Ah nein?
Hast du aber vielleicht schon mal was von Volksschullehrern gehört?
Nein, überhaupt noch nie.
Mein Großvater war Volks- und Bürgerschul-Oberlehrer.
Mein Onkel war Volksschullehrer und Direktor.
Eine Tante von mir Volksschullehrerin.
Ein Onkel meiner Frau war Volksschullehrer und Direktor.
Seine Gattin Volksschullehrerin.
Und nicht zuletzt war meine Schwester ihre gesamte Berufslaufbahn hindurch Volksschullehrerin.
Sie alle haben ihren Beruf geliebt, haben gerade in der Betreuung der Schulanfänger die besondere Herausforderung gesehen, und hätten nicht um viel Geld an eine weiterführende Schule gewechselt.
Gerade von meiner Schwester, deren berufliche Laufbahn ich ja über längere Zeit aus nächster Nähe verfolgt habe, weiß ich auch einiges über die Vorbereitungen. Ich weiß zum Beispiel auch, dass meine Schwester einen ganzen Kasten voller "Unterrichtsmappen" angelegt hat, fein säuberlich geordnet nach Gegenständen und Schulstufen, unterteilt in Unterrichtsmonate. Und ich weiß noch, wie sie - das mag im siebten oder achten Jahr ihrer Tätigkeit gewesen sein - mit strahlenden Augen verkündet hat, dass sie jetzt endlich ihre Mappen fertig hat, und dass sie die Zeit, welche sie bis dahin für ihre Vorbereitungen verwendet hatte, nun anderweitig im Interesse ihrer Schüler nützen könne. Was sie auch reichlich getan hat, mit auf freiwilliger Basis organisierten "Lernjausen" (einer sehr beliebten Form der Nachhilfe), mit Zeichen- und Malkursen, Musik- und Theaterrunden samt entsprechenden Aufführungen innerhalb und auch außerhalb der Schule. Und das alles unentgeltlich, alleine aus der Freude an der Tätigkeit mit den Kindern.
Und quasi nebenbei war (und ist) sie auch noch sehr glücklich verheiratet, und trotz ihres ungemein großen Engagements für die Schule hat diese Ehe nicht darunter gelitten.
Ich weiß also schon, wovon ich rede, wenn ich das ganze Gerede um die Vorbereitungen als zumindest etwas übertrieben ansehe. Wenn ich wieder meine Schwester als Maßstab nehmen darf ..... ihr hat ein Blick in die jeweilige Mappe genügt, um zu wissen, was sie am nächsten Tag vorzutragen hat, weil sie den Stoff im kleinen Finger gehabt hat. Ich nehme an - oder hoffe wenigstens -, das ist bei anderen Lehrern auch so.
Und natürlich kann man Vorbereitungen Jahr für Jahr übernehmen, da geht es doch rein um den Unterrichtsstoff, Übungen, mögliche Modelle für Arbeiten mit den Kindern. Dass man das ohne große Vorbereitung für die jeweiligen Kinder einer Klasse modifizieren kann, darf man bei einem geschulten Pädagogen wohl nicht nur erwarten, sondern geradezu voraussetzen.
Davon ganz abgesehen sind auch die Kinder eines Jahrganges nicht an jedem Tag gleich leistungsfähig und dem entsprechend auch nicht gleich zu behandeln. Das weiß man am Vortag aber noch gar nicht. Sollte der Lehrer dann dastehen wie der Ochs vorm Tor und sagen: darauf bin ich jetzt nicht vorbereitet? Lachhaft.
Mag sein, dass man an Sonderschulen eine besondere Art der Vorbereitung braucht, das weiß ich nicht - es erscheint mir immerhin plausibel. Aber selbst dann wäre es unsinnig, Art und Umfang dieser Vorbereitungen einfach auf alle Schultypen umzulegen.