Was für die eine Seite (weil männlich) als "Spasserl" gilt bzw. damals halt a Spasserl war, ist bzw. war für die andere Seite (weil weiblich) halt eigentlich kein "Spasserl". Aber weil "Gesellschaft" anscheinend patriarchal dominiert ist, empfindet es Frau auch als "Spasserl", weil es zu dem Zeitpunkt (vermeintlich) als "Spasserl" betrachtet wurde...
Übrigens, mir ist bewusst, dass ich von den "Extremene" ausgehe und calamos höchstwahrscheinlich nicht von Belästigung geschrieben hat von der hier nun viel geschrieben wird. Aber der Arzt wird sich höchstwahrscheinlich auch gedacht haben, dass das was er macht a "Spasserl" ist und nicht Belästigung.
Das Problem ist meiner Meinung nach, dass Männer und Frauen - natürlich auch aufgrund ihrer unterschiedlichen Erfahrungen - bestimmte Dinge komplett anders sehen und anders darauf reagieren bzw. denken, dass sie anders darauf reagieren würden. Ich kann mir gut vorstellen, dass es ein Mann nicht nachvollziehen kann, wenn es für eine Frau kein "Spaßerl" ist von ihrem Vorgesetzten oder Kollegen zB immer wieder "Schatzi" genannt zu werden und er wahrscheinlich denkt, dass es ihn ja überhaupt nicht stören würde, wäre er in der Situation dieser Frauen. Würde aber tatsächlich dieser Fall wiederholt eintreten, würde es ihn wahrscheinlich auch nerven und er würde denken "ich bin hier nicht das 'Schatzi', sondern ein Mitarbeiter, der für seine Leistung ernst genommen werden will". Dasselbe gilt natürlich auch beispielsweise für Bemerkungen das Aussehen betreffend. Natürlich ist es schön Komplimente zu bekommen, aber es kommt eben immer drauf an von wem und in welcher Situation. In seinem Job möchte man wohl nicht auf sein Aussehen reduziert, sondern für seine Leistung anerkannt werden. Und schlüpfrige Witze mögen für manche Männer einfach nur lustig sein, eine Frau kann diese allerdings als beleidigend empfinden, besonders dann, wenn sie zu ihren Lasten gehen. Männer gehen mit vielen Dingen anders um, weil sie ihnen einfach nicht oder nicht so häufig passieren.
Auch muss man natürlich bedenken, dass ein Mann einer Frau in den meisten Fällen körperlich überlegen ist. Wird also ein Mann in einem Club von einer betrunkenen Frau angesprochen, weiß er, dass er sich im Notfall auch sehr einfach körperlich zur Wehr setzen kann, sollte die Frau zu aufdringlich werden und keine Ruhe geben. Er schiebt sie dann eben einfach weg. Für eine Frau ist es aber eine ganz andere Situation. Wird sie von einem betrunkenen Mann belästigt, weiß sie nicht, wie er in seinem Zustand reagiert und ob er vielleicht aufgrund ihrer Abfuhr aggressiv wird. Ich scheue mich sicher nicht davor Männern eine ganz direkte Abfuhr zu erteilen, bei einem Betrunkenen überlege ich mir aber auch zweimal, wie ich hier am besten reagiere.
Ein Freund von mir war mal in einem Schwulen-Club (also ein normaler Club, kein Sexclub), weil ein guter schwuler Freund von ihm dort Geburtstag gefeiert hat. Er meinte danach, dass er dort permanent angegafft, angesprochen und ihm sogar ein paar mal auf den Hintern gegriffen wurde und ihn das mit der Zeit furchtbar genervt hat. Meine Antwort war "jetzt weißt Du wenigstens, wie es so manchen Frauen beim Fortgehen geht".
Was hier meiner Meinung nach gefordert ist, das ist mehr Verständnis und Empathie auf BEIDEN Seiten. Männer sollten mehr versuchen sich in die Situation der Frauen hineinzuversetzen und sich klarmachen, dass Dinge, die in ihrer männlichen Fantasie gar nicht schlimm bzw. vielleicht sogar geil sind, in der Realität für die Frauen eben das Gegenteil darstellen können und Frauen sollten sich klarmachen, dass Männer einfach oft anders bzw. unbedachter bei einigen Dingen agieren und für sie eine bestimmte Wortwahl etc. nicht schlimm ist, weil sie selbst damit nicht konfrontiert sind und daher nicht wissen können, wie es beim anderen Part ankommt.