nie über mein Problem (das ich mit den Problemen meiner Frau habe) gesprochen habe. Sie ist meine beste Freundin, und gerade mit ihr konnte ich ja nie drüber reden, denn sie hielt ja alles für normal, ihren Missbrauch hatte sie so sehr verdrängt, dass es absolut keine Erinnerung daran gab, in Teilaspekten auch heute noch nicht gibt. Ich dachte, es sei zu intim, um es nach außen zu tragen. Jetzt, hier im Forum, sehe ich, dass es wirklich viele Leute gibt, die ähnliche Probleme haben. Hier stranden naturgemäß Leute, bei deren Partner es sich sexuell auswirkt, ich glaube aber, es kann sich in vielen anderer Arten auswirken. Ich gebe meinen Senf dazu. Eine Freundin fragt mich immer: "Alois, warum tust du das, was gibt es dir?" (sie hat - wie man sieht - viele Therapien hinter sich). Die Antwort ist ganz einfach: ich lerne zu verstehen. Ich versuche, die Funktionsweise zu verstehen. Ich habe bis heute nicht verstanden, was es bedeutet, (sexuell) missbraucht geworden zu sein. Ich weiß, dass es viel bedeutet, aber ich verstehe nicht, wie es wirkt. Ich glaube, dass Missbrauch, egal welcher Art (es gibt so viele Arten von Missbrauch, wie es Täter gibt), dann am schrecklichsten ist, wenn er von einer geliebten Person betrieben wird, aber ich weiß nicht, ob das stimmt. Und ich sehe, dass sexueller Missbrauch an Mädchen wirklich häufig vorkommt, in allen gesellschaftlichen Schichten.