Die unkonventionelle Hure in dir

Werden alle Studierenden, die sich mit einem "Nebenjob" ihr Studium finanzieren, später als Hure, Nutte oder hurenbock bezeichnet. Vielleicht sitzt gerade DU einer Hausärztin gegenüber, die sich prostituiert hat, weil sie seitens des Elternhausen nicht genug Kohle gehabt hat.
Man sollte mit diesen rabiaten Ausdrücken gegenüber seinen Mitmenschen etwas vorsichter sein.
ALLERDINGS: Während dem GV bezeichnenen Tammi ich uns gegenseitg als Hure, Hurenbock, Dies regt uns an, erregt uns, wissend über unsere Vergangenheit.
Friede sei mit Euch!
Markus
 
So, nun hab ich mir den empfohlenen Blogpost zu Gemüte geführt und ein wenig Zeit gehabt, meine Gedanken dazu herumschlendern zu lassen.

Das erste, was sich mir als 'Bild' aufdrängte war die Erinnerung an einen Psychiater, bei dem ich damals u.a. auch wegen meiner Probleme mit mir als Frau und meiner Rolle als solcher in Behandlung war. Der hatte mich an einen Analytiker überwiesen, der mir während der gesamten Erstsitzung nur auf den Busen gestarrt hatte in einer Art, daß mir davon sämtliche Angstszenarien bzgl. männlicher Übergriffigkeit hochgekommen sind und zu dem ich deshalb nicht in Behandlung wollte. Die erste Frage des Arztes hierzu an mich war: "Was hatten sie denn für ein Oberteil an?"

Damals hab ich erst mit Scham, erst danach mit Empörung reagiert.

Aber das ist nur eine Seite, eine weitere: unzählige Situationen, wo ich selbst fast wütend reagiere, wenn frau sich freizügig bis 'schamlos' präsentiert und sich dann beschwert, daß sie nicht ernst genommen würde. Und da geb ich unumwunden zu, daß das ein für mich fast unauflösbares Dilemma darstellt, weil: ich WILL in erster Linie als Mensch ernstgenommen werden, ich will nicht immer wieder erleben, daß vorwiegend Männer uninteressiert an freundschaftlichem, ernst nehmenden, unverfälschter Kommunikation mit mir sind, weil ich Frau bin. Das bin ich auch, irgendwann ziemlich weit hinten auf meiner persönlichen Wohlfühlskala. Männer schließen mit Männern Freundschaften, mit Frauen tun sie's sehr zögerlich, es sei denn, du zeigst dich selbst "kerlig".

Das ist die eine Seite. Die andere: die Frau, die auch in mir steckt, will nicht assoziiert werden mit Frau als Lustobjekt. Daß ich's nicht bin ließ sich ja optisch leicht bewerkstelligen und resultierte nur zum Teil aus den Zeiten, in denen es in feministischen Kreisen en vogue war, sich weder zu schminken noch die Nägelchen zu lackieren. Die heutigen Generationen der Frauen, die alles haben wollen und können - sexy-Sein und ernstzunehmende Persönlichkeit in der Gesellschafts- und Berufswelt - kämpft aus meiner Sicht einen ähnlichen Kampf wie jene Frauen, die "altmodisch Ehefrau und Mutter" leben und trotzdem ernstgenommen werden wollen, sprich: Frauen werden immer in erster Linie daran gemessen, was sie in Form von sexueller Attraktivität "drauf haben", sei es nun in positiver oder negativer Form, und erst in zweiter Linie daran, was sie leisten.

Ich glaube, diesen Spagat haben Männer nicht zu leisten. Aber ich glaube, Männer würden dieses "Imagegezerre" auch bei weitem nicht so annehmen, wie's Frauen tun, weil sie einfach nicht von klein auf auf dieses "sei unter allen Umständen hübsch und lieb" eingeimpft kriegen.
 
