Leider bin ich nicht in der Lage, über dieses Thema emotionsfrei zu sprechen, deshalb ärgert mich obige Arroganz, die sich einbildet, auf Bildung zu fußen, dementsprechend sehr!
genau das bräuchte es aber, eine emotionsfreiheit, um über dieses thema reden zu können. so bald man in eine solche frage emotionen reinbringt, lässt sich von lebenslänglicher sicherheitsverwahrung über die todesstrafe bis zur zwangskastration alles argumentieren. finde ich aber - ganz ehrlich - schon ein bisschen erstaunlich, wenn wer in dem einen posting die "unsensibilität" von juristen ankreidet um dann weiter unten festzustellen, dass er selbst zu einer rein sachlichen diskussion bei dem thema gar nicht fähig wäre. und nein - emotionslos sind längst nicht alle juristen, es ist kein wesenszug von juristen noch von jus studenten, unsensibel und emotionslos zu sein. natürlich braucht es aber eben jene emotionsfreiheit, die du wiederum wohl als unsensibilität bezeichnest. das ist sowohl falsch wie auch ein dummes vorurteil. genausogut könnte man schauspielern einen hang zur schizophrenie unterstellen oder bildenden künstlern einen hang zur trinksucht nachsagen.
und es ist halt schon ein unterschied ob jemand aus dem eigenen umfeld und den eigenen erfahrungen zitiert und dieses dann als wissen offenbart oder ob jemand fachbücher zu dem thema liest und daraus zitiert.
aber worum es doch eigentlich geht: wir wollen verhindern dass frauen vergewaltigt werden. nun ist die frage die: wie erreicht man das ziel? die einen (und man wird deswegen dem unreflektierten kronezeitungsleser, strachewählenden, populistischen idioten zugeordnet, weil diese kreise in die richtung am lautesten schreien) glauben das ziel dadurch zu erreichen, indem sie das Strafmaß hochsetzen. Einerseits hilft das nicht, wenn der strafvollzug ein reines wegsperren ist, das sich nicht darum kümmert, was mit dem gefangen passiert, wenn er wieder rauskommt UND vor allem: die abschreckungswirkung ist nur dann vorhanden, wenn verbunden mit den hohen strafen, auch die aufklärungsquote hoch ist. man könnte aber durch einiges nachdenken selber draufkommen, dass einerseits bei fremden straftätern oft schwierig den straftäter zu finden, bei dem opfer bekannten mutmasslichen delinquenten ist wohl meist die frage nach der beweisbarkeit des verbrechens das problem. drittes problem bei der abschreckungswirkung: diese funktioniert bei taten die unter einer gewissen emotionalität stehen, nur bedingt. zusammenfassend: die abschreckende wirkung von langen haftstrafen bei vergewaltigungen ist nicht unbedingt gegeben.
zweite argumentation: durch lange haftstrafen will man potentielle opfer schützen. es dürfte wohl keine frage sein, dass wer eingesperrt ist, sich schwer tut, gewisse verbrechen zu begehen (gerade vergewaltigung dürfte nicht unbedingt zu diesen verbrechen gelten), aber seien da zwei anmerkungen gemacht: irgendwann kommt der kerl wieder raus und er hat eben auch hafturlaube, in denen eine straftatbegehung möglich ist. desweiteren muss mal mit diesem: der täter kriegt eine gratis therapie und das opfer darfs zahlen blödsinn schluss sein. für die meisten täter ist eine therapie alles andere als angenehm. denen wärs lieber, sie würden für 5 jahre in eine zelle gesperrt und kommen dann wieder raus, als dass sie ein jahr lang eine intensive täter therapie machen. rede mal mit einem strafgefangenen, dann nur wirst du begreifen, dass der sich im normalfall alles andere als eine therapie wünscht.
das dritte problem sind die grenzfälle. du definierst vergewaltigung folgendermassen: eine sexuelle Handlung an oder mit einer Person gegen deren Willen
nun gäbe es da einige fragen: wann ist es eine sexuelle handlung? ist das berühren eines sekundären geschlechtsorganes schon eine sexuelle handlung? ist es eine sexuelle handlung, wenn das opfer es als solche empfindet oder nur dann, wenn es der täter als solche empfindet. oder ist gar "nur" die penetration selbst eine sexuelle handlung. wie äußert sich denn dieser eben nicht vorhandene wille? wie lässt sich beweisen wer was wollte und was nicht? ich weiß nicht, wie das bei all den frauen, die dir von ihren vergewaltigungen erzählt haben. so wie du schreibst müssen es ja ziemlich viele gewesen sein (wobei ich jetzt nicht die frage aufwerfe, wie sich ein mann mit einer frau unterhält, dass sie ihm bereitwillig von einer vergewaltigung erzählt, so wie du schreibst, erweckt es den eindruck als passiere Dir das alle zwei monate mindestens ein mal). ich kenne jedoch fälle, wo frauen von vergewaltigung reden, die ich selbst nur als ausnutzen einer notlage bezeichnen würde.