Aslan geht auf Distanz zu einem
Islam als unveränderlichem Dogmengebäude, da sich die
Scharia den gegebenen Umständen von Zeit und Ort flexibel anpassen müsse. Darin zeigt sich eine Offenheit für den Säkularismus, ohne dass sich die europäischen Muslime von ihren religiösen und kulturellen Wurzeln entfremden müssten. Im Hinblick auf den Gesichtsschleier muslimischer Frauen spricht er von einer „archaischen und allzu simplen Theologie“, einer „Gewalttheologie“ und „Theologie der geistigen Zerstörung“. Wer den Gesichtsschleier verteidige, bereite der Verherrlichung theologischer Gewalt den Weg.
Aslan vermisst in Österreich einen innerislamischen Diskurs. In einem Interview mit der
Presse sagte er: „Der Diskurs im Bagdad des 9. und 10. Jahrhunderts war vielfältiger und liberaler als in der Gegenwart in Wien.“ In seiner Einschätzung vertreten manche muslimische Verantwortliche intern einen traditionellen Islam, während sie nach außen hin einen für die Gegenwart aufgeschlossenen Islam präsentieren (sie geben also ein „Scheinbild“ ab).
Er hält eine „Theologie der Gewalt“, die sich seit dem 15. Jahrhundert durchgesetzt habe und zur Norm erstarrt sei, für eine der Ursachen des islamistischen Terrorismus.