Emanzipation am Ende der Fahnenstange?

Vor allem solltest Du in meine Worte nicht zu viel hineininterpretieren, sondern sie vielleicht einfach mal kurz wirken lassen, Anregungen daraus mitnehmen.

Und du? Lässt du meine Fragen auch auf dich wirken? Nimmst du dir auch Anregungen mit? Bist du vielleicht beim nächsten Mal, wenn du eine Frau als "nicht emanzipiert aufgrund ihrer Partnerwahl bzw. der Wahl des eigenes Lebenskonzeptes" definierst, etwas vorsichtiger?

Wenn ja, dann freut es mich :)

Worum ich dich dennoch bitte: was bedeutet "emanzipiert" für dich? Woran erkennst du eine emanzipierte Frau?

 
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Wobei sollte ich vorsichtig sein? Ich habe niemanden persönlich angesprochen, nur von Beobachtungen erzählt und wollte von der Forumsgemeinde erfahren, ob sie ähnliche Erfahrungen gesammelt hat. Und das hat sie. Und auch Du bestätigst sie. Also egal. Nachdem ich mich nicht gerne wiederhole, deine Bitte aber auch nicht unbeachtet lassen möchte:

Naja, Emanzipation hat für mich eben einfach auch damit zu tun, für sich selbst einzustehen, ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Selbstbefreiung – und damit genau so Befreiung von physischer und psychischer Gewalt auch in Beziehungen! Irgendwie, habe ich leider den Eindruck, fehlt das aber heute immer noch oft...

Und damit es nicht wieder zu weit vom eigentlichen Thema abweicht, klammere bitte den Satz mit der häuslichen Gewalt aus; er nimmt nur Bezug auf die damals unmittelbar zuvor stehenden Beiträge. Und glaube mir, die Frauen, die mir in diesem Thema als Beispiel dienen, hält auch sonst niemand in meinem Bekanntenkreis - auch nicht andere Frauen - für emanzipiert (nur sie sich selbst). Aber diese Fesseln gehören nicht mehr hier her...
 
Und glaube mir, die Frauen, die mir in diesem Thema als Beispiel dienen, hält auch sonst niemand in meinem Bekanntenkreis - auch nicht andere Frauen - für emanzipiert (nur sie sich selbst). Aber diese Fesseln gehören nicht mehr hier her...

Aber genau das ist ja mein Punkt. Hast du sie mal gefragt, warum sie sich als emazipiert sehen?

Vielleicht haben sie sich ganz bewusst, aus freiem Willen, für dieses Leben entschieden.

Ich wiederhole sie gerne: die Grundforderung der feministischen Bewegungen war und ist, dass alle Menschen sich ihre Lebens- und Liebeskonzepte frei wählen können, dafür weder gehängt, noch schief angeschaut, noch geächtet oder verspottet werden.

Deine Frage ist schon berechtigt. Es darf sie durchaus geben, die Orte an denen man die Grundgedanken der feministischen Bewegungen, deren Veränderungen und Adaptionen diskutiert und sie mit aktuellen Lebensentwürfen vergleicht. Aber: gefährlich finde ich, wenn jemand mit einer Art "erhobenem Zeigefinger" besser weiß, wie "die richtig emanzipierte Frau lebt, liebt, denkt und fühlt".
 
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Das sind die berühmte Therapeuten, die selbst einen brauchen (und in Anspruch nehmen)!
Alle Therapeuten, die ich kenne, gehen selbst zur Therapie. Sie nennen es Supervision
Wenn ich nur daran denke, 20 Jahren lang mir das gleiche balabar anzuhören... Nein, es gibt das Geld auf die Welt nicht das mich soweit treiben kann...
Geld stinkt nicht. Auch viel Geld nicht. Aber Du hast Recht, es ist eine Frage der Hygiene.