Ich steh mir mit meinen eingetrichterten Konventionen und Gedanken oft selbst im weg. Mir fällt das vor allem dann auf, wenns um Sex mit dem Partner geht. ....
Erkennen ist der erste Schritt zum Verändern.
.... Unsere Beziehung ist die intensivste Liaison die ich jemals eingegangen bin - und sie verlangt mir (für mich selbst) zum ersten Mal sehr viel ab. Das ist wunderschön. ...
Die Frage ist nur, worin verlangt sie viel ab.
Aber wo viel zu geben ist, ist auch viel zu gewinnen. Oder?
... Mir ist - bei Gesprächen vor ein paar Wochen - vor allem klar geworden, dass die über Generationen überlieferten Konventionen (einer Frau) dann doch mehr bei mir hängen bleiben, als ich mir das wünsche. ...
Du kannst dir deine Wünsche selbst erfüllen.
Wenn es mit Partner gelingt, umso besser.
... Ich will weder einer Gesellschaft entsprechen hinter der ich nicht stehe, noch Förmlichkeiten an mich reissen die gar nicht zu mir passen - die mich also nicht glücklich machen. ...
Dir kann geholfen werden. "Gesellschaft" an sich gibt es nicht. Der Druck ist draußen.
Förmlichkeiten, die dich unglücklich machen und die du erkennst, hast du im Griff. Du kannst sie also auch einfach (ver)gehen lassen.
....Ich denke da zB an: "Ich kann mich nicht immediately nackt auf ihn stürzen. Du bist eine Frau mit Etikette, du sollst verdammt nochmal umgarnt und erobert werden!" An Sätze, Gedankenspiele und Meinungen, die mir die Hure in mir verbieten wollen. Die mich daran hindern, sexuell das zu sein, was ich bin. "Was? Du hast gerne 2 Schwänze in der Hand und einen im Mund? Du bist ja billig." ...
Dann dreh' die beiden Bedürfnisse um - Befriedigungsaufschub erhöht den Reiz der Entspannung.
Stress' dich nicht mit deinen inneren Glaubenssätzen. Sie haben nur Wirkung, solange du sie glaubst.
Aber - was wäre "teurer" als dein beschriebenes "billig"?
Well, es gibt doch die Bandbreite von der Nobelkurtisane bis zur abgewrackten Hure am Strassenstrich.... mei, da kann man schon differenzierter über sich denken.
....Es ist nicht so, dass ich im Grunde so denke (weil ich viele Normen bescheiden finde und sie eben nicht gut heiße). Es ist aber so, dass ich wenns um mich geht, oft dahin denke - mir dsa sprechende Hirn also oft mit solchen Sätzen dazwischenquatscht. Das zerstört mir wundervolle Zeit, die ich eigentlich die Hure sein will. Wundervolle Zeit, die ich im Endeffekt mir selbst nehme. ...
Nun - :up::klatsch: - brauchst du eigentlich nur mehr entscheiden welcher Stimme in deinem Inneren du wann folgst. Muss ja nicht immer die gleiche sein.


Wie gehts euch mit gesellschaftlichen Riten und Gendernormen, die ihr eigentlich ablegen wollt? Im Hinblick auf euer Sexualleben und euren Trieb. -> Die Theorie ist immer ganz ganz easy, aber mir gehts wirklich um das gelebte, das was ihr wirklich tut.
- Welcher (eurer eingetrichterten, gelebten) Konventionen seid ihr euch im Klaren und habt sie bewusst abgelegt?
- Wie hat sich dahin gehend euer Gedankengang verändert?
- Womit kämpft ihr?
- Aus welchem Grund stören euch jene Förmlichkeiten?
Davon später.
Es ist eh schon ein langes post geworden.
 
Ich kann dazu wirklich nur nochmal den Blogpost empfehlen: "Hast du es denn so nötig?"
Also.. nicht nur für dich Fritzie.. auch für die anderen :)

Na gut, nur erkenne ich die Vielschichtigkeit und Tiefe hier nicht ganz. Für mich sind es Beiträge eines Mädchens im Orientierungsprozess. Hadernd mit der Integration aller Aspekte des Mensch seins in Ihre Wahrnehmung und dazu gehören sowohl Intellekt, wie Emotionalität und Sexualität.

