Könnte es sein, dass wirkliche Befriedigung nicht rein in einem Zeugungsakt liegen kann, bei dem Schwangerschaft ohnehin nicht erwünscht ist?
Sex ist für viele einfach rein-raus-aus. War ich gut? Das ist mehr als kindisch.
"Ficken" als Zielsetzung, was ja ansich schon beim ersten mal ist wie es ist, ist auf Dauer öd, öd, öd.
Was Bestand haben soll gehört halt gemeinsam entdeckt und eingerichtet.
Rein körperlich ist es unmöglich, für mich persönlich, das Gefühl der absoluten Befriedigung und Erfüllung zu erfahren.
Da kann ich 20 mal Kommen und es ist komplett powidl, danach bleibt nix.
Das lässt sich nicht mit mehr Sex, mehr Männern, mehr Spielarten, mehr Praktiken kompensieren, ohne dass es schlimmer und schaler wird.
Wenn einer leise Töne weder spielen noch hören kann, ist der Kracher nur ein lächerlicher Knallfrosch.
Die Musik ist unvollständig, schrill und unendlich langweilig.
Wer eine Melodie nicht tragen kann, sie abseits des Bettes leise klingen lassen kann, die Spannung in zärtlicher Berührung, die Versprechung im kecken Schmunzeln oder in einer hochgezogenen Augenbraue nicht sieht, ist für mich unerotisch. Wer einen Startschuss braucht, damit sexuelle Flüchtigkeit für eine halbe Stunde Raum bekommt, taugt nicht für sexuell erfüllte Langzeitbeziehung.
Wenn mich etwas langweilt, keinen Reiz, keine Herausforderung, keinen Humor und keinen Tiefgang besitzt ödet es mich an, egal ob´s Sex oder was anderes ist.
Naturgegeben bleibt in meinem Interessensfeld nur wer ähnlich tickt, natürlich umgekehrt genauso.
Ansonsten wäre das Gefühl, dass das Thema "ausgelutscht" ist, flott da.
Genauso widerstrebt es mir Sexualität als Handlung im Bett zu sehen.
Die darf und kann überall sein. Sie auf banalen nackert oder kostümierten, irgendeinem Drehbuch folgend zu reduzieren, ist ebenfalls mehr als fad. Die gemeinsame Intuition, die beflügelnde Leidenschaft, schreibt wohl die schönsten erotischen Lebensgeschichten.
Die Sinne werden durch unzählige Impulse geweckt, wenn man es sich gemeinsam so einrichtet und leben will, dann bleibt die Sexualität, bekommt unterschiedliche Facetten, ein weiteres Farbspektrum und darf auch außerhalb von Orgasmus- und Ejakulationszielen bestehen, darf sich mit den Lebensjahren ändern, andere Schwerpunkte und Affinitäten entdecken. Sie darf leben und sich bewegen.
So nun das ganz Eklige und grauslich Rattige:
In dem Moment wo das Gefühl da ist, eine Handlung als Objekt zu vollziehen bzw. den Partner als Objekt, eigener einsamer Phantasien, Pornoreizen, Wiederholung was für 10Jahren mit einer/m anderen gekracht hat da ist, geht nix mehr gar nix - so tun als ob, und alles unter Nabel mechanisch funktionieren zu lassen ist lapidar einfach und langweilig bis auf das man die Einkaufsliste im Kopf schon machen kann.
Wenn das Hirn nimmer mitwill, den anderen nicht mehr erreichen kann, es zu Selbstbefriedigung am Partner wird, kann man es, wenn man ehrlich ist sein lassen und muss den anderen weder bemühen noch durch Entpersonalisierung zum Objekt (nein nicht der Begierde), der Masturbationhilfe machen.
Die Hürde: Schaffen es beide Partner sich vom anderen tatsächlich lieben zu lassen?
Wenn nicht, bleibt eben nur die Praktik als schummrig schwaches Highlight.