Ist Glaube eine Altersfrage?

Du schreibst von "nicht selbst verschuldeten" Schicksalsschlägen (damit befindest du dich in guter, christlicher Tradition ) - ich sehe das anders. Jeder Mensch erleidet Schicksalsschläge, die einen früher, die anderen später. Jeder Mensch wird mit dem Tod konfrontiert, und damit auch mit der Endlichkeit seines eigenen Daseins.

Fritzie, nach allem, was ich hier im EF von Dir gelesen habe, machst Du mir den Eindruck eines sehr reflektierten, überlegten und intelligenten Mensch!

Auch ich habe etliche Schicksalsschläge erfahren müssen, den 1. mit 12 Jahren, als meine Schwester vor meinen Augen entführt wurde und ich jahrzehntelang unter dem Schuldgefühl litt, es nicht verhindert zu haben. Das ist ein an sich sehr intimes Detail aus meinem Leben, das ich so, in der Art noch nie in der Öffentlichkeit vor mir wildfremden Menschen mitgeteilt habe.
Über andere Vorkommnisse möchte ich nicht sprechen. Was ich sagen und zum Ausdruck bringen möchte ist, daß ich durch Schicksalsschläge, Kränkungen, Trauer, große Enttäuschungen und Verluste eher stärker und widerstandsfähiger, aber auch nachsichtiger, gelassener und duldsamer wurde, was aber alles NULL mit der Kirche, oder irgendeiner Glaubensrichtung zu tun hatte. Ich glaube an mich, ich WEISS, daß das Leben weitergeht und daß ich aus jeder noch so mißlichen Lage, mag sie im Moment auch aussichtslos und trostlos erscheinen, aus eigener Kraft herauskomme. Ich sehe das Leben wie einen Fluß, den Du ja nicht anhalten kannst, es sei denn, du bereitest Deinem Leben ein Ende.
Darüber, daß ein starker Glaube vielen Menschen Halt bietet, Trost und Hilfe spendet, brauchen wir gar nicht zu reden, denn das ist Fakt und wunderschön und hilfreich für sie, das respektiere ich und würde mich darüber auch nie lustig machen. Für MICH persönlich kann ich es jedoch nicht in Anspruch nehmen.
 
Was ich sagen und zum Ausdruck bringen möchte ist, daß ich durch Schicksalsschläge, Kränkungen, Trauer, große Enttäuschungen und Verluste eher stärker und widerstandsfähiger, aber auch nachsichtiger, gelassener und duldsamer wurde, was aber alles NULL mit der Kirche, oder irgendeiner Glaubensrichtung zu tun hatte.


Ja, darauf wollte ich hinaus, als ich schrieb, daß ich an mich glaube. Das aber anderen zu vermitteln, die ihre Kraft aus anderen Quellen beziehen oder in religiösen Zusammenhängen suchen, ist schwierig. Will nicht sagen, daß alle, die glauben, das aufgrund von schlimmen Erlebnissen tun, nur denke ich, daß die Versuchung, sich in welchem Glauben auch immer muckelig einzurichten, besonders groß ist bei denen, die nicht bereit sind, sich im positiven, vielleicht auch schmerzhaften Sinn mit dem auseinanderzusetzen, was solche Schläge mit ihrem eigenen Inneren anrichten.

Im Allgemeinen bin ich ziemlich gelassen unterwegs, mit zunehmenden Alter (ha, da hammers wieder! :mrgreen:) zeige ich auch immer mehr meine Schwachstellen, so aus dem Gefühl heraus, sie mir leisten zu können. Religionen kann ich zwar auch immer entspannter sehen, aber ich merke schon noch, wie ich auf die Barrikaden gehen könnte, wenn ich mitkriege, daß sie lediglich als Korsett benutzt, nicht als wirklicher Inhalt gelebt werden. Sollte mich eigentlich nix angehen, ne? So lange man sich über irgendwas ärgert, ist noch was im Fluß. Wie halt so vieles: gut und lästig machmal.
 
Will nicht sagen, daß alle, die glauben, das aufgrund von schlimmen Erlebnissen tun


Sowas würde ich als heuchlerisch betrachten.
Als ich mal selbst da stand und in Anbetracht des möglichen und sogar sehr wahrscheinlichen Todes, mich von meinen Kind verabschieden müsste, ein Gedanke, oder eher eine Überlegung zum beten, zum glauben, auf den Gott zu hoffen, ist aber schleunigst verflogen.
Es wäre, als ich mich selbst betrogen hätte, da ich Jahre zuvor entschieden habe, nichts mehr mit der bisher bekannten Religionen, oder Personifikation Gottes, zu tun haben zu wollen.
 
Manche fangen irgendwann an, selbst für ihre Taten und Überzeugungen verantwortlich zu werden und nicht alles auf die Eltern und die Erziehung zu schieben.

Aber auch das ist ein Ergebnis der Erziehung.

Es kommt gerade in frühen Jahren drauf an, welche Möglichkeiten die Eltern dem Kind in die Hand geben, um mit den Ergebnissen ihres Verhaltens, ihrer Handlungen und Entscheidungen umzugehen.
Die Entwicklung des Verantwortungsbewußtseins setzt dabei vieles voraus: Selbstwert, Vertrauen, Berechenbarkeit des Umfeld etc..