Und weil ich gerfagt wurde:
Ich weiß nicht, warum du dich über sie lustig machen musst. Es wird viele Gründe geben, warum sie den Ausstieg nicht schaft. Auf ein Opfer noch mal verbal "hinzuhauen" halte ich nicht für angebracht.
Schwierige Frage. Vielleicht, weil ich den Fall sehr, sehr gut kenne und auch wirklich gut beurteilen kann, wie wenig die Frau bereit ist, selbst daran zu arbeiten? Es ist die Lebensgrundhaltung: Sie bezahlt, das Personal hat also den Dreck wegzuräumen. Und das klappt bei der Küche und beim Klo, bei der Seele aber nicht, da muss man sich am Ende des Tages selbst plagen? Die Antwort auf Deine restlichen Fragen bekommst Du, sobald ich Zeit habe.
 
Dass der Thread, bei dem es um eine Vorliebe bei der Auswahl des Partners emanzipierter Frauen geht, in eine Gewaltdiskussion ausgeartet ist, finde ich interessant :)

Stimmt :). Der Fokus hat sich verschoben, ich fand es aber durchwegs interessant.

Dann erzähl mir doch mal, was für dich "gleichberechtigt im täglichen Leben bewährend" tatsächlich bedeuten kann? Bei der Antwort wäre mir lieb, wenn du noch herrschende strukturelle Benachteiligungen miteinbeziehen würdest.

Und das ganze möglichst auf 2-3 Sätze begrenzt. Schon klar.

Gleichberechtigt (im Sinne von Emanzipiert, darum gehts ja?) bedeutet für mich, alles das tun zu können, was man möchte, ohne dabei durch Einschränkungen behindert zu werden, die auf die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Geschlecht zurückzuführen sind.

Meiner Meinung nach existiert heutzutage formell keinerlei Diskriminierung von Frauen: Frauen dürfen alles studieren, müssen alle Jobs bekommen dürfen, müssen für die selbe Arbeit gleich bezahlt werden. Eines meiner Lieblingssprichworte ist: "In theory there is no difference between practice and theory. In practice there is". Wir alle wissen, dass es Diskriminierung gibt. Ich frage mich, ernsthaft, wir es möglich ist. Stecken Frauen zurück? Ich weiß es nicht, ich weiß, dass es mindestens so oft passiert, wie es passiert, dass Männer Männer bevorzugen. Ein alter Witz sagt: "warum diskriminieren wir eigentlich die Frauen? Weil es sich bewährt hat!" Ich finde ihn sehr gut und kann mich wirklich zerkugeln deshalb. Ich denke, Du wirst ihn weniger gut finden. Warum? Weil er die Wahrheit sagt. Alle wissen das, Männer wie Frauen.

Wir erleben gerade die große Vergenderung der Sprache. Die Idee, die dahinter steckt ist, wie mir in vielen Referaten beigebracht wurde, dass die Diskriminierung in der Sprache beginnt. Verunmöglicht man das, dann gibt es auch keine Diskriminierung. Ich glaube nicht daran. Ich bin überzeugt, dass es sogar vollkommen naiv ist. Unterdrückung wird tradiert. Sie wird tatsächlich verbal weiter gegeben, aber das funktioniert völlig anders. Bei Bekannten gibt es zwei Kinder, Benjamin und Agnete. Sind wir dort zum Kaffee, und es ist Zeit, heimzugehen, dann ziehen sich Mama und Agnete in die Küche zurück zum Abwasch. Benjamin nie. Ich hab einmal vorgeschlagen, ich könne abwaschen, aber das ging nicht, weil ich ein Mann bin. Hallo? Die Antwort war umso verblüffender als die Frau eine verbissene Kämpferin für Frauenrechte ist. Oder, andere Geschichte: Ich ging einmal mit einer Nichte, die war damals knapp 1 Jahr alt, konnte aber schon gehen, über den Stadtplatz einer Oberösterreichischen Kleinstadt. Stolzer Onkel, der ich war, hab ich sie an der Hand genommen und geführt. Da kam mir eine Frau entgegen, im Kinderwagen ein Prachtsbub, ganz in Himmelblau, locker 1 1/2 Jahre alt, 10kg, riesig. Und Mami zu ihrem Liebling: "Jö Schau, du musst noch im Wagal sitzi, und die kann scho gehn". Und danach, es hätte mich fast umgehauen, der Nachsatz: "Dabei iss a Medal". Oder eine andere Bekannte zu meinem Bruder: "Zwei Mädchen, kein Bub? Du armer!"

