Sexualtherapeut entsetzt über heutige Sex-Kultur

sollte dich das Thema interessieren und Sigusch wissenschaftliche Ausdrucksweise nicht überfordern, sei dir sein opus magnum "Sexualitäten" empfohlen, 99 essays zum Thema :)
 
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also ich bin mit vielen querverbindungen nicht d'accord (z.b. "die immer obszöneren Gesten der Popkultur, die immer mehr zu einer erotischen Verarmung führen" - das eine hat m.e. mit dem anderen nix zu tun, "im Westen nicht geschafft, eine Art (richtig -s) erotica (Kunst der Erotik, Anm.) zu entwickeln, wie es sie ansatzweise in Asien gibt" - na dann schau mal ins absolut verdrehte japan, lieber herr ...). "dass vor allem Jugendliche muslimischer Herkunft unsere Sexualkultur als Teufelszeug erleben" hat m.e. andere gründe, die in der religion und kulturellen entwicklung dieser religion liegen.

"dass die Menschen nicht miteinander reden würden, dass sie nicht sagen würden, was sie möchten, was sie erregt oder was sie nicht mögen" ist m.e. aber richtig. siehe die beiträge hier des öfteren.

"neue Freiheiten hätten nicht automatisch zu einem sexuell erfüllte(re)n Leben geführt, sondern stets auch neue Zwänge mit sich gebracht." ist m.e. völlig richtig. wir haben heute vielfach keine sehr viel freiere sexualität, sondern eine pornographisierte, die einen wwaißnichtwas-weißnichtwarum leistungsdruck erzeugt (schneller, größer, weiter, länger, das hat noch nie wer ... sensation nach sensation), was m.e. vollkommen verdreht abrennt.

"Die Singles, die rund ein Viertel der Bevölkerung ausmachen, würden aber nur fünf Prozent der Sexualakte abbekommen" ist auch nix überraschendes und neues. außerdem: rechne manchen einsiedler auf die gesamtmasse - das haut den schnitt zsamm. :haha:

"Ohne Prostitution gäbe es Mord und Totschlag - und zwar aus Triebgründen. " manche sagen so, manche anders. ich glaube auch, dass es auswirkungen hätte.

"Je aggressiver öffentliche Personen gegen Prostituierte auftreten, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie deren Dienste in Anspruch genommen haben" kann ich mir sehr gut vorstellen.
 
Bist du das im Avabüdl Philo ?
Du siehst richtig akademisch aus.
Und man könnt dich 2-3 Jahr jünger schätzen.
 
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philo, nimm mal seine buch Sexualitäten zur Hand, dort hast du alles sehr sehr ausführlich dargestellt und belegt... ;)
 
philo, nimm mal seine buch Sexualitäten zur Hand, dort hast du alles sehr sehr ausführlich dargestellt und belegt...

thx. aber da gibts wohl so viele ansichten wie menschen dazu. manche teile ich, manche nicht. wie bei halt anderem auch. für mich gibts da jetzt nicht DEN experten mit der allein seligmachenden weisheit. meine ist es natürlich auch nicht. kann höchstens mein liebesleben bestimmen. andere nur sehr sehr bedingt, wenn man selber zur gleichen auffassung kommt.

ich glaube, dass das auch auf wirtschaftlichem, schulischem etc. gebiet vorhandene leistungsdenken eine viel zu große rolle in der erotik spielt (schwanzlängenvergleich quasi als gesellschaftliches leitbild). dazu kommt die pornoindustrie, die über immer extremere praktiken weiter zu verkaufen versucht (weil nach z.b. dem 320. arschfick-porno hintereinander wird eben sogar der fad). und eine auf unhinterfragten konsum hintrainierte jugend nimmt das nicht nur ungefiltert als vorbild, sondern versucht das noch zu toppen. der sexuelle ausgleich für beruflichen überdruck kommt da noch dazu. siehe z.b. japan, für mich das musterbeispiel einer komplett verquerten erotik.

das ergebnis? ist eben das, was es ist! ich hab, als ich da herin zu posten angefangen hab, geglaubt dass ich mit meinem klismaphilie-fetisch so ziemlich am ende der :shock:-kette beheimatet bin (ok, klar, nicht ganz - aber doch eher im weit abgeschlagenen feld). ach du meine güte, bin ich - im vergleich - spießig und "eh normal"!
 