Wenn dem nicht gegeben ist oder die Eltern sichs leicht machen, bleibt aber immer noch der Glauben an einen allmächtigen, alles steuernden Gott ;)
 
Ist Glaube eine Altersfrage?

dein ansatz

dass der Mensch sich öfters mit dem Thema Sterben/Tod beschäftigt, also sucht er Zuflucht/Anhaltspunkte, damit er nicht komplett durchdreht.

hat sicher eine gewisse berechtigung. der da

Also nicht zwangsläufig, dass er weiser geworden ist.

natürlich auch! :mrgreen:

aber für mich z.b. hat das eine wenig mit dem anderen zu tun.

mir gibt da weniger der glaube (an was übrigens? glaube ist allerhöchstwahrscheinlich der ersatz des unwissens durch den irrtum) halt und trost, sondern das glück (das nur ganz, ganz wenige haben), dass ich mein leben schon jetzt in einer beneidenswerten fügung hab in vollen zügen auskosten und weitestgehend behütet leben dürfen. daher: wenns mich erwischt, kann ich in demut vor dem schon erhaltenen geschenk gehen. und: es ist IMMER zu früh (solang man einigermaßen gesund ist).

ich hab mich vergleichsweise sogar sehr intensiv mit dem thema auseinandergesetzt. aber diese angst oder "notwendige zuflucht" spielt aus dem oben gesagten heraus dabei kaum eine rolle. eher ist es der umstand, dass diese auseinandersetzung eben in mir gereift ist, der zeitpunkt gekommen war und mir die bisher angebotenen modelle nicht zugesagt haben.
 
Allerhöchstwahrscheinlich? Also weißt Du es nicht, sondern glaubst es nur.
Ist das jetzt bei Dir auch der Ersatz des Unwissens durch den Irrtum?

mein umgang mit den dingen, die ich nicht weiß, bleibt das eingeständnis "ich weiß es nicht". und ich versuche - gerade bei einem derart essentiellen thema - mir aus meinem nichtwissen keine schablone zu basteln, für die vielleicht sogar "ungläubige" oder "verteidiger des rechten glaubens" leiden oder ihr leben lassen müssen. schlicht und einfach: ich weiß es nicht!

und das leben kann trotzdem derart viel sinn machen, unglaublich!
 
eine vielleicht hilfreiche erklärung dazu: meine überlegungen dazu gelten dem MENSCHEN jesus (soweit für mich als laie greifbar), also dem "philosophen" - und dem, was die (katholische) kirche aus ihm gemacht hat. das sind für mich zweierlei paar schuh.

aber zum göttlichen aspekt in der thematik kann ich nur ehrlich bekennen: ICH WEISS ES NICHT!
 
100%ig !!! Umso älter ich werde, umso mehr glaub ich an die Dummheit der Menschen ! .......... :winke:

Dieser Überzeugungsarbeit kann man auch keineswegs entrinnen... :(
Und leider lassen sich die Symbole der Dummheit nicht aus den öffentlichen Räumen abhängen.... die hängen dort ab...
 
nicht aus den öffentlichen Räumen abhängen.... die hängen dort ab...

Weil sie - allerdings nicht in öffentlichen Räumen - sondern Kühlhäusern, abhängen müssen um dort "Dry Aged" zu werden. ;o)Auch ich hänge sehr häufig ab, wesentlich mehr, als für Dry Aged erforderlich :lalala:
 
...Auch ich hänge sehr häufig ab, wesentlich mehr, als für Dry Aged erforderlich :lalala:
:hmm: ist das nun eine Konsequenz des Alters oder des (Un)Glaubens??

;) jedenfalls leistest du nur einen homöopathischen Beitrag zur Dummheit in dieser Welt... ;) :lalala:
 
Wo ihr immer hinguckt... bei mir isses genau andersrum. Je älter und döfer ich werde, umso mehr glaub ich an die Kraft der menschlichen Vernunft. :lalala:
 
ist das nun eine Konsequenz des Alters oder des (Un)Glaubens??

Hmmmm....Ist das nun etwas Positives, Negatives, Neutral-Gleichförmiges? :hmm: Ach, Calamos, das Leben ist nicht so einfach zu erklären, wie es auf den 1. Blick hin scheint. :)

jedenfalls leistest du nur einen homöopathischen Beitrag zur Dummheit in dieser Welt..

Homöopathischer Beitrag ist wahrlich allergeringst, wie Du sicherlich weißt ist es ungefähr ein Salzkorn in einem Riesenswimmingpool und sollte seine heilende Wirkung zeigen. Da sind wir wieder bei dem Thema, glaubt man, oder glaubt man nicht? ;) Ach, ich mag Dich doch auch!! ;o)
 
Wo ihr immer hinguckt... bei mir isses genau andersrum. Je älter und döfer ich werde, umso mehr glaub ich an die Kraft der menschlichen Vernunft. :lalala:

Bleibt dir etwas anderes übrig, solange du noch einen Funken Hoffnung in dir trägst?
:cool:
...ach ja: Gläubigkeit. ;)

Womit ma wieder beim topic wären....
 
Je älter und döfer ich werde, umso mehr glaub ich an die Kraft der menschlichen Vernunft.

Da siehst Du mich nun platt, sprachlos und .....was soll ich sagen, mir fehlen einfach die passenden Worte. „Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen / Den Vorhang zu und alle Fragen offen."

Gute Nacht, liebe Fritzie.
 
Einen Funken? Ne, so bescheiden bin ich nicht, unter 'nem Feuerwerk läuft bei mir nix. :mrgreen:

Für das Vorhandensein menschliche Vernunft mag's ja weniger Anhaltspunkte geben als für die Existenz von Göttern, aber ich denk mir mal so: ohne Vernunft könnt's keine Dummheit(en) geben, ne?

Wenn mir das eine zu viel wird, dreh ich halt meinen Kopp, dann paßt's wieder, man muß sich das Leben ja nicht unnötig schwer machen. ;)
 
also ich habe heuer binnen 5monaten mutter und vater verloren ,ich glaube an gott oder zumindest an soetwas ähliches. zumindet gibt es etwas was uns lenkt.:hmm:
 
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