So, nun hab ich mir den empfohlenen
Blogpost zu Gemüte geführt und ein wenig Zeit gehabt, meine Gedanken dazu herumschlendern zu lassen.
Das erste, was sich mir als 'Bild' aufdrängte war die Erinnerung an einen Psychiater, bei dem ich damals u.a. auch wegen meiner Probleme mit mir als Frau und meiner Rolle als solcher in Behandlung war. Der hatte mich an einen Analytiker überwiesen, der mir während der gesamten Erstsitzung nur auf den Busen gestarrt hatte in einer Art, daß mir davon sämtliche Angstszenarien bzgl. männlicher Übergriffigkeit hochgekommen sind und zu dem ich deshalb nicht in Behandlung wollte. Die erste Frage des Arztes hierzu an mich war: "Was hatten sie denn für ein Oberteil an?"
Damals hab ich erst mit Scham, erst danach mit Empörung reagiert.
Aber das ist nur eine Seite, eine weitere: unzählige Situationen, wo ich selbst fast wütend reagiere, wenn frau sich freizügig bis 'schamlos' präsentiert und sich dann beschwert, daß sie nicht ernst genommen würde. Und da geb ich unumwunden zu, daß das ein für mich fast unauflösbares Dilemma darstellt, weil: ich WILL in erster Linie als Mensch ernstgenommen werden, ich will nicht immer wieder erleben, daß vorwiegend Männer uninteressiert an freundschaftlichem, ernst nehmenden, unverfälschter Kommunikation mit mir sind, weil ich Frau bin. Das bin ich auch, irgendwann ziemlich weit hinten auf meiner persönlichen Wohlfühlskala. Männer schließen mit Männern Freundschaften, mit Frauen tun sie's sehr zögerlich, es sei denn, du zeigst dich selbst "kerlig".
Das ist die eine Seite. Die andere: die Frau, die auch in mir steckt, will nicht assoziiert werden mit Frau als Lustobjekt. Daß ich's nicht bin ließ sich ja optisch leicht bewerkstelligen und resultierte nur zum Teil aus den Zeiten, in denen es in feministischen Kreisen en vogue war, sich weder zu schminken noch die Nägelchen zu lackieren. Die heutigen Generationen der Frauen, die alles haben wollen und können - sexy-Sein und ernstzunehmende Persönlichkeit in der Gesellschafts- und Berufswelt - kämpft aus meiner Sicht einen ähnlichen Kampf wie jene Frauen, die "altmodisch Ehefrau und Mutter" leben und trotzdem ernstgenommen werden wollen, sprich: Frauen werden immer in erster Linie daran gemessen, was sie in Form von sexueller Attraktivität "drauf haben", sei es nun in positiver oder negativer Form, und erst in zweiter Linie daran, was sie leisten.
Ich glaube, diesen Spagat haben Männer nicht zu leisten. Aber ich glaube, Männer würden dieses "Imagegezerre" auch bei weitem nicht so annehmen, wie's Frauen tun, weil sie einfach nicht von klein auf auf dieses "sei unter allen Umständen hübsch und lieb" eingeimpft kriegen.