Wir / "die anderen" - und Pauschalierungen
bitte gerne - ich helfe doch, wo ich kann!
Ist die Pauschalierung von Natürlichen Zahlen, und damit die Pauschalierung der Eigenschaften von Natürlichen Zahlen, eine Diskriminierung der Zahl 25? Oder von 378? Ist die Pauschalierung der Chalkogene, und damit die Pauschalierung der Eigenschaften von Chalkogenen, eine Diskriminierung der Eigenschaften von Chlor und damit von Chlor selbst? Ist Pauschalierung immer Diskriminierung? Sicher stellt Pauschalierung eine Möglichkeit zur Diskriminierung dar, eine propagandistisch bei Bedarf sehr leicht verwertbare (wie ma olle hoffentlich wissen). Aber dafür kann der Begriff "Pauschalierung" nix.
Das Problem des Threads liest sich für mich nicht als Problem des Begriffs "Pauschalierung", die Substantivierung des Adjektivs "pauschal". Aber Pauschalierung wovon? "Des anderen", also eines Subjekts, fein. Aber inwiefern? Weil ich mich pauschal als Mensch betrachte, finde ich mich nicht in einer bewerteten Kategorie, weil ein gerichtlich verurteilter Rechtsbrecher als "Dieb" bezeichnet wird, wird er pauschal in der Kategorie "Verbrecher" negativ bewertet, wenn jemand für die Krebshilfe spendet, wird er pauschal als "Philanthrop" positiv bezeichnet (alles Pauschalierungen übrigens). Wenn jemand gestohlenes Geld der Krebshilfe spendet wird's differenziert kompliziert.
Daß eine individuelle Wertung von Begriffsidentitäten dem Individuum überlassen ist, stellt eine Binsenweisheit dar, nanona. Natürlich haben manche Leut' (schon wieder so eine Pauschalierung) die IRA toll gefunden, andere ned so toll, andere als Kriminelle. Natürlich finden pauschaliert Katholiken eine Marienverehrung ok, pauschaliert Reformierte Marienverehrung ned so ok. Aber was sagt uns das? Ist Pauschalierung schlecht? Ist jede Pauschalierung negativ besetzt? Jede Pauschalierung wird individuell positiv und negativ bewertet. Ob eine Gewichtung dieser Wertung besteht, ist in der subjektiven Gewichtung der subjektiven Perspektive begründet. Und ob der ideelle Inhalt dieser Pauschalierung der Realität entsprechend besetzt ist, bleibt dem Pauschalierten überlassen, nicht nur dem Pauschalierenden (der den Inhalt für sich setzt): Es soll Leut' geben, die auf's Bombenwerfen stolz sind (s.o.), wieder so eine Pauschalierung.
Kurz gesagt: Ich finde Pauschalierungen nicht nur ok, sondern notwendig, um eine Position für sich zu definieren, indem ich "den anderen" der immer Teil "der anderen" ist, von mir unterscheidend (aufgrund von Aussehen, Weltsicht, Mentalität, Verhalten etc.) definiere. Aus dieser Position kann sich (beim Subjekt, bei mir) eine Perspektive der Weltsicht entwickeln, die eine andere ist, als bei anderen, aber immer auch Teil gleicher Sichten (wie "der andere" Teil von "den anderen" ist, bin ich Teil anderer). Der pauschalierte Gutmensch (ich meine das in keiner Weise diffamierend) braucht die pauschalierende Definition der "anderen", nur im Gegensatz zu "denen" kann er sich als Gutmensch definieren.
Anders gesagt, ich bin lieber pauschaliert ein Gutmensch, als ein pauschaliertes Oaschloch, und ich bin lieber pauschaliert für Oaschlöcher ein Oaschloch, als für "die anderen" deren Gutmensch.
Wer jetzt aber wirklich ein Gutmensch ist, und wer ein Oaschloach, das sagt uns die tiefe Weisheit der wahrheitshütenden e-Medien…