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Gast
(Gelöschter Account)
Gehen wir von dieser Stelle mal ein wenig über den rein gesundheitsbezogenen Bereich hinaus. Ich lasse jetzt auch mal die politisch korrekte Diktion beiseite und frage ganz allgemein: Warum legt der Gesetzgeber der Prostitution als Beruf/Gewerbe/Branche solche, teils schikanösen Schranken auf?[schnipp-schnapp!] Ich möchte nochmal betonen: Ich halte die sexuelle Selbstbestimmung für unantastbar! Ich würde es nicht wagen einer SexarbeiterIn zu erklären wie sie zu arbeiten hat! Aber ich kann darauf hinweisen, dass das offene Werben mit gesundheitsgefährdenten Pratiken massiven Schaden (Öffentlichkeitswirkung) und auch Druck auf andere SexarbeiterInnen welche gewisse Services nicht anbieten erzeugen kann. Und auch der Umgang in den Foren (auch von Kundenseite) ist hier massgeblich beteiligt.
Wir sind sehr oft bei (Podiums-) Diskussionen mit dabei. Zeitungen und auch andere Medien suchen das Gespräch mit uns - über unsere Einstellung bzgl. rechtlicher Situation von SexarbeiterInnen. Erst Gestern wieder haben 3 UserInnen unserer Gemeinde (im Stuwerviertel) ein Interview zum Thema gegeben) Und genau diese Dinge (vorwiegend Annoncen in Krone und Ähnliches - aber auch Threads aus diversen Foren) fliegen uns dann als Gegenargumentation um die Ohren. Ein großer Teil der (uninformierten) Bevölkerung denkt: Sexarbeit ist mit unsicheren Praktiken verbunden. Und daraus resultieren dann Wünsche wie Verbote oder eben geistige Flatulenzen wie zum Beispiel das schwedische Modell (welches vorgibt SexarbeiterInnen schützen zu können - indem man die Kunden bestraft) und auch die Argumentation für die Zwangsuntersuchung.
Die Antwort ist: weil eine Mehrheit der Bevölkerung (und damit auch der Volksvertreter) der Meinung ist, dass Rotlicht und (organisierte) Kriminalität nur durch eine hauchdünne Zwischenwand getrennt sind. Mehr als diesen Klischee-Stehsatz braucht es überhaupt nicht! Die "moralische Verwerflichkeit" und andere mottenkugelige Argumente aus der Kiste der Kerzelschluckerfraktion stinken dagegen ab. Und HIV hüpft ja keinen, der selbst kein ausschweifendes Sexualleben führt, aus dem Puff heraus an!
Die bestehenden Gesetze (und das Wiener Prostitutionsgesetz ist afaik z.B. vergleichsweise liberal; der "Deckel" ist auch nicht dort geregelt sondern im Geschlechtskrankheitengesetz bzw. in der dazu ergangenen Verordnung Bundesgesetzblatt Nummer 314/1974 - mit späteren Änderungen) verfolgen also den Zweck, die (legale) Ausübung der Prostitution klein zu halten, weil die Menschen sonst vor Zuhältern, Revierkämpfen auf dem Strich, nächtlichen "Autokonvois" von Freiern, Bordellen und einschlägigen Bars an jeder Ecke, dem Anmachen und Anwerben "ehrbarer" Frauen und Jugendlicher durch die Kundschaft und die Zuhälter und anderen nicht so schönen Begleiterscheinungen der Branche Angst haben. Dass diese Ängste teils aufgebauscht sind, teils manche dieser Erscheinungen wahrscheinlich durch eine Liberalisierung und "Ehrbarmachung" der Branche sogar entschärft werden könnten...tja, Aufklärung tut wirklich not!
Die Gesundheitsvorsorge ist, wie gesagt, m.E. nur der Aufhänger (außerdem ermöglicht allein sie afaik eine bundeseinheitliche Regulierung), in Wahrheit geht es um das, was der Vorarlberger Landesgesetzgeber in erfrischender Offenheit die "Sittenpolizei" nennt.