Wir / "die anderen" - und Pauschalierungen

zu dem, marlene, setz ich mich auf die finger. weil das hatten wir als debatte miteinander schon - und bin ich anderer meinung. auch zu dem, was ein globales "wir" in der praxis bedeuten würde/könnte bzw. was als solches gar nicht gefragt ist. aber wie gesagt: *aufdenfingernsitz* - weil es schade um die sonst wirklich gut anlaufende diskussion wäre. auch zwischen uns.

Warum schreibst du dann selbst was von "Weltbild" im Sinne deiner bekannten politisch gefärbten Intentionen hier?

wir gehen ganz klar in die ich-richtung. egozentrik und egomanie als weltbild. meiner ansicht nach halt. nur: was sind die konsequenzen, wenn wir das fertigdenken?
 

gemeint ist hier das weltbild, das der einzelne hat. nicht EIN zentral wasauchimmer vorgegebenes bild von der welt.

ich nehme aber wahr, dass - teils aus unserer wohlstandsgesellschaft heraus, teils aus einer grob schiefgelaufenen erziehungskultur, teils auch aus dem bildungssystem heraus, aber vor allem aus der wahrgenommenen, gefühlten oder bloß eingetrichterten verschlechterung der persönlichen situation und zukunftsaussicht - die egozentrik und egomanie bei den einzelnen immer mehr verbreitung findet. schau zuerst einmal dass es dir selber gut geht und scheiss einmal auf den rest. als persönliche philosophie und sicht auf die welt (eben ein weltbild). und die summe der individuen macht dann die musik. dann als wirkliche ist-situation der gesellschaft.

steht dir frei, das anders zu sehen.
 
steht dir frei, das anders zu sehen.

Mit geht es zunächast einmal um die Redefreiheit hier.

ch nehme aber wahr, dass - teils aus unserer wohlstandsgesellschaft heraus, teils aus einer grob schiefgelaufenen erziehungskultur, teils auch aus dem bildungssystem heraus, aber vor allem aus der wahrgenommenen, gefühlten oder bloß eingetrichterten verschlechterung der persönlichen situation und zukunftsaussicht - die egozentrik und egomanie bei den einzelnen immer mehr verbreitung findet. schau zuerst einmal dass es dir selber gut geht und scheiss einmal auf den rest. als persönliche philosophie und sicht auf die welt (eben ein weltbild). und die summe der individuen macht dann die musik. dann als wirkliche ist-situation der gesellschaft.


Dem mit einem aus humanistischer Sicht postulierten "wir" entgegentreten zu wollen ist ja ok. Aber ich sehe da auch gegenwärtig ganz deutlich die Gefahr der sich abgrenzenden "Wirs" im nach rechts rutschenden Europa/ USA und bin da auch sehr skeptisch, was die Möglichkeiten eines von unten kommenden "Schwarm-wirs" anbelangt. Bei den Rechten kommt das "Wir" von oben.
 
Mit geht es zunächast einmal um die Redefreiheit hier.

an dem solls nicht scheitern. aber bitte hab verständnis, dass ich nicht gleich den nächsten thread wegen philo/marlene den bach hinuntergehen sehen möchte. mir ist das thema auch sehr wichtig - und das NICHT aus einer (partei)politischen sicht heraus, sondern aus einer gesellschaftlichen.

Dem mit einem aus humanistischer Sicht postulierten "wir" entgegentreten zu wollen ist ja ok.

das paradoxe ist für mich, dass man das gar nicht aus einer edlen, humanistischen sicht heraus tun muss bzw. sollte, sondern bloß die dinge aus dem jetzigen szenario heraus einfach fertigdenken. das würde - m.e. - schon reichen, um das lose-lose zu erkennen. bis ganz ganz nach oben. edelmut, gerechtigkeit und ethik sind hier der verkehrte ansatz - weil das nämlich in den wörterbüchern der entscheidenden nicht vorkommt. du musst mit jedem in der sprache reden, die er versteht. nicht ETWAS anderes sagen, aber ES anders sagen.