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Das alte Thema, sex sells,:lol:, manchmal halt in Form von einer wissenschaftlichen Arbeit.
Wie bei allem hat sich das Thema auch dort rasend schnell entwickelt. Aus der Prüderie in eine sexualisierte ( pornographierte ) Gesellschaft.
Und wie immer, einige können damit umgehen, andere leider nicht.
Ich finde es schade das spez. die Jugendlichen derart überfordert werden, das kaum Zeit bleibt um die eigene sexualität zu entwickeln.
Spez. im urbanen Ballungsgebieten treten laut einer detsch/franz. Studie extrem häufig bei jungen Menschen sexuelle Störungen auf die therapeutische Behandlungen erfordern.
Der Mix der Kulturen trägt wohl zur Steigerung der Problematik erheblich bei.
YouPorn ect. und Burka paßt da wohl schlecht zusammen.
Aber auch viele andere sind wohl mit der Schwemme an Sexpraktiken und Spielarten überfordert und sehen darin einen Leistungswettbewerb.
 
mit der Schwemme an Sexpraktiken und Spielarten überfordert und sehen darin einen Leistungswettbewerb

das ist der punkt, an dem es sich spießt. ich glaube, über die fülle bescheid zu wissen, diese auch - soweit im gesetzlich erlaubten rahmen (und den halte ich hierzulande so für einigermaßen okay) - zu enttabuisieren, darum geht es. aber nicht nur um die praktiken an sich, sondern auch um die entscheidungsvielfalt, es auszuleben (von SW über swingen etc.). einer der gründe, warum ich hier sehr wohl mit vollem namen und bild dahinterstehe: weil sexuelle bedürfnisse und deren erfüllung eben AUCH ein wesentlicher aspekt in unserem leben und zusammenleben sind. ich halte es für verkehrt, das immer noch als ausgeblendeten teil der eigenen persönlichkeit leben zu sollen/müssen. wenn wir von sexueller offenheit/aufklärung und freiheit reden, dann fängt es dort an. sexualität nicht aufdrängen, aber offen und wirklich deutlich/tabulos diskutierbar etc. machen. ich finde es z.b. schräg, dass sich zwar gesellschaftlich okay jemand dazu outen kann, ein waffennarr zu sein, aber in erklärungsbedarf gerät, wenn er sich outet, homosexuell, bisexuell etc. zu sein oder sein schatzl halt auch gern in den arsch zu ficken. kann mir wer erklären, warum das so sein und bleiben muss? echte pornos spielens höchstens auf pay-tv und mitten in der nacht, aber hinrichtungsszenen siehst in den 20 uhr-nachrichten. weil? weil was? dort sehe ich den handlungsbedarf, um wirklich in eine sexuell offene gesellschaft zu kommen. nicht, dass wir noch eine extreme spielart mehr ausdenken - und noch eine. freiheit darf nie zum wiederum-zwang pervertieren. ich muss die wahl haben, bewusst aus einem set zu wählen und mich entscheiden. in einer beziehungs-abhängigen thematik eben in freiwilligkeit mit meinem partner. aber das soll es auch schon gewesen sein. aus dem heraus eben gestalten wir dann gemeinsam erotik und sexualität. und ob das jetzt einmal im jahr blümchensex bei lichtaus und schalldicht daheim ist oder 3x täglich gemischter rudelbums auf der waldlichtung sollte ziemlich egal sein.
 
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Der Mix der Kulturen trägt wohl zur Steigerung der Problematik erheblich bei. YouPorn ect. und Burka paßt da wohl schlecht zusammen.

ach komm, wir haben doch auch in unserer eigenen glaubenshemisphäre genügend burka-verquerte oder sogar doppelmoralische habschisten. wasser predigen, wein saufen etc. etc. - ok, der anteil an der gesamtheit mag durchaus ein anderer sein. das undiskutiert - aber auch aus der entwicklung der religion heraus begründet. die stecken gerade in ihrem mittelalter. rechne von unserer entwicklung gut 600 jahre weg: zu der zeit haben wir noch hexen verbrannt. lange noch!
 
philo, einem Wissenschafter geht es nicht um Ansichten sondern zahlen und Fakten, wie gesagt nicht alles leicht verständlich aber doch mit viel Interessantem und zumindest für mich auch neuem ;)
 
ach komm, wir haben doch auch in unserer eigenen glaubenshemisphäre genügend burka-verquerte oder sogar doppelmoralische habschisten. wasser predigen, wein saufen etc. etc. - ok, der anteil an der gesamtheit mag durchaus ein anderer sein. das undiskutiert - aber auch aus der entwicklung der religion heraus begründet. die stecken gerade in ihrem mittelalter. rechne von unserer entwicklung gut 600 jahre weg: zu der zeit haben wir noch hexen verbrannt. lange noch!


Das es auch in unserer Kultur genug scheinheilige und verklemmte gibt ist sicherlich unstrittig, aber am Ende ist doch alles nur Mode.:)
Ich war gerade für ein paar Wochen in Indien unterwegs, erstaunlich wie verklemmt man dort mittlerweile zur Sexualität steht. Kamasurta ade, schade eigendlich.
Die Paffen aller Coleur bekommen das wieder hin.:hahaha:
Deine Worte in ehren, das setzt aber auch die entsprechende Reife der Menschen vorraus. Da fehlt mir halt oft der Glaube.
 
einem Wissenschafter geht es nicht um Ansichten sondern zahlen und Fakten

na ja, bei manchem klingt das aber nicht sehr nach empirischer forschung, sondern eher nach persönlicher meinung. wobei, zugegeben, es ist die "übersetzung" eines journalisten - und mit solchen haben wir auch schon negative erfahrungen gemacht. so wird es z.b. ars (und nicht art) erotica geheißen haben. wenn ich nur mehr zum wirklichen lesen käme, wär es sicher einen blick hinein wert.
 