Frauen, die ich für emanzipiert halte, denken diametral anders. Sie tun, was sie tun wollen, und es spielt in ihren Zielsetzungen erst einmal keine Rolle, dass sie weiblich sind. Wobei eine Freundin durchaus dann, wenn sie zu wichtigen Kunden geht, Minirock und tiefen Ausschnitt trägt: sie weiß, es wird ihr helfen. Und es hilft auch ihr: sie fühlt sich hübsch und begehrenswert, es stärkt ihr Selbstwertgefühl (sagt sie). Sie ist 50 Jahre alt, 175 groß, 85kg schwer, dunkeläugig - schwarzhaarig. Glaub mir, sie kann so blond/blauäugig wirken, als sei sie direkt aus einem der übelsten Blondinenwitze aller Zeiten gekommen, wenn sie glaubt, dass sie mit Dummheit weiter kommt. Es macht ihr nichts aus. Aber sie erreicht alles, was sie will. Und sie ist ganz oben angekommen. Nicht obwohl sie eine Frau ist, sondern weil sie eine Frau ist.

Ich gehe davon aus, dass Du nicht verstehen kannst, worauf ich hinaus will. Darum formuliere ich es noch einmal: In unserer Gesellschaft ist Gleichberechtigung etwas, das man sich nimmt. Von selbst bekommt es niemand. Auch Männer, übrigens, nicht. Obwohl die natürlich einen gewissen Startvorteil haben, den ich nicht wegdiskutieren möchte. Emanzipation gelingt nur, wenn man bereit ist, sich die Rechte zu nehmen. Es gelingt nicht, wenn man erwartet, dass sie einem gegeben werden. Heutzutage gibt niemand Rechte ab, die er hat. Man muss sie sich nehmen. Und viele Frauen nehmen sie sich nicht.

Was die Einkommensschere anbelangt: Das ist ein sehr kurioses Thema. Ich kann immer nur drüber lachen. Sie hat zwei Gründe: Zum Einen steigen Frauen oft schlechter auf, als Männer. Witziger Weise ist das aber nicht der Hauptgrund. Der Hauptgrund ist, dass die Basis für ein hohes Einkommen in unserer Gesellschaft im Alter zwischen Mitte 20 und Ende 30 gelegt wird. Das ist gesellschaftspolitisch fatal, denn es diskriminiert junge Familien zu Gunsten von Rentnern. Und es diskriminiert Frauen, denn die meisten Frauen fallen in dieser Phase durch Geburt 2-3 Jahre aus. Damit verlieren sie auf der Karriereleiter 5-7 Jahre (die Ambitionen lassen bei Einsetzen der Schwangerschaft nach, die Verdienste um die Firma sind beim Zurückkommen vergessen). Das lässt sich kaum noch aufholen: Wir ziehen, wenn wir die Wahl haben, jüngere Kandidaten vor. Die Lösung wäre verhältnismäßig einfach: Würde man die Anfangsgehälter anheben, die Lohnsteigerung im Laufe des Lebens aber abflachen, dann würden junge Familien besser leben können, sich mehr Kinder leisten können und wollen. Pensionisten würden dafür aber bei gleicher Lebensverdienstsumme verhältnismäßig schlechter dastehen. Ich rede ausdrücklich nicht von Mindestpensionisten, ich rede von ehemaligen höheren Angestellten, die mit 58 in Pension gehen und dann 35 Jahre lang mit 3500 im Monat weiter leben. Wir hätten nicht nur mehr Kinder, Frauen würden auch nicht so viel Lohnerhöhung verpassen und es wäre insgesamt gerechter. Ich glaube nicht, dass erzwungene Vaterschaftskarrenz oder Frauenquoten jemals ähnlich deutliche Auswirkungen hätten. Nur wollen müssten wir es halt wollen. Und wer will sowas schon? Die Gewerkschaften müssten umdenken, die Wirtschaft müsste zwischenfinanzieren, die Regierung - Gott behüte - ihren Arsch bewegen und regieren.
 
