Die Weltrangliste interessiert mich einen Stecken. Schätzungsweise befindet sich Österreich unter den ca. 200 Ländern im letzten Viertel.
Das stimmt aber ned ....
Darum verlasse ich mich in solchen Fragen lieber auf Ranglisten, als auf mein Bauchgefühl, weil ich kein so großer Fußballfan bin, dass ich die Spiele sowohl der Vereine als auch der Nationalmannschaft fiebernd miterleben würde. Ich freue mich, wenn sie gewinnen, aber ich bin ihnen nicht gram, wenn sie verlieren, weil es mir wurscht ist.
Ich war in meiner Kindheit und Jugend viel auf Fußballplätzen anzutreffen, überwiegend in Floridsdorf bei der Admira und auch beim FAC, später nach Hinweis durch meinen Bruder auch auf dem Wacker-Platz in Meidling, und schließlich bei der Wiener Austria im Praterstadion.
Da wurde gerade bei den eher unbekannten Mannschaften der Wiener Liga beherzter Fußball geboten, zwar nicht immer der höchsten Klasse (daher auch Wiener Liga
), aber da die Mannschaften in aller Regel ziemlich gleichwertig waren, gab es immer spannende Spiele.
In den oberen Ligen gab es dann auf dem Admira-Platz auch schon die damaligen Berühmtheiten zu sehen, wenn Austria oder Rapid zu Gast waren, und die nicht allzu große Arena des damaligen Admira-Platzes war zum Bersten voll an solchen Tagen. Unvergessene Erlebnisse für den damaligen Buam, Größen wie Stotz, Zeman oder Fraydl, die man im Praterstadion ja nur aus weitester Ferne sehen konnte, quasi hautnah zu erleben.
An den Namen Stotz und Zeman magst Du erkennen, dass seither schon ein Zeitl vergangen ist. Die Austria spielt längst im Horr-Stadion, Admira schon seit langem in der Südstadt, zeitweise in einer Spielgemeinschaft mit der ehemaligen Wacker-Mannschaft, die inzwischen aufgelöst worden ist. Sehr zum Leidwesen all jener, welche Fußball als ein kampfbetontes Spiel geschätzt haben, was er ja damals auch noch war. Der Umgang der Spieler untereinander wie auch die Spiele selbst waren "rau, aber herzlich" zu nennen, und nicht umsonst konnte der Qualtinger als Travnicek ausrufen: Simmering gegen Kapfenberg -
das ist Brutalität.
Darf ich meinen kleinen Ausflug in die Fußball-Vergangenheit damit abrunden, dass ich noch erwähne, dass es zu damaligen Zeiten auf den Plätzen natürlich keiner Sicherheitsmaßnahmen bedurfte. Die anwesenden Fans waren im Falle eines Sieges hocherfreut und zufrieden, im Falle einer Niederlage waren sie ausreichend mit sich selbst und ihrem Kummer beschäftigt. Nach einer Niederlage randalierend durch die Straßen zu ziehen, war damals noch nicht üblich, auch gehörte es nicht zu den Gepflogenheiten, auf Fanfahrten ganze Züge zu verwüsten oder zu verdrecken. Wäre einer auf die Idee gekommen, auf einem Fußballplatz einen Feuerwerkskörper zu entzünden, wäre er mit Ohrfeigen vom Platz gejagt worden, und der Fall wäre erledigt gewesen.
Um den Kreis zur Nationalmannschaft zu schließen: in diesen gut 50 Jahren hat sich das Publikum verändert, und auch die Spieler werden heute nach anderen Anforderungen gemessen als dazumal.
Gewiss ist nur eines: damals wie heute hat es große Talente gegeben, und damals wie heute gelingt nicht allen Talenten der Wandel zum wirklich herausragenden Spieler. Das ist aber nicht nur bei uns so, sondern überall, wo talentierte Kinder die Freude am Sport und am Spiel mit in das Erwachsenenleben nehmen sollen. Es mag schon richtig sein, dass es uns hier in Österreich generell zu gut geht, um den Ehrgeiz der Jungen zu wecken - und am Leben zu erhalten. Armut gebärt zwar keine Talente, aber sie stattet die Kinder mit dem notwendigen Ehrgeiz aus, dieser Armut zu entkommen.
Trotzdem ist mir nicht bange, dass der österreichische Fußball jemals in das letzte Viertel der Weltrangliste abrutschen könnte. Dafür gibt es einfach nach wie vor zu viele gute Nachwuchsspieler, und wie man schon in der Vergangenheit gesehen hat, bringt jede Zeit Talente hervor, die dann auch den Durchbruch schaffen.
Den Berichten nach soll die derzeitige Nationalmannschaft gar nicht so schlecht gespielt haben. Also geben wir ihr doch die Chance, sich zu beweisen.