Aber deswegen "Back to Communism" zu spielen ist meiner Ansicht nach überzogen und auch der falsche Weg.
Grundeinkommen hat nichts mit Kommunismus zu tun. Es ist eine zutiefst bürgerlich-liberale Idee. Ausgangspunkt ist, dass der Mensch
als Mensch ein Recht auf ein menschenwürdiges Leben hat, das er sich nicht erst erarbeiten muss.
Es geht auch nicht um eine Vergesellschaftung der Produktionsmittel und es geht nicht darum, dass das Einkommen gleichmäßig auf alle verteilt werden soll. Es solll nur jeder das Brot bekommen, das ihm ein menschenwürdiges Leben ermöglicht. Die Butter und die Marmelade muss man sich weiterhin selbst erarbeiten und die Annahme, dass dann alle sich mit dem Brot zufrieden geben und gar kein Interesse haben, sich die Butter und die Marmelade und vielleicht auch den Kaviar dazuzuverdienen, ist weltfremd. Menschen die dermaßen antriebslos sind, sind auf dem Arbeitsmarkt eh nicht zu gebrauchen.
Warum machen Menschen Überstunden, um sich ein teureres Auto oder eine schönere Urlaubsreise oder eine größere Wohnung kaufen zu können, wenn die Menschen so sind, wie Du sie beschreibst, dass sie mit dem Einfachsten zufrieden sind, wenn sie nur nicht arbeiten müssen?
Das ist also alles Arbeit für dich, und dafür würdest du gern bezahlt werden?
Die Frage ist, was ist für
Dich Arbeit? Genau diese Einschränkung des Arbeitsbegriffes auf bezahlte Arbeit, stellt das Grundeinkommen in Frage. Feministinnen haben das schon hinsichtlich der Haushaltsarbeit gemacht. Und es gibt Bereiche wie Kunst und Wissenschaft, wo man heute schon Menschen einfach bezahlt in der bloßen Erwartung, dass bei dem, was sie tun,
vielleicht einmal etwas Verwertbares herauskommt.
Bei dem Argument mit gemeinnütziger, unbezahlter Arbeit in Organisationen und Vereinen geht es auch darum zu zeigen, dass Menschen ganz offensichtlich nicht nur arbeiten (wie mOni glaubt), wenn sie etwas dafür bezahlt bekommen. Dem liegt ein unrealistisches Menschenbild zu Grunde. "Gesunde" Menschen haben ein Bedürfnis, etwas zu schaffen, etwas zu bewirken, sich in einer Tätigkeit zu verwirklichen. Dieses ganze Forum ist ein Beispiel dafür, dass Menschen in der Welt wirksam sein, ein Werk in die Welt setzen und dafür Anerkennung ernten wollen. Anders wäre nicht zu erklären, warum Leute sich solche Diskussionen antun, ohne dafür etwas bezahlt zu bekommen.
Es gibt auch Menschen, die leicht von dem bisher erwirtschafteten Vermögen leben könnten. Machen es sich die bequem und versaufen und verhuren ihr Geld? Nein, die arbeiten. Auch Millionenerben arbeiten irgendetwas und sei es im Wohltätigkeitsbereich als Veranstalter von Benefizveranstaltungen. Man mag das Belächeln, aber es zeigt, dass Geld überhaupt nicht der primäre Anreiz ist, produktiv tätig zu sein. Kapitalismus ist ein gezielt aufrechterhaltenes Wirtschaftssystem. Es entspringt nicht der Natur des Menschen mit seinem angeblichen Egoismus und Konkurrenzstreben. (Was nichts darüber sagt, ob es ein zweckmäßiges Wirtschaftssystem ist oder nicht.)
Es ist erstaunlich, wieviele Menschen jeder Selbsterfahrung und Beobachtung des Verhaltens von Menschen trotzend, ihre ideologischen Ansichten mit einem völlig wirklichkeitsfremden Menschenbild zu untermauern suchen.