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Für mich ist eine emanzipierte Frau, wenn sie sich in den Mantel helfen läßt, den Stuhl zurecht rücken, die Tür aufhalten! :) :bussal:
 
Für mich ist eine emanzipierte Frau, wenn sie sich in den Mantel helfen läßt, den Stuhl zurecht rücken, die Tür aufhalten!
Venus :bussal:, ich Cyberknutsch Dich, wenn Du noch dazu sagen lässt: aber sich nimmt, was sie will.

Wobei mir doch wichtig ist, dass Frauen selbstverständlich das Recht haben, ihre Rechte nicht wahrzunehmen. Weiter oben klang es mir so, als ob der Anschein erweckt würde, emanzipierte Frauen dürften nicht auch die schwächeren sein. Auch das wäre Unterdrückung: der Fluch, der Stärkere sein zu müssen. Gerade was die Liebe anbelangt: man kann emanzipiert und gleichzeitig Sub sein, was soll sich dabei ausschließen? Weil man sich auf den Kopf sch... lässt? Aber wenns Spaß macht, warum nicht auch das? Emanzipiert zu sein bedeutet für mich, tun zu können, was man tun will. Der Spaß hört sich für mich dann auf, wenn jemand nicht das Leben führen kann, das er möchte, weil er Mann/Frau/Türke/Jude/Schwarz/... ist.
 
Für mich ist eine emanzipierte Frau, wenn sie sich in den Mantel helfen läßt, den Stuhl zurecht rücken, die Tür aufhalten! :) :bussal:


Und wenn ich die Tür aufhalten und in den Mantel helfen darf, isses Selbstverwirklichung :mrgreen:

Tolle Diskussion, ich lese sie mit großem Genuß. :bussal:
 
Scheiße, das gibt jetzt Senge...

Senge gibts von Österreichern niemals, das tun wenn dann nur die Deutschen :winke:

:mad: aber ordentlich zamschlagn werden kann man schon :hau:

(Du hast Glück: mein Nick ist so entstanden, :bussal:)
 
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Gleichberechtigt (im Sinne von Emanzipiert, darum gehts ja?) bedeutet für mich, alles das tun zu können, was man möchte, ohne dabei durch Einschränkungen behindert zu werden, die auf die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Geschlecht zurückzuführen sind.

Ja, da sind wir ganz deutlich einer Meinung. In der feministischen Bewegung geht und ging es darum, dass alle Menschen das Leben wählen können, das ihnen am meisten entspricht und dieses Leben auch immer wieder verändern zu können, wenn sie es wollen.

Viele der feministischen Denkerinnen und Denker habe ich gerne gelesen. Bei vielen EF Diskussionen fällt mir häufig eines der schönen Zitate der wunderbaren Wictoria Wodhull ein: "Ja, ich bin eine Anhängerin der freien Liebe. Ich habe das unveräußerliche, verfassungsmäßige und natürliche Recht zu lieben wen ich will, so lang oder kurz wie ich kann, diese Liebe jeden Tag zu wechseln, wenn es mir gefällt, und niemand von euch und kein Gesetz hat das Recht, mir das zu verbieten." Für diesen Satz ging sie übrigens im 19. Jhdt. mehrmals ins Gefängnis.


Meiner Meinung nach existiert heutzutage formell keinerlei Diskriminierung von Frauen: Frauen dürfen alles studieren, müssen alle Jobs bekommen dürfen, müssen für die selbe Arbeit gleich bezahlt werden.

Auch hierbei bin ich bei dir. Formell gibt es über weite Strecken keine Diskriminierung mehr. Informell natürlich, davon berichtest du auch und das weißt du auch.
Heike Faller schrieb diesbezüglich eine sehr tollen Artikel. Sie bezeichnet sich selber dem Postfeminismus zugehörig und reflektiert die aktuelle Situation bei allem Guten und Erreichten, kritisch.


