summa summarum (2.wk), ich frage mich oft, wann ich das alles begriffen hätte. vorher, mittendrin, oder nach der ersten kriegsverletzung?
die meinung der heutigen jugendlichen (-sie hätten hitler verhindert, und dann noch schnell was twittern und den facebookaccount updaten-) teile ich nicht.
Die Frage, inwieweit ich "mitgemacht hätte, bzw. an welchem Punkt meine De-illusionierung eingesetzt hätte, habe ich mir auch schon gestellt, denn man kann das Ganze jetzt nicht von unserem aufgeklärten Standpunkt anno 2012 sehen, sondern muss es aus dem Elend der Wirtschaftskrise der 20-er und 30-er Jahre und der "Schmach von Saint Germain" in den Köpfen der Leute sehen:
Aus einem einst mächtigen Kaiserreich war nun ein unbedeutend kleines Land mitten in Europa geworden, Ein Grossteil der Lebensmittelproduktion (heutiges Ungarn) fast die gesamte Glasindustrie (heutiges Tschechien, Slowakei und Polen) aber auch wichtige Rohstoffe aus dem heutigen Rumänien fielen schlagartig weg. Der Meerzugang war verloren, die verbleibende Industrie durfte nichts produzieren, was auch nur ansatzweise für die Rüstung verwendet werden konnte, und zusätzlich ging die verbleibende Wirtschaft und somit auch das Geld den Bach runter.
Und dann plötzlich kommt einer und bietet dir die Chance, wieder "wer zu sein", es gibt Arbeit, Geld und Nahrung und insgesamt geht es allen (auf jeden Fall im Vergleich zu vorher)wieder gut.
Unter diesem Aspekt, wäre ich vermutlich genauso wie meine Grosseltern am Heldenplatz gestanden und hätte dem Mann, der für dieses Wunder gesorgt hat zugejubelt, und hätte seine Absichten nicht hinterfragt.
Und da es zu dem Zeitpunkt "völlig normal" und usus war, wäre ich sicherlich genauso bei der HJ, bzw später in der Waffen-SS gewesen.
Wann der "Zeitpunkt der Ernüchterung" gekommen wäre, kann man nur spekulieren, aber vermutlich zu dem Zeitpunkt wo man wirklich das erste mal Todesangst ausstehen muss, vielleicht nur durch Zufall und Glück überlebt, und sich dann erstmals fragt "Was machen wir hier eigentlich?..." Ich glaube, spätestens da wird man geistig vom "Eroberer" zum "Überlebenden" umgeschalten haben, und nur mehr schauen, daß man da heil rauskommt.
Ich konnte mit meinem Grossvater zu Lebzeiten nur ein einziges Mal darüber reden, da er generell bei dem Thema Krieg abblockte, aber soweit ich es heraushören konnte, war der Krieg für ihn mit 1942 verloren und er hoffte nur mehr zu überleben...