Emanzipation am Ende der Fahnenstange?

Ich finde sowas nicht lustig, eher im Gegenteil. Doch, in 1000 Jahren werde ich nicht verstehen das es Menschen gibt, das sowas zulassen... Dann eben wollen nichts anderes haben... Zurückschlagen ist keine Lösung... Aber warum bleiben Menschen in solche Ehen hängen und trennen sich nicht? Das ist pervers, krank eigentlich...
Ist es auch nicht. Ich habe weiter vorne schon geschrieben: es sind Wahrheiten. Man lässt sich das gefallen, weil einem geschieht, was subjektiv richtig ist. Zurückschlagen ist übrigens genau die Lösung. Würde mich meine Frau schlagen, ich würde zurück schlagen.
:hmm: Sie übrigens auch: wir prügeln einander nicht, ich weiß nicht, wer stärker ist, und ich möchte nichts riskieren :lalala:
Warum die Menschen in solchen Ehen hängen bleiben kann wohl von außen keiner verstehen. Fakt ist, dass es das gibt, man kann es beobachten. Es trifft alle sozialen Schichten, es trifft jedes Niveau von Bildung, alle Einkommensgruppen. Solche Beziehungen können über sehr lange Zeit stabil bleiben, und das, obwohl jeder, der die Umstände kennt, dem unterdrückten Teil zur Trennung rät. Und weißt Du, was das seltsamste ist: die Leute sind oft nicht einmal wirklich unglücklich. Ich eine, sie wünschen sich natürlich, dass der Partner sie nicht so stark schlägt, dass die Demütigungen nicht so sehr schmerzen, dass die Schmerzen rasch vergehen, am Zustand an sich finden sie nichts auszusetzen.
 
Zitat von alpha-omega
au fein, und viele Grüße von meinem Kater ( Wild- )

Ma lieb, ich habe ordentlich die Krallen ausgepackt ;)

Zitat von Alois_I_A
ich möchte nichts riskieren

Warum nicht?!? No risk no fun :cool:

sie wünschen sich natürlich, dass der Partner sie nicht so stark schlägt, dass die Demütigungen nicht so sehr schmerzen, dass die Schmerzen rasch vergehen, am Zustand an sich finden sie nichts auszusetzen.

:fragezeichen::fragezeichen::fragezeichen: No comment:!:

Kopfkratz... Weiße Fahne... Kapitulation
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
sie wünschen sich natürlich, dass der Partner sie nicht so stark schlägt, dass die Demütigungen nicht so sehr schmerzen, dass die Schmerzen rasch vergehen, am Zustand an sich finden sie nichts auszusetzen.

Und das liegt daran, dass sie das schon ein ganzes Leben gewöhnt sind - und die Schuld eher bei sich selbst suchen, denn bei dem/r, die die Gewalt ausüben.

Bitter.

Veränderbar, natürlich, wozu gibt's denn Therapeuten - aber dazu gehört zuerst mal die Bereitschaft anzuerkennen, dass der Fehler eben nicht beim von Gewalt Betroffenen ist. Nachdem diese Anerkennung aber nur sehr schwer zu erlangen ist ... siehe vorangegangene Postings.
 
Veränderbar, natürlich, wozu gibt's denn Therapeuten - aber dazu gehört zuerst mal die Bereitschaft anzuerkennen, dass der Fehler eben nicht beim von Gewalt Betroffenen ist. Nachdem diese Anerkennung aber nur sehr schwer zu erlangen ist ... siehe vorangegangene Postings.
Gärtner, ich habe den Fehler nie beim Betroffenen gesucht. Ich habe mehrmals und ausdrücklich gesagt, dass die Schuld immer beim Täter liegt. Darüber gibt es nicht die geringste Diskussion, das Opfer, der Name sagt es, ist schuldlos. Ich habe nur versucht, zu verstehen, und auch zu erklären, warum sich Leute jehrelang missbrauchen lassen.