Das es auch in unserer Kultur genug scheinheilige und verklemmte gibt ist sicherlich unstrittig, aber am Ende ist doch alles nur Mode.

eher ein dauerhafter geschäftszweig als bloß eine mode. einer, der seinerseits die mode beeinflusst/hervorbringt.

Ich war gerade für ein paar Wochen in Indien unterwegs, erstaunlich wie verklemmt man dort mittlerweile zur Sexualität steht. Kamasurta ade, schade eigendlich.

vorsicht! das kamasutra kann man nicht mit bloß einem sexstellungs-kompendium vergleichen. es ist eine komplette verhaltenslehre in jeder lebenslage (für die frau). noch nie hab ich so patriarchalisch-machohafte verhaltensmuster im klartext wo gelesen. eher wäre das tantra das, worum man da trauern müsste. aber der indische gesellschaftszwang ist schon vom immer noch nicht ausgestandenen kastenwesen her immens groß.

Deine Worte in ehren, das setzt aber auch die entsprechende Reife der Menschen vorraus. Da fehlt mir halt oft der Glaube.

ja, der fehlt mir auch. aber dennoch ist es gut, zumindest einmal eine richtung zu wissen.
 
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Ich stell mal eine These auf: umso prüder eine Gesellschaft, desto mehr kann man mit Pornographie verdienen.
 
na ja, bei manchem klingt das aber nicht sehr nach empirischer forschung, sondern eher nach persönlicher meinung. wobei, zugegeben, es ist die "übersetzung" eines journalisten - und mit solchen haben wir auch schon negative erfahrungen gemacht. so wird es z.b. ars (und nicht art) erotica geheißen haben. wenn ich nur mehr zum wirklichen lesen käme, wär es sicher einen blick hinein wert.

:nono: Nicht manchen! Ein Wissenschaftler stellt eine Theorie auf, die wird dann bewiesen, andere schauen dass sie diese Theorie widerlegen können, was aber erstgenannter verhindern will, logischweise, darum gibt es auch soviele Falschmeldungen.
So funktioniert Wissenschaft!
 
Zum ursprünglichen Text: Verallgemeinerungen, Tangenten, indirekte Rede - kein Wunder bei der Quelle, matteo hat wohl recht, dass Siguschs eigene Texte aussagekräftiger sind als ein Artikel in dieser Zeitung.

philo, einem Wissenschafter geht es nicht um Ansichten sondern zahlen und Fakten, wie gesagt nicht alles leicht verständlich aber doch mit viel Interessantem und zumindest für mich auch neuem ;)

Das hängt von der Wissenschaft ab. Auch Sozial- und Kulturwissenschaften können natürlich von Umfragen und Statistiken profitieren, manches lässt sich aber nur qualitativ erforschen. Außerdem ist der wissenschaftliche Diskurs unumgänglich, und der lässt sich nun mal nicht in Zahlen fassen. Historiographische Forschung etwa, und diese ist bei den Sexualwissenschaften im kulturhistorischen Kontext unumgänglich, muss auf Quellen zurückgreifen, sowohl historische als auch sekundäre.

Ich stell mal eine These auf: umso prüder eine Gesellschaft, desto mehr kann man mit Pornographie verdienen.

Du meinst, unsere Gesellschaft wird immer prüder, wenn das Geschäft mit der Pornographie wächst?
 
Du meinst, unsere Gesellschaft wird immer prüder, wenn das Geschäft mit der Pornographie wächst?
Interessanter Umkehrschluss. Soweit war ich noch gar nicht.
Ich meinte eher sowas wie, dass im arabischen Raum am meisten Pornos konsumiert werden, weil sie dort verboten sind.
 
Interessanter Umkehrschluss. Soweit war ich noch gar nicht.
Ich meinte eher sowas wie, dass im arabischen Raum am meisten Pornos konsumiert werden, weil sie dort verboten sind.


:hmm: Wird dort das Internet daraufhin zensiert? Woher beziehen die dann ihre Pornos? Wobei ich glaube ja, die führen deshalb in dieser Statistik, weil bei denen was bei uns FSK12 ist auch schon als "Porno" gilt! ;)

Und nein, ich glaube nicht, dass Pornos prüde machen, eher das Gegenteil, weil welche Frau hat vor 40 Jahren einen Schwanz geblasen? Und heute ist es quasi Standartprogramm und wird offen überall über Sex geredet! Quasi wurde Sex salonfähig gemacht durch die Pornos, also so eine Art Volks-Abstumpfung zu dem Thema! ;)
 
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