Aber ich sehe da auch gegenwärtig ganz deutlich die Gefahr der sich abgrenzenden "Wirs" im nach rechts rutschenden Europa/ USA und bin da auch sehr skeptisch, was die Möglichkeiten eines von untern kommenden "Schwarm-wirs" anbelangt. Bei den Rechten kommt das "Wir" von oben.

die gefahren sind da: die abgrenzung der nationen und hemisphären und auch innerstaatlich etc. - von oben kommen die anreize dazu, nicht das schwarm-wir. das hingegen ist punkto motive sehr inhomogen. und das böte sehr wohl chancen, die katastrophen vielleicht noch abzuwenden - wenn man das richtige tut. wenn man gar nix tut, passiert das vorgezeichnete. und das machert mich nicht besonders froh. rein persönlich, nicht einmal politisch.
 
an dem solls nicht scheitern. aber bitte hab verständnis, dass ich nicht gelich den nächsten thread wegen philo/marlene den bach hinuntergehen sehen möchte. mir ist das thema auch sehr wichtig - und das NICHT aus einer (partei)politischen sicht heraus, sondern aus einer gesellschaftlichen.

Sorry, aber hier Gesellschaft und Politik trennen zu wollen, widerspricht doch dem Grundgedanken des Threads. Hier spielen eigentlich auch religiös bedingte Aspekte eine Rolle.

......und wir pauschalieren oben drüber:

Die Moslems, die Schwarzen, die Männer, die Frauen, die Rapid-Anhänger, die Austrianer, die Schwulen, die Lesben, die Amis, die Polen, die Russen, die Gutmenschen, die Nazis und so weiter.

Wir pauschalisieren ja eben wegen der Religionszugehörigkeit, der Hautfarbe, der Rasse, der politischen Gesinnung,usw. Aus welchem Grund denn sonst?

Thema:

Wir / "die anderen" - und Pauschalierungen

PS: Das unter jedem anderen Aspekt zu diskutieren ist natürlich genauso legitim. Ich will da nichts ausbremsen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Sorry, aber hier Gesellschaft und Politik trennen zu wollen, widerspricht doch dem Grundgedanken des Threads.

klar ist politik (und hier realpolitik) das gestaltungszentrum der gesellschaft. so gesehen hast du recht. ich meine aber dass mein bestreben hier nix mit parteipolitik oder nivellierender weltverbesserung oder sonstwas zu tun hat, sondern lediglich mit unseren denkmustern und unserem verhalten.

Hier spielen eigentlich auch religiös bedingte Aspekte eine Rolle.

ja, klar, als einer der möglichen verbindenden/trennenden cluster.

Wir pauschalisieren ja eben wegen der Religionszugehörigkeit, der Hautfarbe, der Rasse, der politischen Gesinnung,usw. Aus welchem Grund denn sonst?

ja eh. und das witzige ist: da sind wir sehr wohl in der lage, die gruppen zu wechseln und quasi zu "individualisieren". bindest dem "scheiss ausländer" den richtigen fan-schal um, wird er auf einmal "einer von uns", wird beim goal auf der richtigen seite umarmt etc. - aber wehe, der gibt den schal runter, ehe er wieder daheim ist. dann bekommt er eventuell von derselben personenschar eine in die goschn. und wennst den violetten und grünen den rot-weiß-roten schal umhängst, sind wir auf einmal alle eins. dafür werden die sonst zu einem event "angereisten gleichgesinnten aus deutschland" auf einmal zu "scheiss piefke". so flexibel sind wir! cool!

:kopfklatsch:
 
Aber das lassen ja WIR mit uns geschehen!
WIR treffen die Entscheidungen, das für uns selber so zu sehen.


Was meint Ihr dazu?