In langjährigen Beziehungen, in denen es Missbrauch gibt, leben zwei Leute, die beide den Zustand für richtig halten. Beide sind nicht normal: der Täter, weil er tut, was er niemals tun dürfte (und zumeist Befriedigung darin findet), das Opfer, weil es die Situation zulässt, bewusst oder unbewusst als richtig erlebt. Und beide müssen aus der Spirale ausbrechen. Beide müssen sagen: ich lebe in einer krankhaften Beziehung, die ich so nicht mehr will. Es nützt wenig, wenn einer der beiden sein Verhalten als krankhaft erkennt und ausbrechen möchte: Da kann er nur die Beziehung verlassen. Was für den Schwächeren übrigens häufig so gut wie unmöglich ist, denn der Stärkere lässt ihn zumeist nicht, aber auch umgekehrt lässt der Schwächere den Stärkeren u.Ust. auch nicht mehr aus.

Und das liegt daran, dass sie das schon ein ganzes Leben gewöhnt sind - und die Schuld eher bei sich selbst suchen, ...
Genau das ist der Punkt beim Opfer. Wobei das mit ein ganzes Leben unterschreibe ich nicht.

Wenn jemand zu den anonymen Alkoholikern geht, um trocken zu werden, dann muss er dort sagen: Ich heiße Alois, und ich bin Alkoholiker. Warum? Weil es eine gewisse Härte zu sich selbst, eine Bereitschaft, sich seines eigenen Fehlers bewusst zu werden, voraussetzt. Genau so muss in so einer Beziehung der eine sagen: Ich heiße Alois, und ich bin einer, der seine Frau schlägt, und ich will das nicht mehr, der Andere Ich heiße Alois, und ich lasse mich von meiner Frau prügeln, und es ist nicht richtig, denn ich bin wertvoll und habe andere Behandlung verdient. Erst wenn die beiden so weit sind können die raus aus dem Kreislauf. Ich kenne leider kein Paar, dem das gelungen ist, und wie jeder, der nicht immer nur weg sieht, kenne ich einige Paare, bei denen es - teils über Jahrzehnte hin - Missbrauch gibt. Ich habe viele Jahre lang weggesehen, ...
 
Doch, ich kenne Menschen, die es geschafft haben.

Hab vor längerem mal an anderer Stelle etwas zum Thema "Wahrheit" bzw. wie ich's nenne: "Gesetze, die ins Gehirn eingebrannt sind", geschrieben - der Faulheit halber kopiere ich den Text einfach mal hierher:

Das erinnert mich an eine Geschichte (oder war's ein tatsächlich stattgefundener Versuch? Weiß ich jetzt nicht mehr), die mir mein erster psychologischer Gesprächspartner erzählt hat.

Er beschrieb, wie ein Frosch, der eigentlich in vegetationsreicher, feuchter Umgebung seinen Lebensraum hat, auf einem kargen, relativ trockenen Felsen aufgezogen wurde. Er bekam gerade genug Wasser, Feuchtigkeit und Futter, daß er überleben konnte. Wurde ein kümmerlicher Frosch daraus.

Und dann stellte man seinen 'Lebensraum' - dieses felsige Terrarium - offen neben ein anderes Biotop: eines, das so eingerichtet war, wie es dem richtigen Lebensraum des Frosches entsprochen hätte: feucht, voller Pflanzen, richtige Temperatur, richtige Luftfeuchtigkeit, voller Erde und Wasser und - na, Froschparadies halt. Der Frosch hätte sein steiniges Biotop verlassen können, er hätte nicht weit hüpfen müssen, um in sein 'Paradies' zu kommen.

Tat er aber nicht. Der blieb auf seinem lebensfeindlichen Felsen und vegetierte weiter. Er konnte nicht anders.


