Nun, heute ist bekanntlich Aschermittwoch, der Tag des politischen Dummschwätzens.
Ich würde an deiner Stelle über die Frage nochmals nachdenken! Vielleicht kommst dann sogar selbst drauf.
Also, an Deiner Stelle wäre ich mit Ratschlägen, über etwas nachzudenken, etwas vorsichtiger. Jemand, der nicht zwischen Immigranten und Touristen unterscheiden kann, (siehe Dein Posting vom 28.02.) hat selbst Bildungs-Nachholbedarf.
Ich brauche nicht viel nachzudenken, mein Wissen und meine Erfahrungen kann ich aus dem Ärmel schütteln.
Übrigens: es ist eher ein Zufall, dass ich heute habe ich etwas Zeit mehr Zeit habe, sodass ich etwas ausführlicher Stellung nehmen kann.
Als Student las ich das Portisch-Buch „So sah ich Afrika“. Darin schilderte er die Wirren rund um die Unabhängigkeit des Kongo. U.a. meinte er (sinngemäß): Die Afrikaner waren über den plötzlichen Abzug der Belgier erstaunt. Dann schrieb er etwas, worüber ich mich damals empörte: Als die Belgier den Kongo Kopf über verließen, erwachte der animalische Instinkt der Einheimischen, nämlich: wer flieht, der ist der Schwächere und der Schwächere muss gejagt und erlegt werde. Eine Ursache für die dann folgenden Gräuel . Wie gesagt, ich war empört über solches Gedankengut.
Jahrzehnte später hatte ich über eine etwas längere Zeit beruflich im Kongo zu tun und hatte Gelegenheit, Land und Leute kennenzulernen. Ich erfuhr viel über das skandalöse Verhalten der ehemaligen Kolonialmacht Belgien. So mancher Nazi hätte sich da noch etwas abschauen können – doch das ist ein anderes Thema. Mobuto nützte diese Situation geschickt aus. Er kassierte kräftig Entwicklungshilfe, verprasste diese mit seiner Familie an den teuersten Plätzen Europas und ließ sein Land darben. Seinem Volke erklärte er, Schuld an der Misere des Landes hätten die bösen (Ex)-Kolonialisten und hetzte seine Leute gegen die Weißen auf.
Als junger Idealist wollte ich Gutes tun. Wenn ich angeschnorrt wurde, habe ich oft nicht „nein“ gesagt. Doch anstatt Dankbarkeit schlug mir immer mehr Aggressivität entgegen.
Dieses Phänomen besprach ich mit einem Europäer, der schon viele Jahre im Land lebte. Der klärte mich auf, wie die Afrikaner mein Verhalten sahen, nämlich: wer etwas mehr oder wenig freiwillig gibt, der tut dies nicht, weil er helfen möchte , sondern um irgend eine Schwäche zu verstecken. Und der Schwache ist eine leichte Beute, die man erlegen muss.
Somit ist der Kreis zum eingangs erwähnten Portisch-Statement , über das ich vor meinem Kongoaufenthalt so empört war, geschlossen. Das heißt: Je mehr wir die Afrikaner bedauern, desto mehr werden sie verlangen und desto aggressiver werden sie dabei vorgehen und auf ihr vermeintliches Recht bestehen, im Schlaraffenland Europa wohnen zu dürfen.
Nun zu den Schürfrechten, Förderlizenzen etc. : Nicht selten wurden die mit den dortigen Staatschefs, welche nicht immer den seriösesten Ruf haben oder hatten, ausgehandelt. Die europäischen Verhandlungspartner waren nicht die Caritas, den afrikanischen Verwandlern war ihr Schweizer Bankkonto näher als das Wohlergehen ihres Volkes. Mit etwas Wille und Verhandlungsgeschick wäre schon so mancher „crédit non remboursable“ für die Erneuerung einer Raffinerie möglich gewesen, doch wenn nicht die Möglichkeit bestand, die Mittel auf das Privatkonto umzuleiten, sondern die Hilfe in Sachleistungen erfolgt wäre, war das Interesse an so einer Unterstützung eher beschränkt.
Deshalb Schluss mit dem Gejammer der Ausbeuterei. Ja, Afrika ist ausgebeutet worden. Doch das liegt viele Dekaden zurück. Ja, wir müssen Afrika helfen, doch jeder Cent, der dort hin überwiesen wird, ist ein verlorener Cent. Sachleistungen, Experten ja. Und selbst da ist mit Skepsis vorzugehen, da nicht selten bei Straßenverkäufern Artikel mit der Aufschrift DON DE… (also Spende von….) auftauchten und gewinnbringend verhökert wurden.
Nochmals:
Sachspenden, Entsendung von Experten ja.
Für ihre Rohstoffe bekommen sie den Preis, der sich auf internationalen Märkten bildet. Wenn sie dann dieses Geld vergeuden, darauf können wir keinen Einfluss nehmen. Jede Einflussnahme wäre Einmischung in deren interne Angelegenheiten.
Schluss mit der Selbstgeißelung und dem Gejammer der Ausbeuterei durch Europa, die Probleme Afrikas haben andere Ursachen. Zurzeit sind die Chinesen sehr engagiert. Irgendwann werden die Chinesen eine Amortisation ihrer „Hilfe“ sehen wollen. Und auf irgendeine Art und Weise – die sicherlich nicht zimperlich und weit entfernt von jeder Selbstgeißelung oder Skrupel sein wird – werden sich die Chinesen die Amortisation ihrer „Hilfe“ holen.
Auch hier in Österreich habe ich mit Afrikanern zu tun. Jedes Mal, wenn sie nur einen Deut mehr, als ihre Job Description vorschreibt, machen müssen jammern sie schon: I feel so exploited. Kein Wunder, wenn ihnen das immer eingeredet wird.
Vor einigen Dekaden war ich auch noch gewissen irrealen Idealen zugetan. Doch meine internationale Erfahrung lehrte mich, ein klein wenig davon abzurücken.