Ich bin einerseits sehr massiv mit "christlichen" Werten aufgezogen worden. Die Anführungsstriche deshalb, weil: damals waren es Italiener, die als Gastarbeiter nach Deutschland strömten. "Die" - zu denen man in Urlaub fuhr und "die", mit denen man nichts zu tun hatte, schon gar nicht als Mädchen. Dann kamen noch "die" Arbeiterkinder dazu, die waren "einfach" und deshalb nicht fein genug. "Wir" - das begann ich zu der Zeit zu begreifen, waren "nix", weil: Heimkinder sind im Dorf "die", die immer Ausdrücke benutzen, sich schlagen und Scheiben zerschmeißen.

Und mitten drin das Gebot: Du sollst deinen Nächsten lieben. :rolleyes:

Gleichzeitig hatten wir, ohne es überhaupt wahrzunehmen, "Besatzungskinder" unter uns, Italienerkinder, und natürlich in der Institution überwiegend Kinder aus "schwierigen Verhältnissen". Unter uns war das nie Thema, später wurd's für mich eines, als ich feststellte, was die christliche Erziehungsberechtigte für Vorbehalte gegen alle und jeden hatte, der nicht "aus gutem Hause" war, sprich: keinen akademischen Titel und kein Geld. Und dann fängt man halt an zu überlegen.

Heut, nach vielen Jahren "Außenseiterdasein", großteils selbstgewählt, teilweise einfach weil's halt "blöd gelaufen" ist, nach Mitgliedschaften in politischen Gruppen, Kämpfen gegen Diskriminierungen aller Art und der Feststellung, daß "die" immer irgendwo sind, bin ich müd geworden. Ich zieh mich zurück, ich mag nicht mehr mich ständig an irgendwelchen Fronten tummeln, ich versuche immer mehr, die Schreihälse gegen "das Fremde" zu ignorieren, weil sie im Grund genommen doch nix weiter als Angsthasen sind und denk mir: "Leckt's mich doch am Schuh, gestaltet's eure Welt für euch und eure Kinder von mir aus zurück zur Steinkeulenzeit, ich muß das nicht mehr erleben".

Darüber bin ich sehr froh.

Was mein privates Leben angeht: mein Mann und ich würden jede fremdenfeindliche Bestrebung aus dem Freundeskreis so beantworten, daß der Betreffende ohne Diskussion aus unserem Kreis rausfliegt. Darüber haben wir vor dem Hintergrund der wachsenden Pegida-Bewegung nicht mal diskutieren müssen.
 
Was mein privates Leben angeht: mein Mann und ich würden jede fremdenfeindliche Bestrebung aus dem Freundeskreis so beantworten, daß der Betreffende ohne Diskussion aus unserem Kreis rausfliegt. Darüber haben wir vor dem Hintergrund der wachsenden Pegida-Bewegung nicht mal diskutieren müssen.

:up:
seh ich genauso...real kann ich mit denen, die meinen sie wären das Volk nichts anfangen...
 
bin ich müd geworden. Ich zieh mich zurück, ich mag nicht mehr mich ständig an irgendwelchen Fronten tummeln, ich versuche immer mehr, die Schreihälse gegen "das Fremde" zu ignorieren, weil sie im Grund genommen doch nix weiter als Angsthasen sind und denk mir: "Leckt's mich doch am Schuh, gestaltet's eure Welt für euch und eure Kinder von mir aus zurück zur Steinkeulenzeit, ich muß das nicht mehr erleben".

Darüber bin ich sehr froh.

kann ich verstehen und ist zu respektieren. müde bin ich ja auch längst. vor allem wennst mehrere fronten hast und an vielen die fast chancenlosigkeit siehst. andererseits denk ich mir: wennst selber aufgibst, was darfst du dann von anderen erwarten? "die" sollen dann die kastanien aus dem feuer holen?? eben für sich - und wir profitieren halt daraus mit? hätten unsere vorfahren so gedacht: wir schrieben gesellschaftlich immer noch 1788. oder früher. wenn "wir" aufgeben, für uns und unsere nachkommen zu kämpfen - wer ist dann noch da?
 
wenn "wir" aufgeben, für uns und unsere nachkommen zu kämpfen - wer ist dann noch da?