Ich glaube, das ist das, was Opfern zugefügt wird. Kindern, die keine Wahl haben als das, was ihnen vorgelebt wird - und sei's Saufen, Prügel, Mißbrauch, was auch immer - in die Köpfe regelrecht eingeätzt wird. In den meisten Fällen werden aus diesen Kindern Erwachsene, die körperlich 'eigentlich' gesund werden, trotz allem. Im Gehirn ist aber dieses "ich kann nicht" drin, scheinbar so fest und unveränderlich, daß allein der Versuch, sich daraus zu befreien, als unmöglich, als unzumutbar, vielleicht sogar als lebensbedrohlich empfunden wird.

Das ist das, was ich wahrnehme, wenn Alkoholiker, Drogensüchtige sagen: "Ich kann doch nicht!" Das ist auch das, was ich wahrnehme, wenn ich höre und lese: "Wir Mißbrauchten, Gequälten, Vergewaltigten" leiden bis an unser Lebensende unter den Tätern!" - das ist ja in den meisten Fällen gar nicht wahr, wir leiden nicht mehr unter den Tätern, wir leiden darunter, daß wir dieses Gesetz "Ich bin Opfer, ich kann nicht anders" glauben. Das ist das, was ich wahrnehme, wenn jemand sagt: "Ich bin depressiv, ich kann nicht anders, niemand hilft mir" - das ist doch nicht wahr. Man könnte anders - wenn nicht dieses verdammte, eingeätzte, übermächtig scheinende Gesetz ins Hirn eingebrannt wäre, das da lautet: "Du kannst nicht anders!"

Darin besteht das eigentliche Verbrechen. Man verharrt auf seiner lebensfeindlichen, steinernen Insel, weil man glaubt, nicht anders zu können. Man hält an den Tätern fest, man gerät in übelste Zweifel und Abwehr, wenn jemand sagt: "Spring doch runter, verdammt!"

Das ist vielleicht das, was ich meinte mit der inneren Aussöhnung auch mit den Tätern. Die sitzen in unserem Kopf, wir haben gegen die noch nie gewinnen können. Was bleibt also übrig, als anzufangen, sie zu verstehen, ihre angeblich so ehernen Gesetze, nämlich: "Ich bin stärker, du kannst dich nicht wehren gegen mich!" zu durchschauen, auch zu erkennen, daß wir uns selbst zu Komplizen dieser Täter machen, wenn wir zulassen, daß sie bis ins hohe Alter Einfluß auf uns, unser Leben haben?


In einem widerspreche ich dir, Alois: ich habe noch niemanden kennengelernt, der/die sich wohlfühlt in einer wie auch immer gearteten Gewaltbeziehung.
 
In einem widerspreche ich dir, Alois: ich habe noch niemanden kennengelernt, der/die sich wohlfühlt in einer wie auch immer gearteten Gewaltbeziehung.
Habe ich das geschrieben? Falls ja: dafür entschuldige ich mich bei allen Opfern. Ich wollte schreiben: der die Situation als richtig empfindet. Ich habe Wahrheiten geschrieben, Du nennst das, was ich meine, zutreffender eingeätzt.

Was Du über die Opfer, die Schuld der Opfer, schreibst ist hart formuliert. Ich meine:

Das ist vielleicht das, was ich meinte mit der inneren Aussöhnung auch mit den Tätern. Die sitzen in unserem Kopf, wir haben gegen die noch nie gewinnen können. ... auch zu erkennen, daß wir uns selbst zu Komplizen dieser Täter machen, wenn wir zulassen, daß sie bis ins hohe Alter Einfluß auf uns, unser Leben haben?
Ich glaube, ich weiß, was Du meinst. Du meinst, dass es am Ende an jedem Einzelnen liegt, sein Scheiß Leben in die Hand zu nehmen, und das Beste draus zu machen, dass man nicht wehleidig jammern soll und sich an seine Wunden erfreuen, sondern dass man bereit sein muss, gesund zu werden. Da sind wir am selben Punkt.
 
