Ich möchte mich da zu ein paar Hintergründen auslassen...
Hochinteressant, dass schon zu Beginn dieser debilen Schelling-Diskussion (von ihm selbst, glaube ich) der Verweis auf das Funktionieren von Hartz IV gemacht wurde. Deshalb sollten wir das hier vertiefen. Hartz IV war (UND DAS SOLLTEN WIR VERDAMMT NOCH EINMAL AUF KEINEN FALL VERGESSEN), eine der Glanzleistungen der Rot-Grünen Regierung Schröder-Fischer. Der Hintergedanke dieser Reform (eingebettet in ein ganzes Paket) war unter anderem auch die Senkung der Lohn-Stück-Kosten. Man kann das auch anders ausdrücken: die Hebung der Wettbewerbsfähigkeit durch Auslösung eines deflationären Trends.
Der Druck auf die Arbeitslosen wirkt nämlich vor allem als DRUCK AUF DIE NIEDEREN LÖHNE. Bekommen die Arbeitslosen zu viel und zu leicht Geld, müssen die niedrigen Löhne natürlich gehoben werden. Steigen diese, dann pflanzt sich diese Steigerung durch die ganze Lohnpyramide durch. BEIM UNSELBSTSTÄNDIGEN EINKOMMEN.
Die Reformen waren wirksam. Deutschland wurde im Laufe des letzten Jahrzehnts vom Sorgenkind Europas zum Musterschüler. Als Merkel auf Schröder folgte, mußte sie keine weiteren Reformen mehr durchführen. Der Weg in die neoliberale Richtung war schon VON DEN ALT-68ERN VORGEZEICHNET WORDEN.
Diese Reformen haben dann bewirkt, dass sie Schere zwischen den Nord- und den Südländern noch mehr auseinanderging. Der Norden exportierte, der Süden importierte. U-Boote zum Beispiel.
Als dann der Euro drohte zu zerplatzen, mußte ein Schuldiger gefunden werden. Und da war auch jemand, der darum bettelte: die Griechen. Verschuldet, ein bissl naturpräpotent, und ebenso verschwendungssüchtig. Ungeschickt, von Minderwertigkeitskomplexen geplagt und gierig nach Olympischen Spielen, oder anderen Prestigeprojekten. Und wenn jemand partout darum bettelt, zum Klassenkasperl gemacht zu werden - schafft er es meistens auch.
Und das Spiel funktionierte. Der "Abschaum" am unteren Rand der Gesellschaft wurde im Norden ins Visier genommen. Die Löhne und Einkommen stagnierten bei den Unselbstständigen. Die Wirtschaft brummte (im Norden). Die Südländer krachten. Die Bürger im Norden bekamen die Griechen als Schuldige, sie murrten, sie schimpften, und sie zahlten.
DEN BANKEN. ALLES, WAS DIE VERLANGTEN. Das Geld floß, es floß UND FLIESST WEITER aus den Taschen der Bürger in die Taschen der Reichen. Zu den Brokern in New York, den "City-Boys" in London, oder all den anderen geschniegelten Wichtigmachern in Frankfurt, Tokio, Shanghai. Und auch zu ein paar Wixern aus der Provinzliga in Wien. All den Leuten, die wiff genug sind, um sich mit Aktien auszukenne und mit ein paar Grundgesetzen der Zeitreihenanalyse. All den Haufen von Ingenieuren, denen die Arbeit in der Industrie zu anstrengend und zu unterbezahlt war, und die dann zu den Investmentabteilungen der Banken gingen.
Das Geld wandert von den Leuten die arbeiten zu denen, die ZOCKEN.
Und, um den BEDACKELTEN die klare Sicht auf das zu verstellen, muß man ihnen einen anderen Täter präsentieren. Jemanden, der keine Lobby hat, und die oder der sich nicht wehren kann. Leute, die möglichst ganz unten sind.
Das haben mittlerweile auch die aus der ÖVP recht gut erkannt. Aber, es war ein paar Jahre später, als die Rot-Grünen Fischer und Schröder das herausgefunden haben.