Dass der Thread, bei dem es um eine Vorliebe bei der Auswahl des Partners emanzipierter Frauen geht, in eine Gewaltdiskussion ausgeartet ist, finde ich interessant
Stimmt
. Der Fokus hat sich verschoben, ich fand es aber durchwegs interessant.
Dann erzähl mir doch mal, was für dich "gleichberechtigt im täglichen Leben bewährend" tatsächlich bedeuten kann? Bei der Antwort wäre mir lieb, wenn du noch herrschende strukturelle Benachteiligungen miteinbeziehen würdest.
Und das ganze möglichst auf 2-3 Sätze begrenzt. Schon klar.
Gleichberechtigt (im Sinne von Emanzipiert, darum gehts ja?) bedeutet für mich, alles das tun zu können, was man möchte, ohne dabei durch Einschränkungen behindert zu werden, die auf die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Geschlecht zurückzuführen sind.
Meiner Meinung nach existiert heutzutage
formell keinerlei Diskriminierung von Frauen: Frauen
dürfen alles studieren, müssen
alle Jobs bekommen dürfen, müssen für die selbe Arbeit
gleich bezahlt werden. Eines meiner Lieblingssprichworte ist: "
In theory there is no difference between practice and theory. In practice there is". Wir alle wissen, dass es Diskriminierung gibt. Ich frage mich, ernsthaft, wir es möglich ist. Stecken Frauen zurück? Ich weiß es nicht, ich weiß, dass es mindestens so oft passiert, wie es passiert, dass Männer Männer bevorzugen. Ein alter Witz sagt: "
warum diskriminieren wir eigentlich die Frauen? Weil es sich bewährt hat!" Ich finde ihn sehr gut und kann mich wirklich zerkugeln deshalb. Ich denke, Du wirst ihn weniger gut finden. Warum? Weil er die Wahrheit sagt. Alle wissen das, Männer wie Frauen.
Wir erleben gerade die große Vergenderung der Sprache. Die Idee, die dahinter steckt ist, wie mir in vielen Referaten beigebracht wurde, dass die Diskriminierung in der Sprache beginnt. Verunmöglicht man das, dann gibt es auch keine Diskriminierung. Ich glaube nicht daran. Ich bin überzeugt, dass es sogar vollkommen naiv ist. Unterdrückung wird tradiert. Sie wird tatsächlich verbal weiter gegeben, aber das funktioniert völlig anders. Bei Bekannten gibt es zwei Kinder, Benjamin und Agnete. Sind wir dort zum Kaffee, und es ist Zeit, heimzugehen, dann ziehen sich Mama und Agnete in die Küche zurück zum Abwasch. Benjamin nie. Ich hab einmal vorgeschlagen, ich könne abwaschen, aber das ging nicht, weil ich ein Mann bin. Hallo? Die Antwort war umso verblüffender als die Frau eine verbissene Kämpferin für Frauenrechte ist. Oder, andere Geschichte: Ich ging einmal mit einer Nichte, die war damals knapp 1 Jahr alt, konnte aber schon gehen, über den Stadtplatz einer Oberösterreichischen Kleinstadt. Stolzer Onkel, der ich war, hab ich sie an der Hand genommen und geführt. Da kam mir eine Frau entgegen, im Kinderwagen ein Prachtsbub, ganz in Himmelblau, locker 1 1/2 Jahre alt, 10kg, riesig. Und Mami zu ihrem Liebling: "
Jö Schau, du musst noch im Wagal sitzi, und die kann scho gehn". Und danach, es hätte mich fast umgehauen, der Nachsatz: "
Dabei iss a Medal". Oder eine andere Bekannte zu meinem Bruder: "
Zwei Mädchen, kein Bub? Du armer!"
Frauen, die ich für emanzipiert halte, denken diametral anders. Sie tun, was sie tun wollen, und es spielt in ihren Zielsetzungen erst einmal keine Rolle, dass sie weiblich sind. Wobei eine Freundin durchaus dann, wenn sie zu wichtigen Kunden geht, Minirock und tiefen Ausschnitt trägt: sie weiß, es wird ihr helfen. Und es hilft auch ihr: sie fühlt sich hübsch und begehrenswert, es stärkt ihr Selbstwertgefühl (sagt sie). Sie ist 50 Jahre alt, 175 groß, 85kg schwer, dunkeläugig - schwarzhaarig. Glaub mir, sie kann so blond/blauäugig wirken, als sei sie direkt aus einem der übelsten Blondinenwitze aller Zeiten gekommen, wenn sie glaubt, dass sie mit Dummheit weiter kommt. Es macht ihr nichts aus. Aber sie erreicht alles, was sie will. Und sie ist ganz oben angekommen. Nicht obwohl sie eine Frau ist, sondern weil sie eine Frau ist.
Ich gehe davon aus, dass Du nicht verstehen kannst, worauf ich hinaus will. Darum formuliere ich es noch einmal: In unserer Gesellschaft ist Gleichberechtigung etwas, das man sich nimmt. Von selbst bekommt es niemand. Auch Männer, übrigens, nicht. Obwohl die natürlich einen gewissen Startvorteil haben, den ich nicht wegdiskutieren möchte. Emanzipation gelingt nur, wenn man bereit ist, sich die Rechte zu nehmen. Es gelingt nicht, wenn man erwartet, dass sie einem gegeben werden. Heutzutage gibt niemand Rechte ab, die er hat. Man muss sie sich nehmen. Und viele Frauen nehmen sie sich nicht.
Was die Einkommensschere anbelangt: Das ist ein sehr kurioses Thema. Ich kann immer nur drüber lachen. Sie hat zwei Gründe: Zum Einen steigen Frauen oft schlechter auf, als Männer. Witziger Weise ist das aber nicht der Hauptgrund. Der Hauptgrund ist, dass die Basis für ein hohes Einkommen in unserer Gesellschaft im Alter zwischen Mitte 20 und Ende 30 gelegt wird. Das ist gesellschaftspolitisch fatal, denn es diskriminiert junge Familien zu Gunsten von Rentnern. Und es diskriminiert Frauen, denn die meisten Frauen fallen in dieser Phase durch Geburt 2-3 Jahre aus. Damit verlieren sie auf der Karriereleiter 5-7 Jahre (die Ambitionen lassen bei Einsetzen der Schwangerschaft nach, die
Verdienste um die Firma sind beim Zurückkommen vergessen). Das lässt sich kaum noch aufholen: Wir ziehen, wenn wir die Wahl haben, jüngere Kandidaten vor. Die Lösung wäre verhältnismäßig einfach: Würde man die Anfangsgehälter anheben, die Lohnsteigerung im Laufe des Lebens aber abflachen, dann würden junge Familien besser leben können, sich mehr Kinder leisten können und wollen. Pensionisten würden dafür aber bei gleicher Lebensverdienstsumme verhältnismäßig schlechter dastehen. Ich rede ausdrücklich nicht von Mindestpensionisten, ich rede von ehemaligen höheren Angestellten, die mit 58 in Pension gehen und dann 35 Jahre lang mit 3500 im Monat weiter leben. Wir hätten nicht nur mehr Kinder, Frauen würden auch nicht so viel Lohnerhöhung verpassen und es wäre insgesamt gerechter. Ich glaube nicht, dass erzwungene Vaterschaftskarrenz oder Frauenquoten jemals ähnlich deutliche Auswirkungen hätten. Nur wollen müssten wir es halt wollen. Und wer will sowas schon? Die Gewerkschaften müssten umdenken, die Wirtschaft müsste zwischenfinanzieren, die Regierung - Gott behüte - ihren Arsch bewegen und regieren.