*seufz*
Ich glaube sofort, dass die Hälfte bis drei Viertel aller verheirateten Menschen schon einmal untreu waren. Nehmen wir eine durchschnittliche Ehedauer von 15 Jahren an (in Deutschland betrug die durchschnittliche Dauer einer Ehe bei der Scheidung 2007 13,9 Jahre; einige Ehen sollen dann ja doch länger halten -- andererseits sind nicht alle Verheirateten schon ewig zusammen), dann heißt das nichts anderes als dass man (zumindest) einmal in 15 Jahren irgendwann schwach geworden ist.
Im Kopf ist das mit absoluter Sicherheit *jeder*; der Rest ist eine Frage der Willensstärke und Gelegenheit. Abhängig davon, was man als "untreu" bezeichnet (flirten, küssen, Sex, Affäre) seh ich das gar nicht so schlimm. Wenn das Schlimmste, was mir in einer Beziehung passiert, das ist, dass meine Partnerin ein einziges Mal in 15 oder 20 Jahren fremd geht (wobei sie's ja durchaus nachher bereuen könnte zB), dann denke ich, ist's eigentlich eh eine gute Beziehung gewesen. Natürlich wäre ich alles andere als glüclich; natürlich ist man verletzt und wütend und traurig, aber wer sich ernsthaft vormacht, dass die Gedanken niemals nie ganz sicher nicht abschweifen und hundertmillionenprozentig nie was passiert, der hat bestenfalls eine verkorkste Sexualmoral.
Ich will damit Untreue nicht gutheißen; im Gegenteil. Ich halte ja sogar persönlich von offenen Beziehungen nicht wirklich was. Alles, was ich sagen will, ist eigentlich, dass die Welt nicht schwarz-weiß ist. Jemand, der einmal mit schlechtem Gewissen ang'soffen fremdgegangen ist, ist doch anders zu beurteilen, als jemand, der den Partner mehrmals bescheißt und die eine oder andere Affäre laufen hat. Soll man die wirklich alle unter "untreu" zusammenfassen? Sagt das dann überhaupt irgendwas aus?
Wenn 75% der Menschen zumindest einmal fremdgehen, heißt das nichts anderes als dass 75% halt menschlich sind und Fehler machen.