Wir erleben gerade die große Vergenderung der Sprache. Die Idee, die dahinter steckt ist, wie mir in vielen Referaten beigebracht wurde, dass die Diskriminierung in der Sprache beginnt.

Jeder Mensch, der auch nur einen Einführungskurs in Sprachwissenschaft besucht hat, weiß, dass Sprache die Wirklichkeit abbildet, aber auch schafft. Verändert sich die Welt, verändert sich die Sprache. Verändert sich die Sprache, verändert sich die Welt.

Hast du schon einmal versucht, eine Zeitung, einen Artikel, ein Formular etc. zu lesen, bei dem alles in weiblicher Form verfasst war und dich dann mitgenannt zu fühlen? Ja? Toll. Wenn nein: mach es einmal und berichte mir dann, wie es sich anfühlt. ;)



Frauen, die ich für emanzipiert halte, denken diametral anders. Sie tun, was sie tun wollen, und es spielt in ihren Zielsetzungen erst einmal keine Rolle, dass sie weiblich sind. Wobei eine Freundin durchaus dann, wenn sie zu wichtigen Kunden geht, Minirock und tiefen Ausschnitt trägt: sie weiß, es wird ihr helfen. Und es hilft auch ihr: sie fühlt sich hübsch und begehrenswert, es stärkt ihr Selbstwertgefühl (sagt sie).

Ja und nein. Die Frauen, von denen du sprichst, sind die so geannten Fourth Wavers, zu denen auch ich mich zugehörig fühle. Aber es gibt auch die anderen emanzipierten Frauen: die, die nicht kokettieren wollen. Die, denen es unangehmen ist, den schönen Ausschnitt einzusetzen um an ein Ziel zu kommen. Die, die es furchtbar auf den Geist geht, dass immer noch viele Männer denken, sie können qua Geschlecht über Frauen entscheiden, herrschen, sie bewerten.

Ich gehe davon aus, dass Du nicht verstehen kannst, worauf ich hinaus will.

Na...für a bissal klüger darfst mich schon halten :mrgreen:

Darum formuliere ich es noch einmal: In unserer Gesellschaft ist Gleichberechtigung etwas, das man sich nimmt. Von selbst bekommt es niemand. Auch Männer, übrigens, nicht. Obwohl die natürlich einen gewissen Startvorteil haben, den ich nicht wegdiskutieren möchte. Emanzipation gelingt nur, wenn man bereit ist, sich die Rechte zu nehmen. Es gelingt nicht, wenn man erwartet, dass sie einem gegeben werden. Heutzutage gibt niemand Rechte ab, die er hat. Man muss sie sich nehmen. Und viele Frauen nehmen sie sich nicht.

:daumen: Tolle Aussage.
Wobei viele Frauen nehmen es sich nicht, weil es auch für viele sehr, sehr schwierig ist; sie weder das Selbstbewusstsein, noch die Intelligenz dafür mitbringen. Und manche geben einfach einmal auf: die Drei-, Vier-, Fünffachbelastung ist auch extrem anstrengend.


Nocheinmal möchte ich jedoch mein Unbehagen dazu äußern, wenn Männer oder Frauen über Frauen wieder zu urteilen beginnen. Vielen Kämpferinnen und Kämpfer haben wir es zu verdanken, dass heute Frauen und Männer sich ihr Leben (im Prinzip) selber aussuchen und wählen können, mit wem sie leben wollen, wie sie leben wollen, wie sie lieben und fühlen und denken und entscheiden wollen. Natürlich zahlen emanzipierte Frauen in Ländern wie Österreich für so eine Entscheidung durchaus noch einen großen Preis. Aber, das was sie bekommen ist das frei gewählte eigene Leben. Und was kann schöner sein, als das?
 
