Nochmal kurz was zum SVV: Wikipedia is nicht die Nonplusultra-Quelle.
Wenn man strikt nach "absichtlich Verletzungen oder Wunden zufügen" geht, fallen auch Piercings und Tattoos drunter. Und das längst nicht alle Personen, die diese Art von Körperschmuck mögen, psychische Probleme haben, wurde bestätigt.
Wichtig für den 'Stempel' SVV ist die Intention dahinter. Es ist ein dramatischer unterschied, ob ich mir Nadeln durch die Haut steche, um mich zu bestrafen, mir zu schaden, verzweifelt versuche, mich dadurch wieder zu spüren - oder, damit ich dann ein hübsches Ringerl durchstecken kann und mich an diesem Anblick erfreue.
SVV kann auch mehr sein, als Wikipedia sagt. Zu wenig oder zuviel zu essen, Konsum von Alkohol, (sexuelle) Beziehungen zu Menschen, die einem nicht gut tun.. INTENTION und Hintergedanken sind wichtig - dann kann man eigentlich jede Verhaltensweise zur Selbstverletzung/Schädigung missbrauchen.
Und ganz entscheidend - die SVV-Betroffenen leiden (quasi immer, wenn nicht diverse andere Störungen reinfunken) unter ihrem Verhalten, auch wenn sie aus Resignation manchmal vieles schönreden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieses Problem bei Piercingfans, Bodymodfans auch häufig auftritt..
Bei vielen, vor allem 'krasseren' Modification ist SVV eine augenscheinlich logische Erklärung - und in einigen Fällen sicher auch die richtige.
Lady Katarina spricht vom "schocken wollen" der Umwelt - wirds auch geben, ist dann aber ein anderes Problem. Genau wie das Nichtwahrhabenwollen von Risiken, wie bei der angesprochenen Glucoseinfusion.
Für mich ziehe ich die Grenze zwischen Bodymod und dem, was "danach" kommt, anhand der Einschränkungen und der Dauerhaftigkeit.
Wenn durch eine Mod ein langfristiger Schaden entsteht, der die normalen Körperfunktionen stark einschränkt, würde ich die Motive sehr kritisch hinterfragen. Bifurkation und Subinzision fallen für mich erst am einem gewissen Grad darunter, beispielsweise, wenn dauerhaft die Fähigkeit zur Erektion oder der Ausübung des Geschlechtsverkehrs verloren geht. Gilt dann logischerweise auch für Penektomie, Glansektomie oder das entsprechende weibliche Pendant. Das sind Dinge, wo ich nicht mehr sagen kann "Na, wenns dir gefällt, pass auf dich auf und viel Spaß."
Auch, obwohl es hier nicht nur Gründe wie Selbstschädigung gibt. Aber alle Gründe, von denen ich bisher gehört und gelesen habe, besitzen in meinen Augen sehr wohl Krankheitswert.
Freilich kann man diese - wohl doch recht weite - Grenze nur ziehen, wenn man davon ausgeht, dass sämtliche Mods nur nach ausführlicher Information und Risikoabwägung passieren und nicht aus einer Kurzschlussreaktion heraus. Ich selber finds ärger, wenn sich jemand aus einer Laune heraus ein Tattoo sticht und es im Nachhinein womöglich furchtbar bereut, als wenn jemand sich nach reiflicher Überlegung zur Zungenspaltung entscheidet.