Ich habe jetzt nicht den ganzen Thread gelesen, aber dazu möchte ich meinen Senf auch gerne abgeben...
Durchaus weiser Senf, aber irgendwie scheint mir, das ist ein klassischer Fall, wo sich Theorie und Praxis unterscheiden.
natürlich wünsche ich jedem Kind, dass es in "normalen" (was auch immer das ist) Verhältnissen aufwächst, ein "unbeschwertes" Leben führen kann und Mami und Papi hat, die es lieben und sich kümmern...aber ich bin auch der Ansicht, dass das die Eltern auch können, wenn sie nicht mehr zusammen sind, denn wenn sie nicht vollkommen verkorkst sind, selbst wenn die Liebe zum Ehepartner schwindet, die zum Kind bleibt ewig!
Ja, aber. Oder gerade deshalb.
Nur ein Beispiel aus dem Bekanntenkreis: ein Pärchen, beide intelligent, beide Akademiker, beide in guter Position, hat ein Kind bekomme, das so ganz und gar nicht geplant war. Die Beziehung war von vornherein nicht wirklich auf "ewig" ausgelegt gewesen, und so kam es dann auch, dass sich die beiden einige Monate nach der Geburt wieder getrennte Wege gingen - im besten Einvernehmen.
Das ging mal besser, mal schlechter, lief im großen und ganzen aber einige Jahre lang recht gut. Der Vater bekam viel mehr Zeit mit dem Kind, als ihm rein rechtlich zugestanden wäre, dafür hat er Dinge bezahlt, die er gar nicht bezahlen hätte müssen, die beiden haben sich bezüglich Urlaubsplanung abgesprochen etc. Bis dann die beiden Elternteile vollkommen diametraler Ansicht darüber waren, welcher Bildungsweg für das Kind gut und welche katastrophal wäre. Einige Monate lang wurde zusehendes heftiger debattiert. Als dann die Entscheidung anstand, hat sich die Mutter (naheliegenderweise) auf ihr Sorgerecht besonnen und das getan, was sie für richtig hielt. Daraufhin war der Vater (ebenso naheliegenderweise, er sah bzw. sieht die Zukunft seiner Tochter in Gefahr) stinksauer. Das hat sich klarerweise auf das Kind ausgewirkt (auch wenn ich beiden unterstelle, sich bemüht zu haben, aber wie soll man seine Emotionen komplett verbergen), woraufhin die Mutter den Kontakt deutlich eingeschränkt hat, woraufhin der Vater seine finanzielle Unterstützung reduziert hat, woraufhin die Mutter die Unterhaltsansprüche vom Gericht überprüfen liess, woraufhin... und so weiter und so fort.
Und das sind, wie geschrieben, intelligente und absolut gutmütige, nette Menschen. Die Gefahren lauern immer und überall - und im Gegensatz zu einer Beziehung, wo man durch den permanenten Kontakt viel mehr zu Kompromissen gezwungen wird, ist die Versuchung viel größer, so etwas auch auszuleben (weil: zurückstecken könnte der andere doch genauso, oder?).
Also ich würde nie und nimmer auf eine feste Beziehung/ Partnerschaft/ Lebensabschnittspartner/ Ehe etc verzichten wollen aus der Angst davor, dass sie in die Brüche gehen könnte
Das und der ganze Rest ist allerdings sehr wahr.