Ich frage mich, wie es zu diesen steilen Gehaltsverläufen gekommen ist. Sie waren ja auch früher nicht annähernd kongruent mit dem jeweiligen Bedarf an finanziellen Mitteln. Als Junger brauchst i.d.R. mehr Geld, in den letzten Jahren vor der Pension eher weniger.
Du hast recht, allerdings wird sich die Höhe des Einkommens nie "bedarfsorientiert" entwickeln. Das ideale System wäre eine leistungsorientierte Entlohnung. Die ist aber nicht unbedingt im Sinne der Gewerkschaften. Deren Ziel war immer die sogenannte "soziale Gerechtigkeit". Und vor allem in größeren Betrieben haben sich Lohn - und Gehaltsstrukturen entwickelt, die keinesfalls leistungsorientiert waren. In der ÖMV (dort habe ich einige Jahre gearbeitet) war für den Aufstieg das Wichtigste, das richtige Parteibuch zu haben. Entsprechend den damaligen politischen Verhältnissen war sowohl ROT wie auch SCHWARZ "richtig". Darüber hinaus gab es (nicht nur) im Labor Altlasten aus der Vorgeschichte der ÖMV. Aus der Zeit der
SMV gab es viele Mitarbeiter, die zwar schlecht qualifiziert, aber sehr gut bezahlt waren. Über das Verwendungsgruppensystem waren auch deren hohe Gehaltssteigerungen dauerhaft fixiert. 1955 (Österreich ist frei) sind diese Mitarbeiter bis auf wenige Ausnahmen von der
KPÖ entweder zur
SPÖ oder zur
ÖVP (ja, du liest richtig) über getreten und hatten damit ihre Zukunft abgesichert.
Dieses System der Verwendungsgruppen und Biennalsprünge hat sich besonders in der gesamten Industrie etabliert. Damals war ohnehin ein großer Teil der Industrie verstaatlicht. Wenn
Ruhaltinger gepoltert hat, dann hat auch der Sonnenkönig klein beigegeben.
Natürlich kann man dieses System nicht so einfach abschaffen, ohne wiederum Ungerechtigkeit zu schaffen. Über das gesamte Lebenseinkommen betrachtet hätten dann die älteren Mitarbeiter die Arschkarte. Die haben nämlich in ihren jungen Jahren, entgegen hier immer wieder verbreiteten anders lautenden Meinungen, sehr schlecht verdient. Kaufkraft viel geringer als jetzt!
Auto war für viele trotz Doppelverdienst ein ferner Traum. Wohnraum konnte überhaupt nur über langfristige Kredite finanziert werden, auch wenn beide verdient und strikt gespart haben. Diese Kredite gab es allerdings damals.