würd gern nochmal zurück zum thema WIE bzw. WARUM (das ja als fragestellung hinter dem thread steckt) und die moralische wertung desselben.
ich möchte sehr wohl behaupten, dass man zwischen verschiedenen "seitenspringern" unterschiedliche maßstäbe anlegen kann (selbst wenn man seitensprünge im grunde genommen für verwerflich erachtet):
ist ähnlich wie bei anderen sachen , z.b. (da wir kürzlich schon mal bei mord und totschlag waren ...) ...
da sieht sogar das gesetz einen unterschied, obwohl das ergebnis oder in unserem fall das WAS (ein toter mensch) schließlich das gleiche ist.
wie würdet ihr das bewerten?
Gratuliere - ja, es wird wirklich Zeit, wieder zu den Motiven für sexuelle (Un)Treue zurückzukommen.
Und das heißt allerdings auch - dass über Motive und Motivation diskutiert wird, und nicht um die Sanktionierung, Bewertung, Beurteilung - Das Tun und das Nicht-Tun müssen sich hinterfragen lassen. Und auch bewerten. Denn das Bewerten und Beurteilen (auch Verurteilen) ist gesellschaftlich und auch zwischen den Betroffenen unvermeidbar.
Der zweite Teil deines posts führt in eine vage Richtung... denn du sprichst hier kriminelle Delikte an. Die obendrein durch die Gesellschaft und ihr Rechtssystem bereits bewertet sind. Die Gerichte entscheiden über Schuld oder Unschuld und das Strafausmaß. Nicht über das Faktum eines Delikts an sich.
Und !!!! Es ist mehr als gut, dass in unserem Rechtssystem, sexuelle Untreue erstens Definitionen erfahren hat und zweitens nicht (mehr) Bestandteil des Strafrechts ist.
Das hebt uns wohltuend von anderen Rechtssystemen ab. Und, ich weiß es ist riskant das zu sagen, aber es ist ein zivilisatorischer Fortschritt (den auch bei uns nicht alle mit vollziehen können ...)
Es ist eine interessante Frage, warum uns bestimmte Eigenschaften/Handlungen/Einstellungen von anderen Menschen besonders aufregen. Vielleicht ist Neid eine Erklärung, vielleicht auch Angst, vielleicht aber einfach auch Abneigung und Ablehnung der jeweiligen Einstellung gegenüber. Reaktionsbildung, wie es Donjoe anführt, wird ebenfalls bei manchen zutreffen....sicher scheint hingegen zu sein, dass Menschen, die offen anders leben als andere Projektionsflächen für die Umwelt darstellen.
Na, von allem etwas... Neid, Angst, Überzeugungen, Wertmaßstäbe ... es auch nicht so dramatisch. Denn diese Spannungen und Unterschiede sind unvermeidbar. Die 'Projektion' ist darunter allerdings nur eine Möglichkeit des psychischen Reagierens. Ist aber auch am anderen Ende angesiedelt - beim Umgang mit dem Seitensprung auf der realen oder der abstrahierten Ebene.
Müsstest du nun eigentlich die Frage stellen: Wie tragen psychische Reaktionen zur Motivbildung für oder gegen Treue/Untreue bei?
Dann schließt du den Kreis vermutlich.
Ich für mich bin froh, dass mich die Meinungen anderer zwar nicht kalt lässt und ich durchaus über diese nachdenke, dass ich meinen Weg aber unabhängig davon gehe. Das bringt mir bei weitem nicht nur FreundInnen, aber es lässt mich die sein, die ich bin. Und, frei nach dem franzosischen Literaturnobelpreisträger André Gide, bin ich Menschen, die so genau wissen, wie man zu leben hat, immer schon etwas kritisch gegenüber gewesen und werde es immer mehr...
das ist nicht ganz konsistent. Die Frage die du hier nicht beantwortest - wieviel Einfluss haben andere Meinungen auf dich und deinen Weg?
Denn Nachdenken, hören, fühlen - ok. Aber all das heißt noch lange nicht, dass etwas von den anderen 'an dich' und 'in dich' kommt und Veränderungen bewirkt.
WAS müsste passieren, dass du nachher sagst - DAS hat mich verändert?
Das heisst nur, dass die Wahrheit kein Ort ist, den man erreicht sondern ein Weg, den man geht.
Schön gesagt. Und auch gut gedacht - die Frage nach der Wahrheit beschäftigt uns Menschen seit wir Menschen sind. Vielleicht ist diese Suche sogar etwas 'typisch menschliches' ?
Ich will nur eine Kleinigkeit anfügen - .... sondern ein Weg wie man seinen (Lebens)Weg geht.
Und - es ist nicht nur das Finden von 'Wahrheit(en)' - was passiert nach dem Finden? Und was kann euch bewegen, dieses Finden zu verleugnen, wie weit würdet ihr gehen - die gefundene Wahrheit zu verteidigen?
...und da sind wir meines Erachtens zu Motiven, Motivation und den zugrunde liegenden Werthaltungen und Wertmaßstäben zurückgekommen. Sexuelle Treue, sexuelle Untreue, Wahrheitstreue, Standpunkttreue könnten doch eine gemeinsame Wurzel haben....
meine motivation für sexuelle untreue war und ist "man lebt nur einmal" und eine verpasste chance könnte niemals wiederkehren.
Die andere verpasste Chance könnte auch nie wiederkehren. Aber ein ehrlicher respektabler Ansatz. Und ich finde es gut, dass er in unserem gesellschaftlichen System einen Platz haben kann.