Ich vermute, dass selbst die SPÖ mit stärkeren Verlusten rechnet. Und, in Anbetracht der letzten Diskussion über die Weiterführung der Koalition (in Zusammenhang mit dem Lobau-Tunnel) denke ich, dass die SPÖ nicht mehr wirklich mit den Grünen weitermachen möchte. Und da liegt natürlich der Schluß nahe, dass die SPÖ ihre Verluste mit der Koalition mit den Grünen in Zusammenhang bringt.
Ich denke, dass du recht hast - die neue ÖVP-Führung wird bundesweit kaum etwas zulassen, was der SPÖ im Wiener Wahlkampf nützen würde. Mitterlehner ist eine Ansage an die NEOS. Die ÖVP betrachtet offenbar diese mindestens so sehr als Konkurrenz, wie das lustigerweise die Grünen auch tun. Mir schaut die Entscheidung für Mitterlehner aus, wie der Versuch der ÖVP, durch noch stärkere Konzentration auf Wirtschaftsinteressen den NEOS schnell den Garaus zu machen.
Auch das ist letztlich ein Ablauf, der indirekt mit der Wienwahl zu tun hat. Obwohl ich nicht denke, dass Mitterlehner in Wien viele dazu bewegen wird, statt der NEOS die ÖVP zu wählen. Aber in Vorarlberg wird das vielleicht eher wirken.
Interssant, was du über die Kleine-Leute-Politik der SPÖ sagst. Letztlich deutet das darauf hin, wie die SPÖ sich darstellen will, nämlich als echte Linkspartei. Das ist interessant, besonders AM ENDE einer Periode rot-grüner-Koalition in Wien. Häupl hat früher einmal gesagt "Rot und Grün sind Geschwister, und Geschwister sollen nicht heiraten."
Offenbar versteht er die Taktik von Wahlkämpfen besser, als seine Zeitgenossen.
Nehmen wir die aktuelle Rot-Grüne-Koalition her: bei zwei Parteien im linken Segment muß natürlich irgendwo eine "Abklärung" stattfinden, wer nun tatsächlich "linker" ist. In Deutschland ist Schröder nach rechts gerückt. Häupl hatte das offenbar nie vor. Der größere Koalitionspartner hat natürlich eine gewisse Macht, gegen die der kleinere nur durch Drohung mit dem Koalitionsende ankämfpen könnte. So bekamen die Linken nie die Chance sich als soziale Partei aufzustellen, und mußten den Weg der "Hausmeister im Bobo-Disneyland" gehen.
Häupl hat den Grünen eine Spielwiese gegeben zum Austoben: Fußgängerzonen mit Bäumen und Bänken.
An sich könnte man denken, dass es einfach eine Falle des alten Fuchses Häupl war. Überraschend ist nur, die lustvolle Geilheit, mit der sich die Grünen in dieses Schicksal ergeben haben.
Die Roten haben ein paar Prozent verloren, die werden sie vielleicht beim nächsten Mal wieder zurückbekommen. Die Grünen sind durch die "Geschwisterehe" aber (noch stärker) zur Bobo-Partei geworden. Auf lange Sicht wird das noch viel schwerere Folgen haben.