Alle Therapeuten, die ich kenne, gehen selbst zur Therapie. Sie nennen es Supervision

Als Supervisorin muss ich dir sagen: Supervision und Therapie sind zwei ganz unterschiedliche Instumente :)


Schwierige Frage. Vielleicht, weil ich den Fall sehr, sehr gut kenne und auch wirklich gut beurteilen kann, wie wenig die Frau bereit ist, selbst daran zu arbeiten? Es ist die Lebensgrundhaltung: Sie bezahlt, das Personal hat also den Dreck wegzuräumen. Und das klappt bei der Küche und beim Klo, bei der Seele aber nicht, da muss man sich am Ende des Tages selbst plagen? Die Antwort auf Deine restlichen Fragen bekommst Du, sobald ich Zeit habe.

Man merkt wohl, dass du sie nicht leiden kannst :). Und das kann ich sogar irgendwie verstehen.
Dennoch bleibt für mich: ein Opfer bedauere ich zu allererst mal. Noch mehr bedauere ich, wenn sie so schwach ist, dass sie offensichtlich nicht aussteigen kann, mag. Ja, jeder Mensch hat aber auch Recht auf Unglück, wenn eigenständig gewählt. Es ist nicht jeder Mensch dazu verpflichtet, ein glückliches Leben zu wählen.
 
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Jeder Mensch, der auch nur einen Einführungskurs in Sprachwissenschaft besucht hat, weiß, dass Sprache die Wirklichkeit abbildet, aber auch schafft. Verändert sich die Welt, verändert sich die Sprache. Verändert sich die Sprache, verändert sich die Welt.

Jössas, du mußt ja noch mehr gelesen haben als ich :mrgreen: - Trömel-Plötz und die wunderbare Luise F. Pusch (die mich bei einer Lesung so beeindruckt hat, daß ich meine Fragen nur stammelnd stellen konnte)?


Aber es gibt auch die anderen emanzipierten Frauen: die, die nicht kokettieren wollen. Die, denen es unangehmen ist, den schönen Ausschnitt einzusetzen um an ein Ziel zu kommen. Die, die es furchtbar auf den Geist geht, dass immer noch viele Männer denken, sie können qua Geschlecht über Frauen entscheiden, herrschen, sie bewerten.


Dafür könnt ich dich küssen, Salome. :bussal:



Wobei viele Frauen nehmen es sich nicht, weil es auch für viele sehr, sehr schwierig ist; sie weder das Selbstbewusstsein, noch die Intelligenz dafür mitbringen. Und manche geben einfach einmal auf: die Drei-, Vier-, Fünffachbelastung ist auch extrem anstrengend.

Richtig, was das Selbstbewußtsein angeht, mit mangelnder Intelligenz hat das nicht so viel zu tun, ich kenne einige eher einfach gestrickte Frauen, die sich vom Leben das nehmen, was sie ihm Rahmen ihrer Möglichkeiten ergattern können, unabhängig von irgend welchen Rollenstereotypen.

Mangelndes Selbstbewußtsein ist aber in meinen Augen keine Entschuldigung. Wir können nicht von Unterdrückung faseln, wenn wir nicht bereit sind, uns für das einzusetzen und auch Blessuren oder Schmodder an den Füßen in Kauf zu nehmen, was uns wichtig ist.

Das ist das, was mir zu oft in feministischen Gruppen so tierisch auf die Eierstöcke gegangen ist, dieses ewige Lamentieren und Feststellen dessen, was nicht rund läuft - statt einfach mal ein paar Eiertritte zu verteilen und nicht zu fordern, sondern zu nehmen. Heiligenschein-Putzen nenne ich das.

Nocheinmal möchte ich jedoch mein Unbehagen dazu äußern, wenn Männer oder Frauen über Frauen wieder zu urteilen beginnen. Vielen Kämpferinnen und Kämpfer haben wir es zu verdanken, dass heute Frauen und Männer sich ihr Leben (im Prinzip) selber aussuchen und wählen können, mit wem sie leben wollen, wie sie leben wollen, wie sie lieben und fühlen und denken und entscheiden wollen. Natürlich zahlen emanzipierte Frauen in Ländern wie Österreich für so eine Entscheidung durchaus noch einen großen Preis. Aber, das was sie bekommen ist das frei gewählte eigene Leben. Und was kann schöner sein, als das?

