Wie denkt ihr über Sterbehilfe, sowohl aktiv als auch passiv?
Wo würdet ihr eine Grenze ziehen?
Würdet ihr diese am Alter eines Menschen festmachen und/oder an den zugrunde liegenden Motiven?
Wie ließe sich so etwas überwachen und Mißbrauch verhindern?
Bin dafür. Sowohl aktive als auch passive. Das Recht zu gehen oder bleiben sollte jedem Menschen frei stehen und tut es auch durchschnittlich. Aber speziell Menschen die DERMA?EN belastet oder eingeschränkt sind dass sie sich den Wunsch nach Tod nicht mehr selbst erfüllen können sollten die Unterstützung bekommen die sie brauchen wenn sie sie wollen.
Die Entscheidung ob und wann er gehen will, sollte grundsätzlich jeder Mensch für sich selbst treffen dürfen. Würdest Du - wenn es die Möglichkeit dazu gäbe - aktive oder passive Sterbehilfe begrüßen, selbige in Anspruch nehmen und damit Deine Absicht im Grunde genommen ein Stück weit preisgeben, oder einen "heimlichen" und nicht assistierten Freitod wählen?
Das kommt darauf an wie konkret meine Absicht ist und was der beste Weg ist. Wenn ich sterben will... und zwar JETZT... dann geh ich auch mit legaler Sterbehilfe nicht auf eine Psychiatrie, registrier mich und mach einen 1-2 jährigen Betreuungsprozess durch. Da find ich 100 schnellere, bessere, verlässlichere Wege.
Sich mit dieser Absicht einweisen zu lassen würde aber möglicherweise eine intensive Therapie garantieren, für viele hilfreich wirken und wenn ich praktisch nur einen Hilfeschrei ausstoßen wollte würde ich mich durchaus dazu entscheiden aktive anzustreben... wahlweise wird mir geholfen oder 1-2 Jahre später ein schmerzfreier Abschied ermöglicht. An dem Punkt SOWSA anzustreben wär ich 1-2 Mal gewesen im Leben. Ansonsten natürlich noch wenn ich sterben will mir aber irgendwie die Möglichkeit fehlt... aber ich glaub dazu bin ich zu kreativ und mir zu bewusst wie einfach es ist an Gift oder andere Möglichkeiten zu kommen.
Ich ebenfalls und gerade das macht mich so betroffen. Für mich ist ein solcher Fall ein Scheitern der Gesellschaft. Schon die zugrunde liegenden Ursachen hätten verhindert werden müssen und ich frage mich immer und immer und immer wieder ob tatsächlich alles getan wurde, um dem Mädchen zu helfen.
Bei dem Mädel wurde SICHER nicht alles getan oder es gab noch weitere bedingende Umstände die das ganze massiv verschlimmert haben. Aber von dem was von ihrer Geschichte berichtet wurde kenne ich Fälle denen VIEL VIEL schlimmeres wiederfahren ist... Fälle deren Kindheit ab dem 7ten Lebensjahr eine Dauervergewaltigung und Rolle als Painslave war zB.... bei denen haben diverse Therapien gezogen und es sind Rehafälle, aber lebensfähige Frauen geworden.
Natürlich auch unterstützt durch Umstände und persönliche Geschichten...
Aber mit 17 so abzustürzen nach ein paar traumatischen Erfahrungen... da hat in meinen Augen therapeutisch mal GAR NICHTS funktioniert und ich würd ernsthaft gern wissen wollen woran das gelegen hat. Totalversagen der Therapeuten und Betreuer oder des Umfelds... oder die hässliche Aussage: vielleicht einfach die Schuld/Schwäche/schlechtes Karma des Opfers.
Auf der anderen Seite stellt sich mir die Frage ob Das Mädchen ihr Trauma jemals hätte überwinden und ein "normales" Leben führen können.
Das Heimtückische an seelischem Schmerz ist das er für Außenstehende kaum mess- und bewertbar ist. In meiner Brust schlagen diesbezüglich zwei Herzen. Auf der einen Seite kann ich sie und ihre Entscheidung schon irgendwie verstehen, auf der anderen weigert sich aber auch etwas in mir zu akzeptieren das ein im Grunde genommen noch gar nicht begonnenes Leben auf diese Art zu Ende geht.
Wie du schreibst: Schwer nachvollziehbar und nachfühlbar. Aber ich kenn (objektiv, rein numerisch betrachtet) schlimmere Fälle aus denen teilweise echt feine Frauen geworden sind die glückliche, wenn auch teilweise permanent gezeichnete, Leben führen.
Jo mei, willst auf 1900-Niveau stagnieren? Damals haben sich sicher genausoviel Lebensversager aufgehängt und ersäuft, wenn nicht sogar mehr, weil damals gab es keine soziale Hängematte.
Da will ich anmerken dass Freitod in dem Fall nur die Fluchtseite einer erzwungen Kampf-Fluchtreaktion ist. Und man auch nicht vergessen sollte welche Sicherheiten und soziale Stabilität man sich mit so einem Sozialsystem erkauft. Nicht alle würden Flucht wählen wenn es ums nackte Überleben geht!