Und wie stellst Dir das praktisch vor? Wie hast denn Du Geschichte oder deutsche Literatur oder Philosophie gelernt? Wie kann man Lehrstoff frei von Werten unterrichten? Werte sind ja impliziert. Wenn ich heute im Deutsch-Unterricht Jelinek lese, oder Tacitus im Lateinunterricht, oder Thukydides in Griechisch, oder Camus in Französisch, oder Salinger in Englisch, werde ich mich mit den Schülern zwangsweise über den Inhalt und damit auch mit den Werten und Ideologien des Schreibers auseinandersetzen müssen, also zB bei Jelinek einer einer eher feministischen, antifaschistischen und antichauvinistischen Haltung, bei Tacitus mit einer antitotalitären, aus persönlicher Feindschaft gegen das julisch-claudische Kaiserhaus geprägten politischen Eisntellung, oder bei Thukydides mit seiner In-Frage-Stellung der athenischen Demokratie, oder bei Camus mit dem Existenzialismus und Nihilismus, oder bei Salinger mit der Jugendkultur der 60er Jahre beschäftigen und das diskutieren. und da gehts um Werte, da schreibt man dann auch persönliche Aufsätze und muss laut Lehrplan darüber diskutieren. Natürlich wird man als Lehrer immer eher neutral sein und versuchen, keine Richtung zu bevorzugen, aber bei gewissen klaren ethischen Prinzipien, gegen Gewalt, gegen Diskriminierung usw. wird man schon auch seine persönlichen Werte durchklingen lassen.
Wiki ist keine Quelle, sondern ein Agglomerat von irgendwelchen Zitaten, die praxisfern wie nur sind.
Wie kann ich mit Schülern in der 4. Klasse den Nationalsozialismus durchnehmen, nach Mauthausen fahren und nicht Stellung beziehen? Wie kann ich bei Themen wie Imperialismus, Ausrottung der nativen Einwohner Amerikas durch die katholische Kirche bzw. die Angloamerikaner, die kommunistischen Regime von Russland über China bis zu Pol Pot, nicht Stellung beziehen?
Sorry, ich glaub, Du schreibst hier irgendwas. Unterricht und Erziehung kann nie wertfrei sein. Werte werden immer von Personen geprägt und übernommen, siehe Individualpsycholgie, Gestalttherapie etc. Kinder übernehmen auch die Werte ihrer Eltern, oder sie setzen sich damit auseinander und lehnen sich gegen sie auf, wenn sie anderswo andere Werte präsentiert bekommen, die sie mehr überzeugen. Deswegen werden die Kinder von Nazis nicht zwangsläufe Nazis, und die Kinder von Linken Banker, weil sie gegen die Werte des Elternhauses revoltieren, die anderen Werte lernen sie durch Schule, Freunde und Gesellschaft kennen.
Und das ist gut so.
Das Wiki-Zitat ist nett, aber unrealistisch. Da brauchst einen Roboter, der unterrichtet, und auch den würde irgendwer mit seiner Meinung "füttern".