Ich bezog mich auf diesen Absatz:

die Leute sind oft nicht einmal wirklich unglücklich. Ich eine, sie wünschen sich natürlich, dass der Partner sie nicht so stark schlägt, dass die Demütigungen nicht so sehr schmerzen, dass die Schmerzen rasch vergehen, am Zustand an sich finden sie nichts auszusetzen.

Ist aber kein Grund, sich zu entschuldigen. Kann ja sein, daß es solche gibt, mir ist nur noch nie jemand begegnet, bei der es so war.


Was Du über die Opfer, die Schuld der Opfer, schreibst ist hart formuliert.


Sicher. Ohne Härte geht's aber nicht. Wenn dir gewaltsam Dinge eingetrichtert worden sind, lassen die sich nicht mit Heititei und Streicheleinheiten auflösen. Man kann seinen Opferstatus kultivieren und drin verharren, oder man fängt an, den/die "Täter in sich" auszutreiben. Jemand, der überlebt hat, hat auch genug Kraft, das zu schaffen.
 
Gärtner, ich habe den Fehler nie beim Betroffenen gesucht. Ich habe mehrmals und ausdrücklich gesagt, dass die Schuld immer beim Täter liegt. Darüber gibt es nicht die geringste Diskussion, das Opfer, der Name sagt es, ist schuldlos. ....

Und genau das entspricht eben nicht der Realität - schön wär's.

Der/die TäterIn sucht ein Opfer - wenn es keine Menschen gibt, die die Erwartungshaltung - ich bin Opfer; ich bin schuld, dass er/sie sich so aufregt; ich werde immer geschlagen - erfüllen, kann es nicht zur klassischen langjährigen Täter/Opfer-Beziehung kommen.

Ein Mensch, der nicht die Opferrolle spielt, gibt sich mit dem Täter gar nicht ab - es kommt gar nicht zu einer Beziehung. Immer wieder gesehen im Bekanntenkreis.

Die Schuld für jeden einzelnen Schlag trägt zwar schon der Täter - aber die Schuld für die Beziehung tragen beide, bzw. im größeren Maß das Opfer.

Wenn so ein klassischer Täter auf eine/n Normalo trifft, gibt es genau 1 Schlag (naja, vielleicht 2) - und Schluß mit lustig.

Das ist auch das, was ich wahrnehme, wenn ich höre und lese: "Wir Mißbrauchten, Gequälten, Vergewaltigten" leiden bis an unser Lebensende unter den Tätern!" - das ist ja in den meisten Fällen gar nicht wahr, wir leiden nicht mehr unter den Tätern, wir leiden darunter, daß wir dieses Gesetz "Ich bin Opfer, ich kann nicht anders" glauben.

Das ist keine Frage des Glaubens - sondern ein Mangel an Fähigkeiten sich zu emanzipieren.

Diese Fähigkeiten können natürlich erlernt werden, aber wir können das nicht aus uns selbst heraus erlernen, sondern wir brauchen Hilfe.

Trauma-arbeit, Therapie, Analyse .... Möglichkeiten gibt es einige, aber und das erscheint mir wesentlich: nicht ohne Hilfe von außen, werde ich meine Selbstheilungskräfte entdecken, denn dafür fehlt mir seit Kindesbeinen der Weg.
 
Gärtner, wir kommen da sehr rasch in eine Richtung, wo einer dann sagt, die Frau ist selber schuld, dass sie vergewaltigt wurde, sie hätte sich ja nicht so anziehen müssen.

Die Schuld für jeden einzelnen Schlag trägt zwar schon der Täter - aber die Schuld für die Beziehung tragen beide, bzw. im größeren Maß das Opfer.
kann ich unterschreiben. Das zwar schon würde ich noch heraus löschen, ich habe kein bisschen Solidarität mit dem Täter.

