Wertsteigerung durch Investition?

Im Arbeitsumfeld begegnet mir ein Phänomen immer wieder: Eine einmal getätigte Investition erschwert oder verhindert längst fällige Umstellungen, notwendige Vereinheitlichungen und mitunter auch die - eigentlich logische - Vereinfachung von Prozessen. Bei der Ablöse von Unternehmenssoftware etwa. Der Aufschrei:"Aber wir haben doch so viel investiert!"

Ein In-die-Tonne-treten wird aufgrund einer, in der Vergangenheit liegenden Aufwendung für schlecht oder nachteilig empfunden. Oft auch noch völlig davon unabhängig, ob diese Investition jemals tatsächlich Sinn machte. Das Ding selbst mag man vielleicht noch nicht einmal.

Ich glaube, dass sich dieses Kuriosum auch in Beziehungen findet. Sowohl auf Basis materieller Investitionen, als auch auf Grundlage von eingesetzter Zeit, Mühe oder auch erlittenem Seelenleid als Währung. Manche Beziehungen werden bar jeder Logik und bar jeden Gefühls füreinander am Leben gehalten, ohne erkennbaren Nutzen. Die Wahrnehmung, für den Anderen, für die Beziehung "schon so viel" getan zu haben scheint als Argument auszureichen, einen Umstand am Leben zu halten, der längst überholt und ungeliebt ist. Ungeliebt, wie inzwischen auch der eigene Partner.

Was macht es so schwer, sich in solchen Situationen zu lösen? Zu sagen:"Ja, das hab ich investiert. Der tatsächliche Wert für mich ist inzwischen jedoch null, also bitte weg damit."

Und: Habt ihr Erfahrungen mit solchen Situationen?
das Leben ist Veränderung stets und immer...
und manchmal investiert man auch falsch wenn man daran fest hält wird es aber dadurch nicht besser....
will man also etwas besser und anders dann muss man sich verändern, sei es im physischen oder auch im gedanklichen zb mit einstellungen .... gerade auch die sicht auf die vergangenheit zeigt mir zb dass ich lange weiter dran fest gehalten hab an der beziehung und partnerschaft auch für die familiie. aber irgendwann kam eben der punkt wo es nicht mehr ging. wir hatten uns eben auch in unterschiedliche richtungen entwickelt die trennung hat aber auch platz für neues gemacht. dennoch würde ich nun nach 5 jahren sagen wir hatten gemeinsame zeiten die gut waren auch noch nach der trennung sogar aber es hat halt auch vieles nicht mehr gepasst und zusammen funktioniert. ich habe nicht daran festgehalten. und ob sich investitionen lohnen oder nicht liegt eben immer im auge des betrachters und seiner perspektive dazu. manchmal stellt man in der betrachtung der vergangenhit fest dass es vergebliche liebesmühe war. dennoch gab es vielleicht momente die eben einen dazu motiviert haben.... und wer weiss wozu das alles im leben dann führt das kann man erst sagen wenn man auf die vergangenheit schaut
 
Sich selbst und anderen Fehler oder ein Versagen einzugestehen fällt meist sehr schwer und verhindert oft ein rechtzeitiges Loslassen können. Besonders im irrationalen Bereich von Liebe und Beziehungen, die mit einem "Geschäft " überhaupt nicht vergleichbar sind.
 
Eine Beziehung in der ich mich nicht mehr wohl fühle, würde ich im beiderseitigem Interesse beenden, da ich dann ohnhin unausstehlich wäre. Egal was ich vorher an Gefühlen "investiert" habe. Das heißt ja nicht, dass man bei den ersten Problemen gleich das Handtuch wirft, aber wenn etwas gar keinen Sinn mehr macht, dann muss man es ändern.
Beruflich gesehen wird eine schlechte Investition nicht besser, wenn man ihr gutes Geld hinterherwirft. Das ist dann eher eine Rechenaufgabe.
 
der mensch ist ein durch instinkte, triebe und emotionen gesteuertes wesen, welches fälschlicherweise annimmt selbstbestimmt zu handeln.

wie soll man da eine antwort finden?

Also ich hoffe für mich nicht, dass ich ausschließlich durch Instinkte, Triebe und Emotionen gesteuert bin. Man hat auch noch das rationale Denken und da bedarf es halt einer sachlichen Abwägung.
 
