was ich nicht verstehe: auf dieser liste haben tatsächlich promis unterschrieben die ich bis dato für intelligent hielt
Ja, nicht? ^^
Könnte ja schon ein Indiz dafür sein, daß Frau Schwarzer als Prügelschaf zwar verlockend ist, ihre Idee aber nicht gänzlich undurchdacht sein kann.
Sie hat sich verrannt, das sehe ich auch so. Prostitution ist nicht verhinderbar, sie kann lediglich erneut und verstärkt in die Illegalität gedrängt werden - wurde verschiedentlich schon ausgeführt. Kriminalität und Menschenhandel sind seit Legalisierung in Deutschland in diesem Umfeld angestiegen - daß das für eine Feministin unerträglich sein muß dürfte nachvollziehbar sein.
Daß durch ein erneutes Verbot das, was sie eigentlich will - ob nun tatsächlich oder vorgeblich - nicht erreichbar ist ist klar wie Kloßbrühe - wundert mich, daß das alte Schlachtroß (ich bewundere ihre Arbeit sehr, auch wenn sie hier und da gehörig in die Scheiße greift) hier ihre Urteilsfähigkeit offenbar eingebüßt hat wundert mich, aber zeig mir mal jemand 'nen Revoluzzer, der in Friedenszeiten mit seinem Freiheitskampf aufhören kann - die trällern, so lange sie Luft holen können, anders hätten sie das Feuer im Arsch, das man braucht, um gesellschaftliche Veränderungen loszutreten, ja nicht.
Egal. Womit Frau Schwarzer mittlerweile sehr stark assoziiert wird ist "DER" Feminismus. Das finde ich persönlich schade, weil: in vielen Bereichen war sie für mich Leitfigur, auch Vorbild, was ihre scharfe Argumentation und ihren Mut angeht. Aber sie hat nie für ALLE Frauen gesprochen, konnte sie gar nicht, weil innerhalb der Frauenbewegung nicht nur in Deutschland, sondern auch länderspezifisch nie nur EINE feministische Bewegung stattgefunden hat. Daß Frauen heute in unseren Ländern relativ frei und selbstbestimmt leben können haben wir diesen vielfältigen, verschiedenen Frauenbewegungen zu verdanken.
Was aus meiner heutigen Sicht dabei verschütt gegangen ist: der Punkt, wo sich der Schwerpunkt tatsächlich auf GLEICHBERECHTIGUNG von Mann und Frau hätte verlagern müssen. Es reicht nicht, ein Lager als Feind klein zu kriegen, um das andere zu stärken. Es reicht auch nicht, männliches Verhalten und männliche Bedürfnisse zu ächten und selbst zu keinen Veränderungen bereit zu sein. Frauen leben heute zwar freier, aber in sexueller Hinsicht sind immer noch gewaltige Unterschiede da.
Wird mir jetzt zu viel Text - die, die mich schon länger kennen, kennen auch meine Einstellung gegenüber Prostitution (ich verachte Paysexkunden, ich werde keiner Sexworkerin jemals Verachtung wegen ihres Berufs entgegenbringen - den sexistischen Luxus leiste ich mir
) - und zwar nicht wegen dem, was irgendwer im Bett treibt, auch nicht weil ich finde, daß es verwerflich ist, wenn jemand es als Kick empfindet, wenn er Sexdienstleistungen "kauft". Sondern: weil Frauen und der Beruf "Hure" noch immer in gewisser Weise als "Eins" gesehen werden. Weil es an Respekt mangelt, an Achtung gegenüber den Frauen in der Gesellschaft und in den Köpfen. Weil nach wie vor Sex als Druckmittel von BEIDEN Seiten benutzt wird - weil nach wie vor auch sexuelle Praktiken als verwerflich und deshalb in den Schmuddelsektor Paysex verschoben werden. Weil immer noch Frauen als Nutte, Schlampe usw. beschimpft werden, wenn sie sexuelle Annäherung ablehnen (auch von Frauen, das finde ich besonders erbärmlich).
Unter'm Strich: ich glaube auch nicht, daß sich Prostitution so schnell gesellschaftsfähig etablieren kann, daß ich's noch erlebe. Weil: solange Frauen und Männer in ihrer Verschiedenartigkeit nicht die gleiche Akzeptanz und Wertigkeit erfahren, wird's gerade in diesem Bereich immer zu Machtgefälle kommen. Männer werden das Gefühl, immer "Bittsteller" sein zu müssen, weiterhin mit Geld zu kompensieren versuchen, Frauen werden weiterhin diese "Bedürftigkeit" von Männern zu finanziell nutzen und glauben, sie säßen an der eigentlichen "Machtquelle" Sex.
Ich glaube nicht, daß Prostitution jemals verbietbar ist, ob sie irgendwann unter wirklich fairen Bedingungen Fuß fassen wird: ich glaub nicht, nicht, solange Männer und Frauen meinen, männliche Sexualität sei verwerflich und weibliche der goldene Gral.