Meine Kindheit:
Ich bin jeden Tag mit dem Postbus zu meiner Oma gefahren, wurde dort von irgendjemandem abgeholt - einer der Onkel (mein Vater hatte 6 Brüder), einer Nachbarin oder eh meiner Oma. Sie hat im Kindergarten gearbeitet, nebenbei bei einem Architekten im Ort abends geputzt und sich ehrenamtlich engagiert. Mein Opa verstarb als der jüngste Bub 3 Jahre alt war. Sie musste das Haus derhalten und 7 Kinder großziehen/begleiten. Wenig Geld und ganz viel Herz.
Es gab kein Spielzeug, kaum Fleisch zu essen - bis auf Hasen oder Hendl, die sie selbst hatte. Sie führte ein sehr bescheidenes Leben und war trotzdem einer der glücklichsten Menschen, die ich kannte. Eine starke Frau, die immer für die gekämpft hat, die ausgegrenzt wurden, weil sie es selbst lange Zeit zu spüren bekam - berufstätig, alleinstehend und viele Kinder. Niemand hat verstanden warum sie Heiratsangebote ablehnte - "sie kenntat so a schens Leben haum".
Das hatte sie trotzdem.
Sie hat uns Geschichten erzählt, mit uns Familien besucht, die sie betreute, hat uns Kindern beigebracht, dass wir selbst viel zufriedener sind, wenn wir nicht rempeln und fordern, sondern die Hand reichen und aufeinander zugehen.
Uns war kalt, sie hat uns gewärmt...uns war langweilig, sie hat uns gefordert/beschäftigt...da gab es keinen Fernseher, kein Auto, keine zeitfressende Ablenkung, sondern wir haben uns Aufmerksamkeit geschenkt, einander wertgeschätzt.
Schmalzbrot - super!
Brot mit Liptauer - super!
Erdäpfel mit Butter - hach!
Gitarre und singen, in der 20qm Esswohnküche - alle aufgefädelt, auf der Eckbank und der Bettbank...wir hingen an ihren Lippen. Dreckiges Gwand - Wurscht, wir durften Kind sein.
Wir haben zu dritt in einem Bett geschlafen, gemeinsam vom Milchbauern Milch geholt - die Kinder ham sich teilweise um die Haut (
) gestritten...zu Weihnachten gab es einen Brief - net mehr und rückblickend waren das die schönsten Geschenke, die ich jemals bekommen habe.
Was ich damit sagen will - es braucht nicht viel um ein wirklich glückliches Leben zu führen und wir lassen uns in der heutigen Zeit von so viel unwichtigem Drumherum blenden und die kostbaren Momente, die die man nicht kaufen kann, fallen durch den Rost.