Emanzipation am Ende der Fahnenstange?

Darf ein Mann bei seiner Frau Schutz suchen?

Naja, wenn mein Mann und ich in eine brisante Situation gerieten, wär wohl ich diejenige, die die Fäuste ballt, diese Art von Kämpfen hat er nie gelernt :mrgreen:


Ich denke schon, daß es nachvollziehbar ist, daß nach wie vor Gewalt in Ehen/Beziehungen überwiegend aus Sicht - Mann schlägt Frau - wahrgenommen wird und das in Zusammenhang mit Frauenunterdrückung gesehen wird. So lange ist die Frauenbewegung ja noch nicht aktiv, auch wenn's uns so vorkommt. Ich bin noch keine Fuffzich, aber in meiner Kindheit galt es zwar nicht als "fein", aber durchaus akzeptabel, wenn Männer ihre Frauen schlagen. In meiner Ursprungsfamilie war es vollkommen normal, daß mein Vater meine Mutter buchstäblich zu Brei geschlagen hat.

Durch die Emanzipation hat sich einiges verändert, Frauen wissen immerhin, daß sie nicht in einem gesellschaftlich akzeptierten, gewalttätigen Umfeld verharren müssen.

Trotzdem schaffen es viele nicht, sich zu lösen. Die Gründe dafür sind sehr vielfältig. Ich hätte von mir selbst alles erwartet, aber nicht, daß ich mich öffentlich demütigen, erniedrigen und fertig machen lasse. Hab's trotzdem getan, und es hat mich unendlich viel Kraft und vor allem Schuldgefühle gekostet, mich davon wieder freizustrampeln. Schuldgefühle deshalb, weil "sie" sich ja immer wieder tränenreich entschuldigt hat, mit Blumen und liebevollen Gesten Reue zeigte und ich mir eingeredet hab, sie wolle ja eigentlich nicht so sein, es täte ihr ja Leid und ich dürfe sie nicht im Stich lassen usw. Hab nur ein paar andere Frauen kennengelernt, die in Gewaltbeziehungen lebten, bei allen lief das so ähnlich ab. Angst und das Gefühl, den Partner im Stich zu lassen, das sind unglaublich starke Fesseln.

Was Männer angeht: diejenigen, die in Gewaltbeziehungen leben, dürften zusätzlich noch den Makel der "Unmännlichkeit" befürchten. Sie tauchen in der Öffentlichkeit kaum auf. Scham ist immer mit ein Faktor, sich Hilfe zu holen. Die ist schwerer zu überwinden als die Angst.
 
naja - ich bin halt neugierig :mrgreen:

Und ich denk jetzt nach (für den Übersetzungs - Thread: I studier mi owe) ....... besteht überhaupt ein Zusammenhang zwischen Emanzipation und häuslicher Gewalt?:hmm:

Im Sinne einer positiven gemeinten Emanzipation würden ich meinen: Absolut nicht.

Und dazu nehme ich mir einmal diese Frage vor:

Darf ein Mann bei seiner Frau Schutz suchen?

Warum nicht? Seelische Zuwendung kann auch einem Mann sehr viel dabei helfen, eine schlimme Situation zu überwinden.
 
Ich möchte auch noch auf die Möglichkeit der Reinszenierung als Versuch der Verarbeitung von sexuellem Mißbrauch hinweisen. Ich möchte ja nicht wieder alles auf die ach so schwere Kindheit schieben. Aber die Wahrscheinlichkeit von Missbrauchten Kindern und Jugendlichen Gewalt in der Ehe zu erfahren steigt um 50% !?! wer mehr wissen möchte

Das heißt jemand der als Kind sexuell mißbraucht wurde sucht sich unbewußt einem Partner der ihn auch "mißbraucht" ? In abgeschwächter Form jedenfalls. :hmm:
 
Das heißt jemand der als Kind sexuell mißbraucht wurde sucht sich unbewußt einem Partner der ihn auch "mißbraucht" ? In abgeschwächter Form jedenfalls.

Nein. Meist führt es zum Selben!

D. h. seinerzeit mißbrauchte Menschen neigen selbst dazu, Mißbrauch zu verüben. Das betrifft sowohl den sexuellen Mißbrauch, als auch den erzieherischen Mißbrauch - sprich die sog. g'sunde Watschen, die dann auch noch übersteigert wird.