Ich gehe so lange mit dir mit, wie du sagst, das Opfer lässt es sich gefallen. So lange, wie die Schuld des Opfers im Dulden liegt. Ich gehe mit Fritzie mit, die meint, dass das Opfer die Schuld bei sich suchen muss. Nicht, weil es Schuld an den Schlägen ist, sondern weil es die einzige Methode ist, sich zu befreien. Das Opfer muss sich selbst als starkes, wehrhaftes, aber auch liebenswertes, Wesen begreifen lernen.

Ich habe weiter oben geschrieben, dass zurückschlagen die Lösung ist. Damit habe ich weniger die Handlung an sich, sondern mehr die Bereitschaft gemeint. Niemand schlägt einen, der sich ernstzunehmend wehren würde: die Gefahr, selbst zu Schaden zu kommen, ist nicht attraktiv.

Warum interessiere ich mich für das Thema? Erstens, weil es in meinem Bekanntenkreis mehr als genug solche Beziehungen gibt, zweitens, weil ich als Kind in der Schule Opfer von Gewalt geworden bin. Ich kenne es also aus der Richtung. Es war immer wieder so, aber irgendwann hat es aufgehört. Keine Ahnung warum.
 
Gärtner, wir kommen da sehr rasch in eine Richtung, wo einer dann sagt, die Frau ist selber schuld, dass sie vergewaltigt wurde, sie hätte sich ja nicht so anziehen müssen.

Vorsichtshalber: dort will ich nicht hin - und so funktioniert das auch nicht.

Tatsache ist allerdings, dass Frauen immer wieder mehrmals in ihrem Leben vergewaltigt werden - eben weil die Täter (die ganz eindeutig schuld sind) die Opferrolle erkennen und ausnützen.
 
Na, das ist aber doch völlig normal und folgerichtig, oder nicht?

Körpersprache muß man nicht mal bewußt "lesen" können, fast jeder versteht sie. Natürlich auch Täter.
 
Ich hatte anfangs im Thema gemeint:

Und für mich heißt Emanzipation dann nicht, dass Frau genau so handelt wie Mann oder fremdgeht...

Darauf wurde folgende Frage gestellt:



Irgendwie sollte ich wohl darauf antworten: nun, gleiches nur mit gleichem zu vergelten, entspricht für mich einfach fast exakt dem Gegenteil von Emanzipation; mich erinnern solche Aussagen und Fragestellungen nämlich viel eher an das Verhalten kleiner Kinder – aber der hat das ja auch getan, warum darf ich das nicht?

Die Fehler und/oder Gemeinheiten anderer nachzumachen, ist kein Gradmesser für Emanzipation, sondern eher Zeichen von Dummheit oder infantiler Denkweise. Entschuldigt, wenn ich das so deutlich ausspreche – mir sind solche Aussagen einfach zuwider!

Ich habe nebenbei auch immer die weiteren Beiträge großteils mitgelesen und dabei kurz eine weitere – meiner Ansicht nach ebenso kontraproduktive – Tendenz aufblitzen gesehen: das Abschieben von Verantwortung an die Gesellschaft. Darf ich fragen, was ihr unter Gesellschaft versteht? Oder nein, ich möchte die Frage lieber anders formulieren: die Gesellschaft, sind das nur die anderen?

Nein, eben nicht: und daher meine auch ich, trägt jeder einzelne diese Verantwortung mit!
Männer genau so wie Frauen.

Wobei Frauen sich, wie schon eingangs erwähnt, nicht unbedingt alles von Männern abschauen sollten. Zumindest in meinem Bekanntenkreis konnte ich nämlich auch die Beobachtung machen, wie einige Frauen eine steigende Anzahl von Sexualpartnern mit dem Fortschritt ihrer Emanzipation verwechseln. Wenn sie dann aber in einer echten Beziehung stecken...