Weiters wage ich zu bezweifeln, dass gerade auch in Orientierungsphasen immer so 100% klar ist, was man eigentlich ausdrücken will.

Es ist mit Sicherheit das Streben, Mehr und Anders zu sein Wollen, als man sich im Augenblick selbst sieht und da sind dann flugs Begrifflichkeiten als Rollenbilder im Spiel, die wir mit den gewünschten Attributen/Eigenschaften verbinden ... die Hure, die Businessfrau, der Playboy, der Badguy etc. - durch Annäherung an äußerlich sichtbaren Merkmale (Kleidung, Styling, Kommunikation) wird versucht, dem zu entsprechen und auch ihre Umwelt damit herauszufordern und dergestalt wahrgenommen zu werden.... als Resultat hast Du dann einen krassen Missmatch zwischen Schein und Sein

Das führt klarerweise zu Konflikten!

Schlussendlich äußern die Protagonisten dann lautstark ihre Verärgerung darüber, dass sich die Verhaltensweise der Umwelt und die Handlungsweisen danach richtet, was Du über die zuvor angeführten Eindrücke zu vermitteln suchst.

Erklär mir einer die ganzen jungen Mädchen und Jungs, die sich z.B. kleidungstechnisch an Rocker, Goth's, BDSM'lern und Prostituierten anlehnen und hinter denen dann aber de facto noch unausgereifte verunsicherte Persönlichkeiten stecken, die Du einmal scharf anschaust und die sich dann ins Hoser'l machen.

Da kommt mir in den Sinn .... Ich will Profi-Schwimmer sein, aber so richtig Nass werden will ich dann doch nicht;)

bG Bär
 
Zuletzt bearbeitet:
Also ich habe gelernt, nur nicht zwischen die Fronten zu gelangen und nur nicht hineinziehen lassen. Ich lese von einer gewissen Entfernung mit
 
Welcher (eurer eingetrichterten, gelebten) Konventionen seid ihr euch im Klaren und habt sie bewusst abgelegt?
Hm, vermutlich die Idee, dass einem der andere nicht genügt, aber genügen sollte - wenn man z.B. mit einem anderen Paar gemeinsam Sex haben möchte. Der Begriff des "Genügens" an sich ist wohl eine große Dummheit.

Wie hat sich dahin gehend euer Gedankengang verändert?
Eine Beziehung fußt auch auf gutem Sex, aber eben auch aus so vielen guten anderen Dingen, die für sich hinreichend sind, um die Beziehung in ihrem Wert unersetzlich zu machen.

Womit kämpft ihr?
Die Eifersucht als Ausdruck von Verlustangst ist natürlich trotzdem immer ein Stück weit dabei. Man kann sich völlig sicher sein, dass man sein Gegenüber niemals missen möchte und es ihm auch so geht, und trotzdem bzw. ja gerade deshalb seinen Verlust fürchten.

Aus welchem Grund stören euch jene Förmlichkeiten - aka geschlechternormative Rollenvorgaben?
Stören nicht, sie sind im Gegenteil etwas, womit man ja spielen kann. Also dieser ganze anti-irgendwasnormative Zeitgeist von heute interessiert uns genau so wenig wie irgendwelche Rollenvorstellungen von früher.
 
Dieser Thread war spannend, ob eine Wiederbelebung hier Aussicht auf Erfolg hat? Na schauen wir mal... (wie der österreichische Beamte sagt!) :lalala:
 
Sehr gerne...
der Thread is schon 1 Jahr alt :shock: na gut.. was hat sich im letzten Jahr getan (bei mir)?

Gloryhole, Gruppensex, SM, BDSM, Femdom, Maledom, Switchen, die Hure in mir frei zu lassen damit ich frei bin sind: keine Außergewöhnlichkeit, kein Grund sich abwertend-pervers zu fühlen, müssen kein Geheimnis sein - können aber. Kurz: Menschen, die solche Dinge mögen und fühlen sind keine besseren oder schlechteren Menschen als solche, die es nicht tun. (das eigentlich nur gesagt, weil ichs beim erneuten Durchlesen aufgeschnappt hab, es sei etwas Außergewöhnliches) dazu also noch: nur weil etwas nach außen hin nicht oft passiert heißt 1) nicht, dass es nicht oft passiert und 2) auch nicht, dass man es als abnorm abwstempelt und in komisch-perverses Licht rückt.