Ein weiterer Aspekt ist mehr vom Selben.

In der Kindheit sexuell mißbrauchte Frauen werden auch im späteren Leben häufiger vergewaltigt als Andere.

Sie glauben häufig, am Mißbrauch selbst schuld zu sein, und bestrafen sich auch noch dafür, indem sie schweigen und somit eine Bestrafung und Öffentlichmachung der Täter verhindern.

Zur Frage des TE.

Emanzipation der Frau ist ein gesellschaftliches Anliegen und kein familiäres.
 
QUOTE=derGärtner;3279283]Nein. Meist führt es zum Selben!

D. h. seinerzeit mißbrauchte Menschen neigen selbst dazu, Mißbrauch zu verüben. Das betrifft sowohl den sexuellen Mißbrauch, als auch den erzieherischen Mißbrauch - sprich die sog. g'sunde Watschen, die dann auch noch übersteigert wird.

Ein weiterer Aspekt ist mehr vom Selben.

In der Kindheit sexuell mißbrauchte Frauen werden auch im späteren Leben häufiger vergewaltigt als Andere.

Also wären dann die Männer in der vom TE beschriebenen Konstellation als Kinder autoritär und abfällig erzogen wurden bzw. die Frauen sexuell mißbracht bzw. gedemütigt (also ohne das eine direkte sexuelle Handlung an ihnen stattfand)


Emanzipation der Frau ist ein gesellschaftliches Anliegen und kein familiäres.

Die Familie ist aber die kleinste Zelle der Gesellschaft :lehrer:

Hat uns zumindest unser Staatsbürgerkunde Lehrer erklärt.
(Gott hab ihn seelig)
Und da der definitiv politisch links war, ist das ja heute dann schon fast wieder eine gesellschaftsfähige Aussage ;)
 
Die Familie ist aber die kleinste Zelle der Gesellschaft

Stimmt auffallend!

Allerdings eben eine Zelle und nicht der Gesamtlebensraum.

Viele Männer (oder auch Frauen), die ihre Partner mißhandeln, tun dies ausschließlich mit dem/r PartnerIn und nicht mit allen deren GeschlechtsgenossInnen.

Daher ist da schon ein Unterschied, der sich aus den engen Beziehungen erklärt, die ausschließlich in der Familie im Normalfall gelebt werden, und nicht in der Gesamtgesellschaft.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
derGärtner: Stimmt auffallend!

Schade das Stabükunde Lehrer****das nicht mehr erleben darf, das seine Aussagen im Nicht Sozialistischen Ausland auf Zustimmung stoßen :hurra:


Viele Männer (oder auch Frauen), die ihre Partner mißhandeln, tun dies ausschließlich mit dem/r PartnerIn und nicht mit allen ihren GeschlechtsgenossInnen.

Ja okay stimmt.

Daher ist da schon ein Unterschied, der sich aus den engen Beziehungen erklärt, die ausschließlich in der Familie im Normalfall gelebt werden, und nicht in der Gesamtgesellschaft.

Stimmt auch. Aber ich bleibe dran und warte auf widersprüchliches ;) :winke:
 
off-topic

Ich darf auf meine Vorstellung verweisen.

Grrrrr. Wofür werden wir im nahen Ausland gehalten? :fragezeichen:

Wurden, derGärtner wurden...damals in der Zeit vor der Wende...also mitunter wenn der Stabülehrer sehr sauer war...und unser Politoffizier erst...dann nannte er manche in politischen Führungspositionen des westlichen Auslandes ...Lakaien das Kapitals >>> Ich distanziere mich aber gleich mal von dieser Aussage und von Lakaien im allgemeinen ganz egal von wem die sind !! :shock:
 
Dass sich (manche!) Frauen (und Männer natürlich auch) Unterdrückung gefallen lassen hat mit Wahrheiten zu tun, die jeder von uns mit sich trägt. Wahrheiten meint Dinge, die so tief in uns verwurzelt sind, dass wir sie nicht hinterfragen. Es sind die Prämissen, auf denen wir unser Leben aufbauen. Wahrheiten werden auf sehr tiefer - unbewusster - Ebene durch Erziehung weiter gegeben.

