Für mich ist das Wort "erziehen" in Bezug auf Menschen gefühlsmäßig nicht stimmig.
Gras wächst nicht schneller, nur weil man daran zieht.
Mit "erziehen" assoziere ich Spannung, Druck, etwas hineinpressen und das erzeugt auf der Gegenseite Anspannung, Gegendruck und Abwehr.
Du schreibst mir echt aus der Seele.
Dieses Verständnis habe ich mir auch immer von der "Mutter meiner Kinder" gewünscht (war jetzt kein Antrag
).
Ich denke auch, dass "wachsen lassen" und begleiten und Vorbild sein effektiver ist, als jemand mit er-ziehung dorthin zu ziehen, wo man glaubt dass der andere stehen sollte, egal in welchem Alter. Das verletzt dann immer. Es ist immer mit Druck, Wertung, schlechtem Gewissen, "der Last der Verantwortung", Strafe, Reue, "Einbläuen" uvm an Müll verbunden. Ob verbale oder körperliche "Gewalt", da ist wenig Unterschied für die Seele finde ich, den anderen zu seinem Wachstum zu drängen ist eine Verletzung der Würde, der Freiheit, des Sein-Dürfens.
Und deswegen sind wir auch später im Alter alle zutiefst verletzt, gekränkt und definieren dann genau diese Verletzungen als moralische Latte, die andere zu erfüllen haben, weil man sonst unseren "Respekt" und diese seltsamen "Werte" verletzt, die durch eben dieses Druck-Machen entstanden sind. Man muss es zulassen lernen, dass jemand seinen Fehler selbst erkennt, wenn man ihn aufmerksam mmacht, aber ihm die Tür zur Selbstreflexion (zum Erkennen, Verstehen und Wachsen) mit Angst und Drohungen zuzumachen, "wenn das nochmal ... dann ... böse... zeig ich dir aber... wehe..."... legt die eigene Scheisse (sorry) die man im Hirn hat nur dem nächsten in seine Seele (wenn er es zulässt, und ein Kind ist da völlig wehrlos, ohnmächtig und nur in seiner reinsten Form liebend). Und das kränkt, verletzt... weil man den anderen ja liebt oder mag oder zumindest wertschätzt. Dass der andere dann zwar widerwillig, gekränkt, gebrochen, angsterfüllt tut, was wir wollen ist ein trauriger Sieg des Egos, und eine Niederlage auf allen anderen Ebenen der Existenz.
Mehr wäre es ja eigentlich nicht... den anderen "lassen wie er ist". Raum geben, sein lassen, wachsen lassen. Nicht formen, fordern, schleifen, abrichten damit man "funktioniert wie bestellt". Darum laufen ja auch so viele kranke Seelen herum, die nicht klarkommen mit all den "Forderungen" an sie. Wie auch, wenn sie nie sein haben dürfen wie sie wirklich sind? Wenn sie nicht begreifen lernen, dass "sein-lassen" und "sein-dürfen" das absolut höchste Gut unter Menschen ist, das für Wachstum und seelische Gesundheit wichtig ist.
Niemand wäre verletzt, wenn wir nicht ständig andere damit verletzen, wie sie zu sein haben.
that's it.