.... Und deshalb bin ich dagegen jedem der wertlosen Schund produziert den Künstlerstatus zu verleihen. ...
Das Problem an dieser Aussage besteht alleine darin, dass du deine persönliche Werthaltung und Beurteilung zu einer allgemein gültigen erhebst.
Genau diese Art, persönliche Belange als gesellschaftlich relevant auszugeben, führte in den gar nicht so lange zurückliegenden spießig-(klein)bürgerlichen gesellschaftlichen Erscheinungen im Österreich der 1950-90er Jahre zu wirklich problematischer Verurteilung und Bevormundung von Missliebigen: Menschen wurden aus "sittlichen", "religiösen". "politischen" und anderen missliebigen Gründen verfolgt, verfemt, vor Gerichte gezerrt... ein bisschen Kritik an den Mächtigen und schon konnte man hinter dicken Mauern verschwinden...
Nein, dir halte ich das nicht vor. Ich versuche nur, entgegen deiner Annahme korrekt zu handeln und zu denken, das potenziell gefährliche an solchen Werthaltungen herauszustellen. Und mit keiner anderen Motivation gehen übrigens die Hüter der islamischen Lehre und ihren Gesellschaften vor (oK, extremistische Islamisten nehme ich bewusst aus!). Wir sollten nicht ständig den Fehler wiederholen, dass unsere gesellschaftlichen und persönlichen Werte drüben im Islam so positiv gesehen werden wie bei uns.
Charlie Hebdo hat, wie aus verlässlicherer Quelle zu lesen ist, vor keiner Religion und ihren Würdenträgern Halt gemacht. Wegen islamischer Befindlichkeiten, diese plötzlich zu verschonen, würde ich als inkonsequent und bigott bezeichnen.
....Wir entwickelten in unserer aufgeklärten Gesellschaft immer mehr Mittel die darauf abzielen den Menschen gut und noch mehr gut zu machen. ...
Meinst du das wirklich??
Dann wäre die Gesellschaft über dem Einzelnen anzusetzen. Ein Standpunkt, der heute sicher nicht mehrheitsfähig ist.
Umgekehrt, meiner Wahrnehmung nach: Die Gesellschaft als solches strengt sich an, besser zu werden und besser zu machen. Fairness, Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit etc... Dem gegenüber steht ein fast hemmungsloser Individualismus, der in weiten Bereichen von einem nahezu grenzenlosen Ökonomismus und schneller hedonistischer Befriedigung, fast maßlos zu nennen mitunter, dominiert wird. Die sogenannte Liberalität hört meist dort rasch auf, wo man sich selbst zugunsten anderer einschränken muss....
..... Bei der Verwendung von Begriffen wie 'Eskimo' oder 'Mohr im Hemd' weisen uns Ethikkommissionen schroff zurecht, aber dem Hebdo Karli soll alles erlaubt sein.
Also, ich habe noch keine Ethikkommission so etwas sagen gehört. Und würde auch keine. Denn wer in Ethikkommissionen arbeitet, weiß um ethisch und moralisch begründbare Handlungen. Ethik ist keine hausordnung für das tägliche Leben. Das wissen nicht oder übersehen viele.
Es gibt ganz sachlich argumentierbare Gründe, warum verschiedene Begriffe nicht mehr verwendet werden sollten. Punkt. Wer das nicht nachvollziehen kann oder auch nicht will, muss schon erklären warum. Traditionalistische Beharrung auf dem Vorgestrigen ist aber kein ausreichender Grund.
Wobei Sprachregelungen dem Niveau des moralischen Handelns zuzuordnen sind.
... ich verwende neben anderen Begriffen aber auch "Krauts" zB nicht... obwohl man das durchaus noch hören kann...