Ich habe eine Freundin, die 25 Jahre in einer Beziehung lebte, in der es massive psychische Gewalt gab. Geschlagen scheint er sie nie zu haben (so tief hat er sich selbst wohl nicht erniedrigt), aber er demütigt sie bis heute. Die Frau ist sehr gebildet, intelligent, stammt aus einer uralten Familie, adelig, lebt ein Leben in einer Klasse, die man als sehr gehobenes Bürgertum nennen könnte, geht in Konzerte, ist mit sehr nahmhaften Künstlern per Du. Und trotzdem, sie weiß, ganz tief in sich drinnen, dass sie so behandelt werden soll, dass es richtig ist, sie so zu behandeln. Ihr Ex- Mann, dessen gesamte, nicht unbeträchtliche, Karriere sie gemanagt hat (sie hat weit unter Stand geheiratet und beträchtliches Kapital in die Ehe gebracht), demütigt sie bis heute. Jetzt läuft es über die Kinder und über die Unterhaltszahlungen.

Sie hatte vor einiger Zeit ein Verhältnis mit einem verheirateten Mann, vor dem sie sich ebenfalls gedemütigt hat, und das, obwohl er sich in dieser Situation extrem unwohl fühlte. Sie wird in jeder Beziehung wieder in der selben Situation landen. Weil sie überzeugt ist, dass es so richtig ist.

Ich glaube, es ist müßig zu sagen, dass die Ehe ihrer Eltern ähnlich abläuft wie ihre abgelaufen ist? Dass sie auch Zuhause bei ihren Eltern vom Vater unterdrückt war? Ob ich / wir das traurig finden spielt natürlich ebenfalls keine Rolle. Es hilft ihr auch nicht weiter. Auch nicht, dass sie ganz genau weiß, was los ist; denn dann kommt ihr Ex wieder an, sie weiß, dass er sie demütigen wird, sogar schon wie, und trotzdem passiert es. Jedes Mal.
 
Ach ja, in Therapie ist die Frau auch. Seit mehr als 20 Jahren. Geld ist ja genügend da ;)
 
Ach ja, in Therapie ist die Frau auch. Seit mehr als 20 Jahren. Geld ist ja genügend da ;)

Da könnte eigentlich nur ein "Überschreiben" dieser Prägung bei der Frau helfen.
Therapien wo der betroffene in seinem alten Umfeld bleibt und zweimal die Woche oder so zu einem Phsychologen geht werden es kaum bringen, wie Du ja selbst bestätigst.

Also mehrjähriger Wehrdienst hat sich bei der Persönlichkeitsumbildung zu meiner Zeit gut bewährt.
Da kamen viele ganz anders wieder als sie hingegangen sind. :shock:
Echt jetzt.
 
Natürlich kann nur ein Überschreiben der Prägung helfen. Psychologie ist oft verblüffend einfach, alleine die Umsetzung kann ein sehr mühevoller und extrem anstrengender Weg sein.

Irgendwo war auch die Rede davon, dass es ähnliche Mechanismen bei Vergewaltigungen gibt. Das stimmt. WICHTIG dabei ist aber, dass das nicht die Schuld des Täters mildert. Es kann nicht sein, dass wir sagen, es gibt Frauen, die vergewaltigt werden, immer wieder, weil sie denken, es sei richtig so. Das ist nur die Hälfte der Wahrheit. Die andere Hälfte ist, dass es einen Täter gibt, und der ist alleine schuldig.
 
Alois_I_A Es kann nicht sein, dass wir sagen, es gibt Frauen, die vergewaltigt werden, immer wieder, weil sie denken, es sei richtig so.

Das wird auch niemand behaupten

Natürlich kann nur ein Überschreiben der Prägung helfen.

Eben! Ich illustriere das mal an diesem Bilddokument.

Hier sehen wir das sich der Festgehaltene noch in der Zwischenphase von Löschung der alten Prägung und Neuprägung befindet.
Man erkennt es sehr schön am etwas unsicheren Gesichtsausdruck.

Während man klar sieht das es sich beim Festhalter bereits um eine gefestigte sozialistische Soldatenpersönlichkeit handelt.

Wehrdienst als Therapieform mag vielleicht auf den ersten Blick befremdlich erscheinen aber manchmal muss man auch Grenzen überschreiten. :lol: Haben wir anno 1990 auch gemacht ;)

Anhang anzeigen 427695
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Zurück
Oben