Nun, das Thema häusliche Gewalt (egal in welcher Form) hat viel Platz eingenommen in dieser Diskussion. Manche meinen zu recht, genau so viele denken darüber etwas anders. Ich glaube, man sollte diese Themen nicht zu isoliert voneinander betrachten:

Vielleicht würde es dabei auch helfen, den Begriff Emanzipation von seinen eigenen Fesseln zu befreien, auch einmal im Lexikon nachzuschlagen und die Herkunft des Wortes selbst und dessen Bedeutungswandel im Laufe der Geschichte zu erfassen.

Übrigens, weil es auch irgendwo angesprochen worden ist, niemand (zumindest ich nicht) erwartet wohl von emanzipierten Frauen immer stark zu sein – das braucht, meiner Meinung nach, auch kein Mann zu sein, denn oftmals erfordert es mehr Mut, mehr Stärke, mehr Selbstachtung und Verantwortung, Hilfe zu suchen und anzunehmen als einen aussichtslosen Kampf mit unzureichenden Mitteln gegen sich selbst zu führen!
 
:winke:,

@neugi76
Keine Opfer, keine Täter!

Zitat von Alois_I_A
Aber versetz Dich in ihn: warum soll er was ändern? Sie zahlt

Das sind die berühmte Therapeuten, die selbst einen brauchen (und in Anspruch nehmen)! Wenn ich nur daran denke, 20 Jahren lang mir das gleiche balabar anzuhören... Nein, es gibt das Geld auf die Welt nicht das mich soweit treiben kann...Ich werde nur dort helfen, wo geholfen werden kann. Habe oft den Eindruck gehabt das Menschen Hilfe gesucht haben, doch in Wirklichkeit überhaupt nicht vorhatten das Problem zu lösen. Sigmund Freud hat es schön ausgedrückt: Man:down: lässt nicht von einem Problem los, bis nicht einen besseren oder größeren hat!

Schönes Wochenende,
RR
 
Dass der Thread, bei dem es um eine Vorliebe bei der Auswahl des Partners emanzipierter Frauen geht, in eine Gewaltdiskussion ausgeartet ist, finde ich interessant :)

Hat sicher damit zu tun, dass einer der Anliegen der Frauenemanzipation war und ist, dass strukturelle und private Gewalt aufgedeckt und bekämpft werden. Dennoch geht die Frage des Threadstellers offensichtlich in eine andere Richtung.


Ich kenne nur wenige wirklich emanzipierte Frauen. Und die halten nicht viel von Emanzipation. Im Gegenteil kenne ich einige Frauen, die viel von Emanzipation halten, mitnichten aber das sind, was ich mir unter Emanzipiert vorstelle: sich als gleichberechtigt im täglichen Leben bewährend.

Wobei, wenn ich genau darüber nachdenke, wie sich meine Frau im täglichen Leben bewährt: sie benimmt sich nicht gleichberechtigt. Sie benimmt sich völlig anders, als es Männer täten. Sie nimmt sich andere Rechte, solche, die ich nicht hätte, und sie verzichtet auf solche, die ich mir nehmen kann. Niemals aber würde sie auf irgendetwas, das sie erreichen möchte, verzichten, nur weil sie Frau ist.

Dann erzähl mir doch mal, was für dich "gleichberechtigt im täglichen Leben bewährend" tatsächlich bedeuten kann? Bei der Antwort wäre mir lieb, wenn du noch herrschende strukturelle Benachteiligungen miteinbeziehen würdest.


RICHTIG! Ich weiß leider nicht mehr aus welcher Quelle, aber ich erinnere mich gelesen zu haben, dass Männer sogar weit häufiger Opfer von Gewalt in der Familie werden. Der Unterschied ist nur der, dass frau meist nicht so stark prügelt - dennoch werden Männer häufig geohrfeigt (was ja in Medien als gesellschaftsfähig verkauft wird), geboxt oder getreten.


