Nicht unbedingt. Auch wenn ich ein Verbot von Prostitution grundsätzlich für Unsinn halte, ist der Weg für den sich Schweden dabei entschieden hat, also ein "Sexkaufverbot" (was ja anscheinend auch von diesen Bundestagsabgeordneten angestrebt wird) die "sauberste" Lösung, einfach weil dabei der Freier bestraft wird, nicht die SW. Soll heißen: Die Nachfrage bricht weg und das Angebot folgt. Dazu kann man jetzt stehen wie man will, ich muss aber zugeben, dass dieser Ansatz durchaus elegant ist. Trotzdem gilt natürlich: Sollte so ein Gesetz nicht polizeilich wirklich durchgesetzt werden, der Markt sich also nicht von selbst auf null reduzieren, dann wirds durchaus unangenehm, siehe Frankreich kurz nach der Einführung des Kaufverbots 2016 (wie es dort jetzt aussieht kann ich nicht sagen).
Verbände warnen vor Prostitutionsverbot wie in Frankreich
Lasst die Finger von einem Sexkaufverbot! – magazin.hiv
Sex-Kauf-Verbot ohne Wirkung - Radio Schweden
https://missy-magazine.de/wp-conten..._Oestergren_Das_schwedische_Sexkaufverbot.pdf
"Nach Einschätzung verschiedener Behörden und Berichte kann der vermeintliche Rückgang der Straßenprostitution dennoch nicht mit einem generellen Rückgang der Prostitution gleichgesetzt werden. Eine verbreitete Einschätzung in den von uns gesichteten Berichten ist, dass Prostituierte neue Wege gefunden haben, KundInnen zu finden und vice versa. Prostituierte verteilen ihre Handynummern an KundInnen auf der Straße oder verabreden sich über das Internet. Es wird auch davon ausgegangen, dass KundInnen häufiger in Bars, Restaurants oder Hotels angesprochen werden"
"Das Fazit lautet also, dass die offiziellen Behauptungen über den ”Erfolg” des Verbots in Anbetracht der beschriebenen Datenlage nicht belegt werden können."
Freier, die in Forschungsprojekten der Malmöer Prostitutionsgruppe und von RFSL interviewt wurden, vermittelten ein ähnliches Bild: das Verbot beeinflusse ihr Verhalten nicht. Auch Prostituierte berichten, das Verbot halte ihre Kunden nicht ab. Selbst die offizielle Evaluation, die zu dem Schluss kommt, das Gesetz schrecke Freier ab, verweist auf ”viele Polizisten”, die der Meinung seien, die Strafen, die die Käufer riskieren, seien nicht besonders entmutigend.
Die häufigste und vielleicht schwerwiegendste Beschwerde von den Prostituierten selbst ist, dass sie eine
verstärkte Sigmatisierung erleben, seit das Sexkaufverbot in Kraft getreten ist. Manche argumentieren auch, das Verbot sei ein Verstoß gegen ihre Menschenrechte und viele sagen, sie fühlten sich
weder fair noch respektvoll behandelt: sie würden nicht als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft betrachtet. Prostituierte beschweren sich zudem über die Tatsache,
nicht in den Gesetzgebungsprozess einbezogen worden zu sein. Da Prostituierte den Eindruck haben, ihre rechtliche und gesellschaftliche Situation nicht beeinflussen zu können, fühlen sie sich machtlos. Und da das Verbot auf der Idee aufbaut, Frauen, die Sex verkaufen, seien Opfer, schwach und ausgebeutet, klagen sie, das Gesetz propagiere stereotype Vorurteile über Prostituierte. Das Socialstyrelsen berichtet, aufgrund des Sexkaufverbots hätten
Prostituierte weniger Vertrauen in Behörden, Polizei und das Justizsystem. Die Hälfte der Befragten in der Studie von RFSL geben an, die gegenwärtige Gesetzgebung halte Menschen davon ab, Hilfe zu suchen.
Weiter wird berichtet, Prostituierte erlebten den Kundenkontakt als riskanter, seit die Straßenprostitution zurückgegangen ist
Fazit:
Wenn es um politische Strategien für den Umgang mit Prostitution geht, sollten diese unserer Meinung nach auf Wissen beruhen und nicht auf moralischen Bedenken oder radikalfeministischer Ideologie. Wir glauben auch, dass die Betroffenen adäquat befragt und ihre Meinungen respektiert werden sollten, wenn neue Strategien entwickelt werden. Unserer Meinung nach war dies beim ”Schwedischen Modell” nicht der Fall.