Mein Körper gehört mir. Ich kann damit tun und lassen was ich möchte. Ich brauch mir von niemand sagen lassen, dass mein Körper nicht entspreche.

Wenn ich mich nicht selbst liebe, meine Ängste nicht wahr nehme, meine Wünsche nicht ausspreche und für mein Leben nicht gerade stehe, wird das auch mit dem Körper mögen nix.

Männer, die mir mit Leidenschaft und Freude den dominanten Part in einem zwischenmenschlichen Spiel überlassen, sind weder unterwürfig in der Allgemeinheit, noch Versager und auch keine Muttersöhne, Memmen oder gar schwach. Ganz im Gegenteil. -- die hat besonders hart gesessen. (Gott sei Dank lebts nimmer.. die Konvention).

.
.
.

was war's bei euch? irgend ein Schlüssel im letzten Jahr bei euch aufgegangen?
<- immernoch interessiert ;)

Die Eifersucht als Ausdruck von Verlustangst

guter Blickwinkel, danke!
 
Ich finde die Ausdruck Hure oder Nutte für beiderlei Geschlechts nicht abwegig. Denn in unseren Alten Gene und Instinkten im Hinterkopf ist es vorhanden. Durch unsere Gesellschaft Zwänge Konvention wird es unterdrückt, es offen auszuleben mit allen Facetten. Meist kommt beim Triebverhalten und den Rollenspielen ein wenig zu Tage.
Daher werdet wieder Authentisch und Natürlicher, es wird auch Eurer Seele gut tun!

Wie gut es sich in einer Gesellschaft ohne Zwänge und Konventionen leben lässt, zeigen und die Bonobo-Affen, eine Art zierliche Schimpansen. Die Weibchen schlichten jeden Streit schon im Keim, indem sie sich den streitbaren Männchen sofort für eine Sexnummer anbieten. Deshalb wäre "Bonobo" der treffendere Ausdruck an Stelle von Hure, Nutte oder Prostituierte.
Der Bonobo (Pan paniscus) ist die friedfertigste und der Mensch (Homo sapiens) die streitsüchtigste Primatenart aus der Familie der Menschenaffen (Hominidae)!!!
 
Wie gut es sich in einer Gesellschaft ohne Zwänge und Konventionen leben lässt, zeigen und die Bonobo-Affen, eine Art zierliche Schimpansen. Die Weibchen schlichten jeden Streit schon im Keim, indem sie sich den streitbaren Männchen sofort für eine Sexnummer anbieten. Deshalb wäre "Bonobo" der treffendere Ausdruck an Stelle von Hure, Nutte oder Prostituierte.
Der Bonobo (Pan paniscus) ist die friedfertigste und der Mensch (Homo sapiens) die streitsüchtigste Primatenart aus der Familie der Menschenaffen (Hominidae)!!!

Also gut.. wenn i des nächste mal mit mir selber streit, fick i mi ... klingt erstmal ned übel ;)

Weiß man von den affen, ob sie - so wie zumindest wir - nachhaltig angfressen sein können/sich etwas länger zu herzen nehmen im Sinne von: das Thema nicht geklärt zu haben? Wobei i mi a grad frag, wie umfänglich deren Kommunikation ist.. hm
 
Weiß man von den affen, ob sie - so wie zumindest wir - nachhaltig angfressen sein können/sich etwas länger zu herzen nehmen im Sinne von: das Thema nicht geklärt zu haben? Wobei i mi a grad frag, wie umfänglich deren Kommunikation ist.. hm
Das Seelenleben unserer nächsten Verwandten Bonobo und Schimpanse ist noch wenig abgeklärt. Aber feststeht, dass sie ein reiches Seelenleben haben, sehr lernfähig und zu grösseren Gedankengängen fähig sind.
 
Zurück
Oben