Genau!
Warum nenntsas ihr "Kartoffel"?
Weil........:
Eine unscheinbare Knolle aus den Anden wird weltweit zum Grundnahrungsmittel. Erdäpfel stammen ursprünglich aus Südamerika, zählen mittlerweile jedoch weltweit zu den Grundnahrungsmitteln. Der Siegeszug der aus den Anden stammenden nahrhaften Knolle verlief aber keineswegs geradlinig. Spanische Entdecker und Eroberer lernten Erdäpfel bei den Indianern in den Andenhochländern kennen. Um 1550 gelangten erste Früchte als kurioses "Mitbringsel" für Könige und Äbte nach Europa. Dort wurden sie anfangs nur als Zierpflanze bewundert und wie alle seltenen Planzen mit allerlei Heilwirkungen bedacht. So sollten Erdäpfel vor Arthritis, Hexenschuss, Sonnenbrand, Zahnweh, Halsweh oder Warzen helfen. Natürlich wurde die seltene Frucht in Europa auch als Liebeszauber verwendet. Der Glanz einer Luxusware hielt sich allerdings nicht sehr lange. Bald erkannte man im Erdapfel eine billig und leicht zu produzierende, gut lagerbare und nahrhafte Speise. Der Siegeszug durch Europa hatte begonnen. Der Grund für die teils gesetzliche Förderung des Erdäpfelanbaues lag auf der Hand: Erdäpfel bringen pro Hektar gegenüber Getreide den 1,7 fachen Nährwert hervor und zählten in Zeiten des Krieges wie auch des darauffolgenden Bevölkerungswachstums zu den wichtigsten Energielieferanten.
Seetüchtig mit der tollen Knolle
Die bei Seefahrern gefürchtete Vitamin C-Mangelkrankheit Skorbut verschwand, nachdem man immer eine große Ration Erdäpfel als Proviant mit an Bord nahm.
Kartoffel - "die weiße Trüffel"
Spanische Eroberer sahen sie die Bevölkerung im Andenhochland eine Frucht ernten, die sie an die Trüffel erinnerte. Spanier waren es auch, die diese "Taratoufli" in ihr Mutterland brachten. Von diesem Namen leitet sich die heute im deutschsprachigen Raum übliche Bezeichnung "Kartoffel" ab.
Erdäpfel - rund & gesund
Viele wertvolle Inhaltsstoffe, doch nur wenige Kalorien stecken in Erdäpfeln.
Erdäpfel enthalten 15-21 % Stärke, die roh unverdaulich ist, gegart aber zu 90 % vom Körper aufgenommen wird. 2 % Eiweiß mit hoher biologischer Wertigkeit 0,1 % Fett 2,5 % Ballaststoffe
Vitamine 100 g Erdäpfel enthalten rund 22 mg Vitamin C und Vitamine der B-Gruppe, vor allem B1, B2, Niacin und Vitamin B6.
Mineralstoffe Herausragend ist der hohe Kaliumgehalt: Mit 410 mg/100g übertrifft er sogar die Banane und ist für Sportler ein hervorragendes Lebensmittel. Mit 27mg/100g ist auch der Magnesiumgehalt beachtlich – eine Portion Erdäpfel deckt ¼ des Tagesbedarfs. Erwähnenswert ist Eisen (1mg/100g), das aufgrund des hohen Gehaltes an Vitamin C sehr gut aufgenommen kann.
Zitrone des Nordens Aufgrund des hohen Vitamin C-Gehaltes nennt man Erdäpfel auch die "Zitronen des Nordens".
Schlank mit Erdäpfeln!
Lange Zeit wurden Erdäpfel als vermeintlich Dickmacher von allen Figurbewussten geschmäht. Zu Unrecht! Erdäpfel sind mit nur 70 kcal (294 kJ) pro 100 g energiearm. Andere beliebte Beilagen wie etwa Nudeln oder geschälter Reis sind mit jeweils 347 kcal/1452 kJ pro 100 g weit energiereicher.
