Ich kenne die Details der Reform nicht.
Im Grunde werden bei den zwei Hauptbereichen Unternehmens-/Körperschaftssteuern und Lohn-/Einkommenssteuern folgende Umwälzungen stattfinden:
Die Besteuerung von der Einnahmen von Unternehmen sinkt von 35% auf 20%. Zum Vergleich: In Österreich liegt die Körperschaftssteuer bei 25%, der OECD-Schnitt ist noch niedriger. D.h. die US-Unternehmen waren bisher im internationalen Wettbewerb steuerlich stark benachteiligt, das wird jetzt behoben. Damit soll den Betrieben auch wieder mehr Geld zur Verfügung stehen, um Zukunftsinvestitionen zu tätigen, neue Leute anzustellen und ggf. bessere Löhne zu zahlen. Ausgeglichen werden soll auch der Nachteil der kleineren und mittlereren Unternehmen gegenüber den großen und multionationalen Konzernen: Diese nutzen derzeit alle möglichen Steuerschlupflöcher, sodass ein Multi wie General Electric de facto weniger Steuern zahlt wie der Elektrohändler um die Ecke. Die Reform soll dafür sorgen, dass auch die KMUs in den Genuss niedriger Tarife kommen. Zustätzlich werden Maßnahmen gegen Steuerflucht ins Ausland ergriffen: Viele Konzerne parken ihre Vermögen im Ausland, um den bisher so hohen Körperschaftssteuern in den USA zu entgehen. Diese sollen das Vermögen jetzt zurück in die USA transferieren können, dafür aber einen ermäßigten Steuersatz zahlen. Da geht es um gigantische Beträge, die man hofft, aus Steueroasen zurückbringen zu können.
Bei der Besteuerung von Arbeitseinkommen sollen alle Tarife sinken, d.h. grds. alle Steuerzahler entlastet werden. Gleichzeitig werden bis auf einige sozialpolitisch wichtige Posten praktisch alle Steuerabsetzbeträge gestrichen, das System wird also radikal vereinfacht. Der Grundfreibetrag, also jenes Einkommen, für das keine Steuern gezahlt werden müssen, wird verdoppelt. Die Absetzbeträge für Kinder werden ebenfalls verdoppelt. Beide Maßnahmen haben für Gering-, aber auch noch für Mittelverdiener starke positive Auswirkungen. Dazu zählt auch die Abschaffung der Obamacare-Strafsteuer: Derzeit müssen sich alle, die keine staatliche Versicherung bekommen, privat versichern, tun sie das aber nicht, weil sie es sich nicht leisten können oder es kein passendes Angebot gibt, müssen sie eine Strafsteuer zahlen. Diese Belastung für viele Einkommen in der unteren Mittelschicht soll genauso wegfallen wie die Möglichkeit für Großverdiener, ihre hohen staatlichen und kommunalen Steuern gegen die Bundessteuern gegenzuverrechnen, wodurch derzeit ein Durchschnittsverdiener in Wyoming de facto einen Spitzenverdiener in New Jersey subventioniert. Diese Mehrbelastung für die oberen Einkommen wird aber wiederum ausgeglichen durch die Abschaffung von Immobiliensteuern etc.
Aber bevor er es jetzt zu detailreich wird: De facto ist es so, dass mit der Reform die Steuerlast auf einen Durchschnittsverdiener - das liegt in den USA bei ca. 40.000$ pro Jahr - um 50-75% sinkt. Bei Einkommen ab 200.000$ pro Jahr halten sich die Vor- und Nachteile die Waage, d.h. einige ab diesem Einkommenssegment werden ebenfalls stark profitieren, andere werden eventuell etwas schlechter aussteigen. Wirtschaftstreibende werden grds. profitieren, hier sollten die positiven Nebeneffekte auch für die Arbeitnehmer durchschlagen. Ob die USA durch diese Totalreform ein boomendes Jahrzehnt bekommen, wird man sehen: Derzeit fällt die Arbeitslosenrate Richtung 4% und das Wirtschaftswachstum ist auf 3,3% geklettert. Das mag durchaus an einer positiven Erwartungshaltung diesbezüglich liegen, was zumindest an den Börsen unübersehbar ist.