Also ich hoffe für mich nicht, dass ich ausschließlich durch Instinkte, Triebe und Emotionen gesteuert bin. Man hat auch noch das rationale Denken und da bedarf es halt einer sachlichen Abwägung.

vergangene erfahrungen die ebenso den menschen beeinflussen habe ich noch vergessen. der kümmerliche rest der dann bleibt ist wohl die berühmte selbstbestimmung.
 
vergangene erfahrungen die ebenso den menschen beeinflussen habe ich noch vergessen. der kümmerliche rest der dann bleibt ist wohl die berühmte selbstbestimmung.
Ich will auf keinen Fall dein Leben beurteilen, ich persönlich habe über mehr als 6 Jahrzehnte ganz andere Erfahrungen gemacht und die sind wesentlich positiver. :schulterzuck:
 
Das stimmt, der Unterschied ist nur, ob man sich eher die negativen zu Eigen macht oder die positiven.

beide haben ihre berechtigung. wenn die erfahrung, in der dunklen unterführung vom räuber überfallen worden zu sein dafür sorgtm hin und wieder vorsicht walten zu lassen, so war sie auch für was gut.
 
beide haben ihre berechtigung. wenn die erfahrung, in der dunklen unterführung vom räuber überfallen worden zu sein dafür sorgtm hin und wieder vorsicht walten zu lassen, so war sie auch für was gut.
Richtig, nur sollte man sich davon nicht so stark beeinflußen lassen, dass man sich gar nicht mehr auf die Straße traut.
 
Was macht es so schwer, sich in solchen Situationen zu lösen? Zu sagen:"Ja, das hab ich investiert. Der tatsächliche Wert für mich ist inzwischen jedoch null, also bitte weg damit."

... Vielleicht der Umstand, dass Beziehungen nicht auf betriebswirtschaftlichenm Kindergartenniveau stattfinden und funktionieren?......
 
Hallo!

Ich bin gerade in dieser "Zwickmühle" gelandet und hätte vor 20 Jahren niemals geglaubt, dass MIR das einmal passieren würde.
Meine Frau war vor 20ig Jahren mit 21 Jahren ein heißer Feger (auch heute noch), sowohl in optischer Hinsicht, als auch vom Charakter. Wir haben viele wunderschöne Dinge miteinander erlebt und hatten eine wunderschöne Beziehung mit gegenseitigem Vertrauen, wundervoller abwechslungsreicher und aufgeschlossener Erotik und vor allem auf Augenhöhe. Vor 7 Jahren passierte dann etwas, was ich bis heute nicht verstehen kann und mich beschäftigt. In unserem Umfeld haben viele junge Paare Kinder gekriegt. Meine Frau und ich waren immer der Meinung, dass wir kein Haus bauen wollen und keine Kinder kriegen möchten. Ich habe Ihr aber immer gesagt, dass ich einem Kinderwunsch nicht ausschlagen würde und mit Ihr mitziehen würde, wenn Sie das unbedingt möchte. Sie hat aber immer verneint.
Plötzlich war Sie dann aber schwanger kurz vor Ihrem 35. Geburtstag. Dies obwohl Sie täglich die Pille nahm und wir uns beide mit Handykalendererinnerung penibelst an die Einnahme erinnerten. Wie konnte das passieren!? Als mir dann ein befreundeter Arzt sagte, dass viele Frauen heimlich die Pille absetzen würden um ein Kind zu bekommen, habe ich Sie damit konfrontiert. UND SIEHE DA - ja sie hat einfach nach 14 Jahren Beziehung für uns beide die Entscheidung getroffen und die Entscheidung für ein Kind getroffen, indem Sie die Pille heimlich nicht nahm. Ich war damals am Boden zerstört - nicht, wegen des Kindes - sondern, weil Sie mich soo hintergangen hat. Ich bin jedoch zu verantwortungsvollem Handeln erzogen worden und habe Ihr verziehen, weil ich mein Kind auch gerne aufwachsen sehen möchte und als Vater meinen Teil übernehmen wollte. Während der Schwangerschaft war dann alles noch eitel Wonne und wir hatten auch da noch eine wunderbare liebevolle Erotik.