Was an einer Erdäpfelmahlzeit dick macht, sind vor allem die fetten Soßen oder das Öl beim Frittieren: Fettgehalt Energiegehalt/100g Erdapfel - natur 0,1 % 70 kcal (294 kJ) Pommel frites 15 % 290 kcal (1229 kJ) Kartoffelchips 40 % 539 kcal (2281 kJ)
Länger satt mit Erdäpfeln
Erdäpfel sättigen bei gleicher Kalorienmenge drei Mal so gut wie etwa Weißbrot. Wie eine australische Studie über das Sättigungspotenzial unterschiedlicher Nahrungsmittel ergab, beträgt der Indexwert von Erdäpfel 323, der für Weißbrot nur 100. Bei magerem Fisch wurden 224 Punkte ermittelt, deutlich vor dem Rindersteak mit 176. Am schnellsten kehrte der Hunger nach Croissants (47)zurück. Die Kalorienbomber Chips, Erdnüsse und Schokoriegel erreichten mit 91, 84 und 70 Punkten nicht einmal den Sättigungswert von Weißbrot. Käse (146) und Eier (150) lagen über dem Sättigungswert von Weißbrot, Jogurt (88), Eiscreme (96) und Marmorkuchen (65) darunter. (SN , 14.3. 2000)
Das Gute erhalten: Tipps für die nährstoffschonende Zubereitung
Erdäpfel kurz, kalt und gründlich bürsten und waschen. Erdäpfel nicht im Wasser liegen lassen - Auslaugverluste bei Vitaminen und Mineralstoffen wären die Folge. Erdäpfel in wenig Wasser dünsten oder besser in einem gut verschließbaren Topf mit Siebeinsatz dämpfen. Beim Kochen werden unnötig viele Vitamine und Mineralstoffe ausgelaugt. Vitamine und Mineralstoffe befinden sich dicht unter der Schale - daher am besten mit der Schale dämpfen. Wenn das Rezept geschälte Erdäpfel verlangt, möglichst dünn schälen. Werden die Erdäpfel roh geschält, soll dies knapp vor Verwendung geschehen, damit sie sich nicht verfärben. Das häufig praktizierte Einlegen in Wasser bedeutet Nährstoffverlust. Um die hitzeempfindlichen Vitaminen C und B zu schonen, sollten die Garzeiten so kurz als möglich angesetzt sein. Erdäpfel immer frisch verarbeiten - nicht lange warmhalten.
Erdäpfel sind roh nicht genießbar: die Stärke muß durch Garen aufgeschlossen werden.
Vorsicht bei grünen Stellen
Erdäpfel sind Nachtschattengewächse und produzieren ein gefährliches Gift: Solanin Solanin schmeckt leicht bitter, eine Vergiftung führt zu Bauchweh, Krämpfen und, Durchfall. In unreifen Knollen, in Stellen die durch Lichteinfluss grün geworden sind und in den Keimstellen ("Augen") ist der Solaningehalt allerdings relativ hoch.
Beachten Sie daher:
Grüne Stellen großzügig ausschneiden Wenn die Erdäpfel zu keimen begonnen haben, gründlich schälen und die Augen und Keimansätze großzügig ausschneiden. Solanin ist hitzebeständig und geht zum Teil ins Kochwasser über. Das Kochwasser von Erdäpfeln daher nicht weiterverwenden.
Bleiben geschälte Erdäpfel länger liegen, so produzieren sie Solanin zum Schutz gegen Fäulniserreger! Daher der manchmal recht hohe Solaningehalt in Chips.
Der Geschmack der Regionen
Der Erfolg der Erdäpfel in der Alltagsküche beruht darauf, dass sie sich so vielseitig verwenden lassen. Durch aufwendige Zubereitung fanden die Erdäpfel auch in der gehobenen Gastronomie ihren Platz. Mit der neuen Schlichtheit, die zunehmend von sissisfranzeln, Spitzenköchinnen und -köchen vertreten wird, hat aber die geschmackliche Qualität der Erdäpfel wieder Vorrang. Für den sensiblen Gaumen ist die geschmackliche Vielfalt, die uns die Knollen bieten, ein bisher zu wenig beachtetes Erlebnis. Nicht nur die über hundert verschiedenen Sorten (im Geschäft werden uns leider nur sehr wenige angeboten) sondern vor allem die unterschiedlichen Boden- und Klimaverhältnisse der Erdäpfelanbauregionen Österreichs haben einen großen Einfluss auf den Geschmack und das Aussehen. Erdäpfel aus dem Waldviertler Urgesteinsboden etwa schmecken völlig anders und haben auch eine andere Farbe als die helleren Erdäpfel aus dem Land um Hollabrunn. Für besonders Anspruchsvolle bieten biologisch wirtschaftende Bauern eine immer größere Auswahl an Bio-Erdäpfeln. Biobauern achten besonders darauf, dass der Boden, in dem die Erdäpfel heranwachsen, gesund und nährstoffreich ist. Mit einer ausgeklügelten Fruchtfolge wird der Boden gestärkt, auf "Kunstdünger" und chemische Pflanzenschutzmittel wird verzichtet. Die schonende Behandlung danken die Bio-Erdäpfel mit ihrem typischen Geschmack und der kräftigen Farbe.
Allein in Niederösterreich werden 22.000 Hektar Erdäpfel gepflanzt - genug also um sich genüsslich durch die Erdäpfellandschaften und die Vielfalt an Erdäpfel, Erdbirnen, Grundbirnen, Bramburi und Kartoffeln zu kosten.
R. Zehetgruber