Essen und Spritzer-trinken beim Reinthaler ist sehr o.k., aber selbst dort fällt es mir schwer, "milieumäßige Aktivitäten" zu erkennen - bzw. hoffe ich, dass die ziemlich sehr alten Damen nicht (mehr) dem Gewerbe nachgehen ...
Kann ich "zu seriös" ausschauen, sodaß ich nicht angesprochen werde? Bin meist in "offizieller Mission", also beruflich in der Gegend, und gehöre vermutlich zu den furchtbaren Menschen, die dieses Gebiet "aufwerten" sollen, wobei mich gerade die Mischung aus "neuer Kreativbranche" und "ältestem Gewerbe" interessiert ...
aber die Routiniers hier machen ja scheinbar auf "buisness as usual".
Wenn niemand auf der Straße ist, geht mann dann eben in ein Studio?
Sorry für die blöden Fragen, aber nachdem ich ein paar Jahre am Gürtel gewohnt habe, glaubte ich eigentlich zu wissen, wie Straßenstrich so ungefähr abläuft ....
Beim Reinthaler wirst Du auch keine Damen des Gewerbes antreffen. Dort schickt der Billy nur hin und wieder Mädels rein, um sich eine Pause zu gönnen und Flüssigkeit zu sich zu nehmen - er ist halt der Einzige, der nicht (nur) mit lüsternem Blick auf die Mädels schaut.
Du ahnst nicht, wie viele Geschäftsleute (zumindest sehen sie so aus) sich im Stuwer herumtreiben. Hab mir auch schon übrlegt, so mit Anzug und Krawatte,........aber dann zahl ich womöglich das Doppelte......? Das Stuwer hält viel aus, sogar den neumodischen Kram.
Was willst den sonst machen? Ist eine der positiven Eigenschaften der Wiener + Umgebung, daß sie zwar raunzen, sich aber blitzartig auf neue Situationen einstellen und damit fertig werden. Und im Prinzip alles so weitergeht wie bisher. Und ein Studio als sichere Bank im Hintergrund, erspart Dir so einige Schmerzen, bzw. Handarbeit, wenn mal tote Hose ist im Viertel.
Das Stuwer ist kein Straßenstrich, das ist Häuserkampf. Die Kilometer, die ich dort jedesmal runterspule, indem ich jeden Häuserblock einige Male umrunde, würde ich am Gürtel nie zusammenbekommen, da es hier angebracht ist, das Auto stehen zu lassen. Auch kann man das Flair des Stuwers nicht mit anderen Teilen Wiens und schon gar nicht mit der Strichszene generell vergleichen.
Wir hatten, als ich noch Fahranfänger war, einen Generationswechsel bei der, damals noch, Gendarmerie. Da kamen "Jung-Rambos" aus der Akademie zu uns in die Provinz und dachten, sie könnten die Gesetze ändern. Ich war nie im Gewahrsam und nur einer von denen ist bei uns Polizist geworden. Alle anderen haben sie nach Kamtschatka versetzt. Sind jetzt einige davon Security-Angestellte! Der Einzige der von damals übriggeblieben ist, hat damals zu mir gesagt, er schäme sich für seine Kollegen, das haben sie auf der Polizeischule nicht gelernt!
Dann müssens aber den Schlüsel wegwerfen, denn wenn ich wieder rauskomme, kommen die in die Außenstelle "Franz-Josef-Land".
Damit hilft man den Mädchen auf Dauer aber auch nicht. Und wo ist der Frieden, wenns ein paar Tage später wieder vor Dir stehen?