Zudem haben wir dann doch ein Haus umgebaut und alles schön renoviert. Ich habe dafür Monate mit 2-3 Stunden Schlaf ertragen um alles bis zur Geburt unserer Tochter so halbwegs fertig zu kriegen. Dann kam unsere Tochter zur Welt und plötzlich von einem Tag auf den anderen, war unsere Beziehung komplett anders. Ja ich brauchte auch ein wenig, um mich in diese Rolle zu finden und ich habe auch viel über das Eltern werden gelesen und wie sich eine Paarbeziehung verändert. Anfänglich dachte ich, dass das alles in ein paar Jahren wieder besser werden würde. Aber nun nach 6 Jahren stehe ich zwar mit einer süssen Tochter da, die mich über alles liebt, aber meine Frau ist sehr seltsam geworden. Sie will keinerlei Nähe und Zärtlichkeit mehr. Wenn ich Sie liebevoll Küsse, dann dreht Sie nach 10 Sekunden Knutschen Ihr Gesicht weg, als wenn Sie angeekelt wäre. (ich bin optisch kein George Clooney, aber auch kein Hulk ;). Bin gepflegt und rasiert und achte auf mein optisches Aussehen) Kuscheln im Ehebett will Sie gar nicht mehr. (Habe ich bis vor einem Jahr jede Nacht probiert und musste teilweise unbewusste Schläge im Schlaf von Ihr einstecken.) Von Sex brauche ich gar nicht mehr reden - ich kann mich an das letzte Mal gar nicht mehr erinnern. Ich habe unzählige Gespräche mit Ihr versucht. Wollte wissen, was Sie bedrückt oder was Sie kränkt. Hätte eine Paartherapie vorgeschlagen. NEIN - laut Ihr passt alles, aber Sie würde sich eh bemühen, aber mehr ginge derzeit einfach nicht. Ich hatte schon ein Gespräch mit einem befreundeten Psychologen und es dürften bei Ihr einige Dinge nicht im Reinen sein, aber was ich nicht verstehe ist, wie man sich plötzlich so verändern kann. (JA - wir verändern uns alle - aber nicht zu einem anderen Menschen) Auch kann ich nicht verstehen, dass Sie sich beMÜHEN müsste. Bedeutet für mich - es mach MÜHE sich auf mich in irgendeiner Form einzulassen.

Meine Frage an Euch hier - kennt wer diese Situation und hat es selbst erlebt? Kann sich das im Lauf der weiteren Entwicklung eines Menschen wieder verändern? (Meine Frau ist nun 43ig, optisch noch immer eine heißer Feger - aber vom Charakter mittlerweile für mich sehr seltsam geworden)

Und um zum eigentlichen Thema zu kommen. Rechne ich nun, was ich die letzten 20 Jahre in diese Beziehung investiert habe, dann würde ich die ersten 14 Jahre als absolut gewinnbringend "verbuchen". Sehe ich mir die letzten 7 Jahre an, so wären diese in Bezug auf unsere Ehe (mit Ausnahme der Geburt unserer Tochter und dem was man da alles wunderbares erlebt) mit einem dicken Verlust zu "verbuchen".
Ich frage mich täglich mehrmals, warum man als Mensch es verdient hat, dass man so respektlos von seiner Frau behandelt wird und man überhaupt nicht erkennt, was der andere eigentlich großartiges für einen gemacht hat. Ich sage Ihr das sehr häufig, wie toll Sie unsere Tochter erzieht ... das kommt aber nicht mehr an, denn irgendwo sitzt da eine Kränkung.

Quintessenz - In Wahrheit ist die Situation für mich sehr belastend geworden. Ich hadere zwischen der Vernunft und dem inneren Willen meine Tochter aber auch meine Frau, nicht zu verlieren. Auf der anderen Seite habe ich immer wieder so manche Begegnung mit liebenswürdigen Frauen gemacht, wo ich mir dann denke - wie dumm bist Du eigentlich, dass Du Dir nicht eine derart liebenswürdige Frau suchst und alles über den Haufen wirfst. Vielleicht liegt es auch an der Erziehung - in einem geordneten Elternhaus, wo Vater und Mutter sich bis heute lieben und einem zu einem respektvollen und verantwortungsvollen Handeln erzogen haben. So quäle ich mich fast täglich durchs Leben und hole mir viel Kraft in meinem Beruf, was ich vor 20ig Jahren auch nie geglaubt hätte. Langfristig fürchte ich aber, dass ich diese Qual nicht bis ans Ende meines Lebens ertragen werde können und eine Entscheidung treffen werde müssen, die einem kurzfristig aus der Komfortzone bewegt und wieder viel "Investition" erfordert um zu einem glücklichen Leben zu finden. Derzeit überwiegt noch die Hoffnung auf eine vermutlich nicht sehr realistische Veränderung meiner Frau und das Bewusstsein, dass ein Kind es nicht verdient hat, dass der Vater einem verlässt.

Ich würde mich über Eure Antworten sehr freuen!

Liebe Grüße
 
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