Im Arbeitsumfeld begegnet mir ein Phänomen immer wieder: Eine einmal getätigte Investition erschwert oder verhindert längst fällige Umstellungen, notwendige Vereinheitlichungen und mitunter auch die - eigentlich logische - Vereinfachung von Prozessen. Bei der Ablöse von Unternehmenssoftware etwa. Der Aufschrei:"Aber wir haben doch so viel investiert!"
Ein In-die-Tonne-treten wird aufgrund einer, in der Vergangenheit liegenden Aufwendung für schlecht oder nachteilig empfunden. Oft auch noch völlig davon unabhängig, ob diese Investition jemals tatsächlich Sinn machte. Das Ding selbst mag man vielleicht noch nicht einmal.
Ich glaube, dass sich dieses Kuriosum auch in Beziehungen findet. Sowohl auf Basis materieller Investitionen, als auch auf Grundlage von eingesetzter Zeit, Mühe oder auch erlittenem Seelenleid als Währung. Manche Beziehungen werden bar jeder Logik und bar jeden Gefühls füreinander am Leben gehalten, ohne erkennbaren Nutzen. Die Wahrnehmung, für den Anderen, für die Beziehung "schon so viel" getan zu haben scheint als Argument auszureichen, einen Umstand am Leben zu halten, der längst überholt und ungeliebt ist. Ungeliebt, wie inzwischen auch der eigene Partner.
Was macht es so schwer, sich in solchen Situationen zu lösen? Zu sagen:"Ja, das hab ich investiert. Der tatsächliche Wert für mich ist inzwischen jedoch null, also bitte weg damit."
Und: Habt ihr Erfahrungen mit solchen Situationen?
Kompliment! Einer der besseren Beiträge seit längerer Zeit!
Persönlich bin ich ein radikaler Mensch wenn es um Entwicklung und Fortschritt geht.
Was veraltet ist fliegt in der Firma sofort in die Tonne oder wandert in das Lager. Egal ob Hard oder Software, ich will maximale Effizienz!
Das verlangt mir selbst und den Mitarbeitern natürlich ab sich immer wieder anzupassen.
Und vor dieser Anstrengung schrecken viele Menschen zurück. Nicht nur was die IT betrifft!
Als Realbeispiel zum Beispiel der Weg in meiner Firma als ich begonnen habe. Auf den Systemen war Linux und Open Office, das Netzwerk war autark und jeder Mitarbeiter hatte einen Desktop PC und einen Laptop.
Es wurde viel Zeit in die Perfektion der IT investiert bis Windows 7, Office 2007, Tabletts, Smartphones, Cloud-Anbieter und KI Assistenten kamen.
Ich habe einen Testlauf gemacht, die Vorteile bei der Effizienz erkannt und obwohl einiges nicht ganz konform mit den persönlichen ideologischen Ansprüchen war habe ich quasi über Nacht eine Umstellung vollzogen und es hat sich gelohnt. Das gleiche passierte später immer und immer wieder. Und man gewöhnt sich daran und inzwischen ist es fast eine Freude die Neuerungen umzusetzen.
Denn ein Festhalten an alten Dingen macht nur selten einen Sinn wenn die Neuerungen eine Verbesserung darstellen!
Das bedeutet nicht das alles was neu ist automatisch besser ist, man muss auf Vorteile prüfen, aber dann konsequent handeln.
Liest man Texte leichter mit Genderung? Nein, es verkompliziert. Daher ab in die Tonne.
Ist die Post schneller oder günstiger als DPD?
Nein, also ab in die Tonne mit der Post.
Ist Windows 11 für Firmenzwecke besser als Windows 10 oder diverse andere Betriebssysteme, bei mir eindeutig, also weg mit anderem Zeug.
Habe ich Vorteile bei NVIDIA und Intel im Vergleich zu AMD, Systemstreit beendet.
Verbraucht der neue Diesel weniger als der alte Wagen? Sind Wartung und Ersatzteile rentabel wie zuvor? Ja, also weg mit der alten Karre.
Und man kann auch in einer Beziehung und auch in der Familie so arbeiten.
Macht uns der traditionelle Sommerurlaub in meinem Geburtsort noch Spass? Nein, wir haben alles gesehen. Ab zu neuen Ufern.
Ist der Sex noch immer gut oder soll man etwas neues einbringen? Neue Haarfarbe? Neue Spielarten, neue Stellungen.
Eine stetige Veränderung kann Spass machen!
Aber nur wenn man gut wählt was wirklich Fortschritt bedeutet und wahrlich bereichert.
Die Furcht vor der Entwicklung basiert auf der Erfahrung das viele Menschen die Zukunft nicht verbessern, sondern die Gegenwart zerstören und einen Rückschritt vorantreiben.
Dies liegt einfach daran, das jene welche über die Zukunft entscheiden dumm wie Scheisse sind und nicht im Interesse der Menschen arbeiten!
Und daher hat sich auch ein Festhalten an der Vergangenheit etabliert welche sich auf alle Bereiche des Lebens überträgt.
Egal ob Digitalisierung, Wirtschaft, Politik, Wissenschaft oder Liebe. Die Angst wieder einmal mehr Nachteile als Vorteile bei einer Modernisierung zu bekommen überwiegt durch konstante Negativerfahrungen.
Diese sind aber ein Resultat der Inkompetenz.
Daher muss man selbst abschätzen können welche Neuerung auch positive Aspekte hat und darf nicht blind und dumm in die Zukunft gehen! Man muss diesbezüglich aber auch bereit sein sich zu bilden um mit Wissen und Vernunft entscheiden zu können.
Und daher ist die eigentliche Investition nur die eigene Zeit.
Hat man diese Zeit nicht muss man Experten vertrauen, oft ein Risiko. Aber es hat zumindest bei mir noch keiner bereut wenn ich mit dem Baseballschläger durch seine Firma gegangen bin. Weil ich ideologiefrei umsetze was Vorteile bietet. Es zählt nur das Resultat und nicht die Blumen auf denen es präsentiert wird.
Im Prinzip wie ein Krieg. Es zählt einzig und alleine der Sieg, nicht die Moral oder die Absicht dahinter. Was funktioniert hat recht!