Im deutschsprachigen Raum gibt es keine aktuellen Daten zu häuslicher oder nichthäuslicher Gewalt gegen Frauen oder Männer. Es liegen lediglich die Zahlen der zur Anzeige gebrachten Fälle vor. 2001 gab es in Deutschland eine Frauenstudie, 2005 folgte die Pilotstudie zu Gewalt gegen Männer. Was bei der Diskussion immer vergessen wird ist, dass Männer weit häufiger Opfer von Gewalt werden, die ihnen von Männern zu gefügt wurde.

Natürlich ist nicht zu vergessen, dass Männer auch häuslicher Gewalt von Frauen zum Opfer fahlen. Repräsentative Studien gibt es nicht, die Dunkelziffer spricht von weit aus weniger Fällen wir Gewalt gegen Frauen von Männern.


Durch die Emanzipation hat sich einiges verändert, Frauen wissen immerhin, daß sie nicht in einem gesellschaftlich akzeptierten, gewalttätigen Umfeld verharren müssen.

Trotzdem schaffen es viele nicht, sich zu lösen. Die Gründe dafür sind sehr vielfältig. Ich hätte von mir selbst alles erwartet, aber nicht, daß ich mich öffentlich demütigen, erniedrigen und fertig machen lasse. Hab's trotzdem getan, und es hat mich unendlich viel Kraft und vor allem Schuldgefühle gekostet, mich davon wieder freizustrampeln. Schuldgefühle deshalb, weil "sie" sich ja immer wieder tränenreich entschuldigt hat, mit Blumen und liebevollen Gesten Reue zeigte und ich mir eingeredet hab, sie wolle ja eigentlich nicht so sein, es täte ihr ja Leid und ich dürfe sie nicht im Stich lassen usw. Hab nur ein paar andere Frauen kennengelernt, die in Gewaltbeziehungen lebten, bei allen lief das so ähnlich ab. Angst und das Gefühl, den Partner im Stich zu lassen, das sind unglaublich starke Fesseln.

Was Männer angeht: diejenigen, die in Gewaltbeziehungen leben, dürften zusätzlich noch den Makel der "Unmännlichkeit" befürchten. Sie tauchen in der Öffentlichkeit kaum auf. Scham ist immer mit ein Faktor, sich Hilfe zu holen. Die ist schwerer zu überwinden als die Angst.

Nicht zu vergesen, dass die Frauenemanzipation auch den rechtlichen Rahmen dafür geschaffen hat, dass z.B. Vergewaltigung in der Ehe strafbar wurde, was es vorher ja nicht war.

Dass Opfer von Gewalterfahrungen - ob nun Männer oder Frauen - eine langen Weg gehen müssen, bis sie sich trauen aufzustehen, stop zu sagen, Hilfe in Anspruch zu nehmen und dies auch durchzuhalten, hat mich vielen Komponenten zu tun. Einer ist die psychische Verfassung von Menschen, die immer wieder Opfer wurden. Dass die nicht vor Selbstbewusstsein strotzen, ist selbstredend. Dass Frauen, die Kinder haben und der Mann damit droht, dass er den Kindern etwas tut, wenn sie sehen, nicht so leicht gehen, ist vielleicht auch verständlich.


Ach ja, in Therapie ist die Frau auch. Seit mehr als 20 Jahren. Geld ist ja genügend da ;)

Ich weiß nicht, warum du dich über sie lustig machen musst. Es wird viele Gründe geben, warum sie den Ausstieg nicht schaft. Auf ein Opfer noch mal verbal "hinzuhauen" halte ich nicht für angebracht.



Zurück zum Thema :). Der Threadersteller denkt also, dass er nur emanzipierte Frauen kennt, die sich privat nicht emanzipieren bzw. sogar unterbuttern lassen. Mit dieser Meinung ist er nicht alleine, dies hört und liest man in letzter Zeit öfters. So wäre meine Frage: wie ist denn seine Definition von "emanzipiert"? Was dürfen/müssen/sollen emanziperten Frauen tun, was nicht? Darf eine emanzipierte Frau z.B. für sich herausfinden, dass sie beim Sex manchmal auch die devote Rolle einnimmt? Oder muss sie immer die Domina sein? Darf sie für sich entscheiden, keinen Sex haben zu wollen, nur mit einem und dem immer treu zu sein? Oder darf sie für sich entscheiden, mit so vielen Männern und Frauen zu schlafen, wie sie es für richtig hält?