Im Prinzip stimme ich dir zu. Allerdings bin ich in dieser Sichtweise sehr ambivalent. Das Unbehagen empfinde ich oft, wenn Kritikern und Spöttern zu moralinsauer das Gesinnungskeulchen übergebraten wird... wir haben uns viel erkämpft, wir haben bei weitem noch nicht genug selbstverständliche Gleichberechtigung, aber wir haben (anders als in anderen Nationen übrigens) vor allen Dingen noch nicht ausreichend gelernt, manchmal einfach alle Fünfe gerade sein zu lassen und dem machistischen Arschloch von gegenüber 'nen fiesen Rempler und anschließend ein Bier auszugeben. Will sagen: gelebte Emanzipation kann sich auch ein paar Testosteronfossilien leisten, ohne deswegen gleich in eine emanzipatorische Gesinnungskrise zu rutschen.
 
Hast du schon einmal versucht, eine Zeitung, einen Artikel, ein Formular etc. zu lesen, bei dem alles in weiblicher Form verfasst war und dich dann mitgenannt zu fühlen? Ja? Toll. Wenn nein: mach es einmal und berichte mir dann, wie es sich anfühlt.

Ich glaube, da ist ein Unterschied. Die Sprachen, die ich spreche haben 2 oder 3 grammatikalische Geschlechter, wobei, falls vorhanden, das sächliche ausfällt (neutral finde ich irreführend), ein feminines und ein neutrales (oder ein feminines und ein neural- bis maskulines, im Deutschen). Es ist unmöglich, Männer direkt anzusprechen, Frauen kann man. Die Möglichkeit, Männer anzusprechen, kam erst durch die Vergenderung, die ich aus ästhetischen Gründen ablehne: Großbuchstaben innerhalb von Worten widersprechen den Regeln meiner Sprache. Besonders schön finde ich, wenn dann überhaupt in Großbuchstaben geschrieben wird. STUDENTINNEN HABEN SICH VOR SEMESTERBEGINN ... ist die Rache der Sprache an den Feministinnen: Diskriminierung durch Vergenderung der Sprache denn Studenten müssen offensichtlich nicht, das hält jeder Klage stand. :mad:

Aber es gibt auch die anderen emanzipierten Frauen: die, die nicht kokettieren wollen. Die, denen es unangehmen ist, den schönen Ausschnitt einzusetzen um an ein Ziel zu kommen. Die, die es furchtbar auf den Geist geht, dass immer noch viele Männer denken, sie können qua Geschlecht über Frauen entscheiden, herrschen, sie bewerten.

Klar. Natürlich gibt es die. Ich denke, dass es ein normales Bedürfnis ist. Meine Frau tut es nicht, und sie setzt sich in einem eher männerdominierten Beruf auch ganz gut durch. Sie fällt auch in die Kategorie emanzipiert, aber wie ... ;)
 
Man merkt wohl, dass du sie nicht leiden kannst . Und das kann ich sogar irgendwie verstehen.
Nein, das stimmt nicht. Aber sie geht mir gerade im Moment auf den Nerv, das ist aber eine völlig andere Baustelle, und da fallen mir ihre Charaktermängel gerade besonders stark auf :shock:. Im Prinzip mag ich sie sehr gerne, wir sind auch befreundet (und ich gehe mit dem Wort extrem sparsam um), aber es bestehen eben sehr große Spannungen, positive wie negative.
 
Jössas, du mußt ja noch mehr gelesen haben als ich :mrgreen: - Trömel-Plötz und die wunderbare Luise F. Pusch (die mich bei einer Lesung so beeindruckt hat, daß ich meine Fragen nur stammelnd stellen konnte)?

Du hast Luise Pusch live gehört? Wow. Bin beeindruckt!

Ich glaube, da ist ein Unterschied. Die Sprachen, die ich spreche haben 2 oder 3 grammatikalische Geschlechter, wobei, falls vorhanden, das sächliche ausfällt (neutral finde ich irreführend), ein feminines und ein neutrales (oder ein feminines und ein neural- bis maskulines, im Deutschen). Es ist unmöglich, Männer direkt anzusprechen, Frauen kann man.

