Hi fritzie,
danke, dein fundierter Beitrag über meine Ansichten hat mich sehr gefreut!
Gestatte mir bitte, dass ich das alles noch ein wenig aufschlüssle.
... mir kommt's nur so vor, als würdest du ungefiltert deine Lebensweise missionarisch unter's Volk bringen wollen wie eine Glücksbotschaft.
Gut, dass es dir nur so vorkommt, denn erstens ist die Polyamorie nicht meine Lebensweise, sondern es sind Erkenntnisse, die ich durch langes Nachdenken im Laufe meines Lebens gewonnen habe und die ich zugegebenermaßen auch immer wieder mal, zeitlich begrenzt, gelebt hatte (= Vollendete Vergangenheit!) Außerdem liegt es mir fern, hier missionarisch andere Menschen durch meine "Glücksbotschaft", wie du es nennst, zu bekehren. Jeder müsste selbst wissen, was für sein Glück gut wäre.
Was ich aber auf jeden Fall mit meiner Provokation erreichen will ist, dass die Menschen anfangen darüber nachzudenken, ob denn nicht langsam die Zeit reif wäre, das uralte Dogma, nachdem der Mensch
ausschließlich von der Natur dazu ausersehen ist,
monogam zu leben, in Frage zu stellen.
Geh doch mal auf die
Internetseite von Viktor Leberecht und lies dir nur die von ihm verfassten 14 Thesen über die Polyamorie durch. Vielleicht kommst dann auch du ins Grübeln.
Machen wir uns nichts vor, der Trend geht heute schon eindeutig in diese Richtung, aber bis dann in der Folge eine Erkenntnis dieser Art das Bewußtsein wenigstens der Intelligenz einer Gesellschaft erreicht hat, da vergehen noch sicher mehr als 100 Jahre.
Sowas hat noch nie gut funktioniert, einfach weil die unausweichliche ...
Naja, zu behaupten, etwas habe noch nie gut funktioniert, ohne es selbst ausprobiert zu haben, ist immer problematisch und, mit Verlaub, nicht sehr überzeugend.
... zur Liebe gehört doch auch, daß man sich wünscht, es möge dem Partner gut gehen, nicht? Das ist ein Grundbedürfnis, unabhängig davon, ob man sich nun wirklich zuständig machen muß für die Gefühlswelt eines Menschen.
Wie wahr, wie wahr! Ein kluger Mensch hat einmal gesagt:
Liebe ist, wenn das Glück des Partners der Hauptbestandteil des eigenen Glücks ist.
... und da bezweifle ich doch stark, daß deine Rechnung aufgeht. Wenn du in liebevoller, tiefer Verbindung zu Menschen stehst, dann wird es gar nicht ausbleiben, daß Unsicherheiten, vielleicht Eifersucht, vielleicht auch Kummer usw. auftauchen, das weiß ich nun auch aus anderen polyamoren Beziehungsgeflechten. "Doppelt so glücklich"? Wie kannst du denn solche Maßeinheiten überhaupt erwähnen? ..."Gewinnmaximierung" in Liebesdingen gibt's glaube ich nicht.
Da geb ich dir in vollem Umfang recht. Genau aus diesen Gründen werden polyamore Beziehungen in der Regel dem einen Partner verheimlicht. Stell dir vor, du verliebst dich. Dafür kannst du nichts, das diktiert dir die Natur. Dann aber wird dir klar, du liebst beide Menschen gleichermaßen. Die neue Verliebteheit und die Sehnsucht sie auszuleben ist aber so stark, dass du ihr nicht widerstehen kannst. Gleichzeitig möchtest du aber auf keinen Fall, dass dein, sagen wir Ehenmann, unglücklich wird, denn du liebst ihn ja unverändert von ganzem Herzen. Folglich bist zu gezwungen, deine Affaire vor ihm geheim zu halten. Wie du das mit deinem Gewissen vereinbarst, das ist dann ganz allein dein Problem. Das dümmste und gemeinste wäre, wenn du irgendwann, durch dein Gewissen geplagt, ihm deinen Fehltritt beichten würdest, denn das würde ihn unglücklich machen. Wie du siehst, ist das alles nicht so einfach, denn zu einer, sagen wir, Viererbeziehung, bei der sich alle vier Partner gleichermaßen lieben, sind die Menschen in der momentanen Entwicklungsstufe noch nicht fähig.
Liebe ist nicht messbar und wenn einer das Gefühl hat, er wäre doppelt so glücklich, so ist das ein rein subjektives Empfinden.
Liebe Grüße
vom Wuidara