Um den Beitrag vom Mai zu wiederholen:
Österreich bleibt auf der würdigen Seite. Das Versöhnliche hat gegen die Aggression gewonnen. Das Feuerlöschen gegen das Zündeln. Das Verbindende gegen das Trennende. Das Denken über den Tellerrand gegen eine Mia-san-mia-Politik; Weltoffenheit und europäisches Denken über provinziellen Isolationismus. Die Vernunft gegen den Primärreflex. Die feine Klinge gegen den Holzhammer, ein tolerantes Weltbild gegen ein enges. Das «Wir» hat über das «Ich» die Oberhand behalten. Und das alles macht mich vorerst einmal so glücklich wie kaum etwas Anderes in politischen Entwicklungen der letzten 30 Jahre. Das Haupt, als überzeugter Europäer durch die Welt jenseits kleinösterreichischen Horizonts zu gehen, ist wieder etwas gehobener. Mehr noch, vom Blick in den politischen Abgrund, Millimeter davor, haben wir uns wieder ein bisserl entfernt.
Dennoch ist das kein Triumph. Bei weitem nicht alles ist gut. Es ist kein Anlass, in Jubelgeschrei auszubrechen, sondern vielmehr, in aller Demut dankbar zu sein. Jetzt herablassend darauf zu sehen, wie die Strukturen der typischen Wählerschaft beider Kandidaten aussehen, wäre Hybris der allerungustiösesten Sorte. Ich hoffe, die Gewinnerseite wird das durchgehend so sehen. Und dazu sei die Rute im Fenster des politischen Establishments noch prominenter, nach Jahren, ja Jahrzehnten der selbstgefälligen Klientelbedienung vielleicht doch mit aller gebotenen Aufmerksamkeit die Ideen Hoffnung und Zuversicht in der Politik wieder kraftvoll den Prinzipien Angst und Populismus entgegen zu stellen.