Weil wir grad bei Pusch waren, zitiere ich sie gleich mal:

„Die Sprache, die wir ererbt von unseren Vätern haben, ist eine frauenausmerzende Sprache. Vorstellungen werden überwiegend und am nachhaltigsten erzeugt durch Wörter. Dass Wörter über unsere Vorstellungen zur Realität werden, weiß jede….[…] Was stellen Sie sich vor, wenn Sie Wörter wie Schauspieler, Dichter, … Schweizer hören oder lesen? Diese Wörter, so versichert uns die patriarchale Grammatik, sind geschlechtsneutral. Stellen Sie sich also einen geschlechtsneutralen Schweizer vor. Sie sehen, es geht nicht…“ (L. Pusch)

;) :winke:
 
Oder ist es doch noch immer so, dass Frauen - egal wie stark und unabhängig sie auch sind - vor allem einen Beschützer suchen?

Ich würde nicht gerade sagen, das Frauen einen Beschützer suchen. Aber jemanden der da ist wenn man ihn braucht. Jemand zum Anlehnen wenn man Sorgen oder Kummer hat. Jemand der zuhört wenn man was zu erzählen hat. Das brauchen aber auch wir Männer.

Ich finde, das Wort Emanzipation hat im 21 Jahrhunder nichts mehr verloren. Ist ein Relikt aus den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Die Gleichberechtigung sollte doch schon längst eine Selbstverständlichkeit sein. Und zwar in beiden Richtungen. Wer mit seinem Partner(in) auf Augenhöhe, respektvoll, liebevoll, aufmerksam, umgeht den Partner(in) wertschätzt der braucht nicht über Gleichberechtigung nachdenken. Sie entsteht ganz von selbst. In meiner schon 33 Jahre dauernden Beziehung war sicher nicht immer alles nur Sonnenschein. Aber wenn man nicht nur die schönen Dinge teilt sondern auch die Pflichten dann funktioniert es eben. Da gibt es auch nicht "Dein Geld" oder "Mein Geld" egal wer mehr verdient. Anschaffungen werden besprochen und abgestimmt. Persönliche Dinge die man haben möchte kauft man einfach. Solange Man"n" oder Frau sorgsam und verträglich mit der Kohle umgeht ohne gemeinsame Ziele und Verpflichtungen zu gefähren ist ja alles OK. In meinem Fall verdient meine Maus sogar fast das Doppelte von mir. Es war aber auch schon umgekehrt. Sie war eben einfach ergeiziger als ich und hat es bis ganz nach oben geschafft. Aber deswegen fühle ich mich ganz sicher nicht schlechter. Ist doch egal wer mehr verdient. Wichtig ist nur etwas gemeinsames zu schaffen. Im Großen und im Kleinen.
 
Aber wenn man nicht nur die schönen Dinge teilt sondern auch die Pflichten dann funktioniert es eben. Da gibt es auch nicht "Dein Geld" oder "Mein Geld" egal wer mehr verdient. Anschaffungen werden besprochen und abgestimmt. .... In meinem Fall verdient meine Maus sogar fast das Doppelte von mir.
Oh. Klingt gut. Bei uns ists eher umverkehrt. Mein Geld gibts nicht, unser Geld wird von ihr verwaltet und von mir verdient. Also, um ehrlich zu sein stimmt letzteres nicht, ca. 1/8 kommt tatsächlich von ihr.

Ich blödl wieder einmal herum. Ich lebe in einer Beziehung, die dem klassischen Rollenbild folgt: Papa geht Arbeiten, Mama ist Zuhause. Räumt auf, wäscht, putzt. Papa tut das alles nicht, denn er weiß nicht, wie es funktioniert, findet nix: er ist 5 Tage die Woche nicht daheim, kommt nur am Wochenende. Am Sonntag aber kocht Papa, Freitag Abends, wenns sich ausgeht, auch. Wir hatten auch schon den umverkehrten Fall: Papa war mit Kids daheim und Mama war Arbeiten.
 
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