War es nicht das Grundanliegen der feministischen Bewebung, dass alle Menschen ihre Lebenskonzepte so wählen und leben können, wie es ihnen entspricht, und nicht wie es die Gesellschaft, die Religion, die Familie, ein Internetportal etc... für sie vorgesehen hat? Ging es nicht darum, Männlichkeiten und Weiblichkeiten zu hinterfragen und biologistische Zuschreibungen zu dekonstruieren?

Ging es nicht darum, so leben zu können, wie es einem entspricht und weder dafür gehängt, eingesperrt, angeprangert, verschrieben, schief angesehen oder verachtet zu werden? Liegt nicht in der heutigen Debatte darüber, wie "emanzipierte Frauen" zu denken, leben, fühlen und handeln haben, nicht auch eine sehr große Gefahr?
 
Zuletzt bearbeitet:
Sie suchen einen Partner, der zu ihnen passt und sicher keinen Beschützer. Wir leben ja nicht mehr in Höhlen.

wir leben zwar nicht mehr in höhlen aber manch menschliche verhaltensweise seis zu einem anderen mnenschen oder nur seiner umgebung, lassen mich darauf schliessen, das wir nicht in allen dingen der neandertaler phase entwachsen sind.
 
Der Threadersteller denkt also, dass er nur emanzipierte Frauen kennt, die sich privat nicht emanzipieren bzw. sogar unterbuttern lassen. Mit dieser Meinung ist er nicht alleine, dies hört und liest man in letzter Zeit öfters. So wäre meine Frage: wie ist denn seine Definition von "emanzipiert"? Was dürfen/müssen/sollen emanziperten Frauen tun, was nicht? Darf eine emanzipierte Frau z.B. für sich herausfinden, dass sie beim Sex manchmal auch die devote Rolle einnimmt? Oder muss sie immer die Domina sein? Darf sie für sich entscheiden, keinen Sex haben zu wollen, nur mit einem und dem immer treu zu sein? Oder darf sie für sich entscheiden, mit so vielen Männern und Frauen zu schlafen, wie sie es für richtig hält?

Salome, Du sprichst so viele Punkte an, wie soll man darauf antworten?

Vor allem solltest Du in meine Worte nicht zu viel hineininterpretieren, sondern sie vielleicht einfach mal kurz wirken lassen, Anregungen daraus mitnehmen. Ich stehe schließlich mit meinen Beobachtungen nicht alleine da (wie Du auch selbst sagt). Ich würde auch nie auf die Idee kommen, Frauen vorzuschreiben, was sie tun und lassen sollten. Es spricht auch nichts dagegen, seine devote Ader oder dergleichen auszuleben. Das hat hier niemand (auch ich nicht) so gemeint (zumindest finde ich keine derartigen Aussagen). Emanzipation hat auch nichts mit Domina sein oder immer stark sein zu müssen zu tun. Und was die Anzahl der Sexualpartner betrifft, steht es jedem frei - d.h. solange er nicht in einer Beziehung lebt, denn dann haben beide Partner gemeinsam die Art und Weise ihres Zusammenleben zu klären... ich hatte da etwas ganz anderes angesprochen: ich hatte eigentlich nur meine Beobachtung kundgetan, wie angeblich emanzipierte Frauen ihren Verstand und ihre Selbstachtung abgeben, sobald sie eine feste Beziehung eingehen!

Zur vielzitierten Wahlfreiheit sage ich nichts, außer: wie viel bleibt von einer Demokratie übrig, wenn niemand wählen geht?
 
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