aufgeben soll man eh nicht. aber erkennen, dass gegen Blödheit kein kraut gewachsen ist..
ich versuche in meinem kleinen Umfeld positives zu tun, und kämpf auch dafür. sei es im sozialen oder auch im politischen Bereich. Thats it !

btw. so müde kannst du garned sein, bei deinem kampf. ich glaub es hält dich geistig frisch:lol:
 
aufgeben soll man eh nicht. aber erkennen, dass gegen Blödheit kein kraut gewachsen ist.

als höchstwahrscheinlich erkennen ja, gar keine frage. aber wegen dem äutzerl chance trotzdem dagegen antreten? ich glaub ohne dem sind wir fischfutter.

ich versuche in meinem kleinen Umfeld positives zu tun, und kämpf auch dafür. sei es im sozialen oder auch im politischen Bereich. Thats it !

:up:

btw. so müde kannst du garned sein, bei deinem kampf.

hast du eine ahnung! :sour:

ich glaub es hält dich geistig frisch:lol:

das schon. das ist der vorteil. auch nicht zu verachten, klar. aber das allein bringt dir deine energie nicht zurück.
 
@Mitglied #164359, es wird immer welche geben, die an "vorderster Front" mitmischen und jene, die ohne großes Gewese Erstlingspakete für Neugeborene von Flüchtlingsfamilien packen (nur als Beispiel). Die Welt wird sich auch ohne mein Zutun weiterdrehen. Mein rückblickender Eindruck ist jener, daß diejenigen, die am lautesten "dagegen" schreien, oft genug dem türkischen Kollegen das Schafkopfen beibringen, während sie sich verbal in die radikale Ecke stellen, so wie umgekehrt so mancher "Linke" ein lahmarschiger Maulheld ist (nein, nicht auf dich bezogen).
 
Mir fällt in letzter Zeit auf,das in vielen Dingen im Großen wie im Kleinen,immer öfter über Begrifflichkeiten diskutiert wird.
Fallen "wir"da nicht schon wieder in eine Falle?
Darauf achten zu müssen,was und wie man es sagt,lenkt doch nur ab,oder?
Wichtig ist doch was und wie man es macht!
Ich achte nicht so sehr auf die Wortwahl,trotzdem weiß jeder im Gespräch was und wie ich es meine,online weniger da hier die Präsenz fehlt.
Aber wenn etwas schief läuft,bei Begrifflichkeiten anzufangen um zu einer Lösung zu kommen ist doch schlicht und einfach deppert.
Diskussionen und Meinungen an einem Begriff fest zu machen ist für mich der Ausdruck von Hilflosigkeit,in etwa "die Geister die ich rief".
 
@Mitglied #164359, es wird immer welche geben, die an "vorderster Front" mitmischen und jene, die ohne großes Gewese Erstlingspakete für Neugeborene von Flüchtlingsfamilien packen (nur als Beispiel). Die Welt wird sich auch ohne mein Zutun weiterdrehen. Mein rückblickender Eindruck ist jener, daß diejenigen, die am lautesten "dagegen" schreien, oft genug dem türkischen Kollegen das Schafkopfen beibringen, während sie sich verbal in die radikale Ecke stellen, so wie umgekehrt so mancher "Linke" ein lahmarschiger Maulheld ist (nein, nicht auf dich bezogen).
Vollkommen richtig und hier wäre die "Mitte"gedacht der reale Zustand der Gesellschaft und nicht was uns vermittelt wird.
 
als höchstwahrscheinlich erkennen ja, gar keine frage. aber wegen dem äutzerl chance trotzdem dagegen antreten? ich glaub ohne dem sind wir fischfutter.

sowieso....ich sag dir ein Beispiel: mein großvater ist 1934 als Schutzbündler ganz vorne gestanden, eingesperrt worden, wieder enthaftet, die Gestapo ein paar Jahre später wieder das selbe gemacht, schlussendlich enthaftet, weil er auf Grund seines Berufes "unabkömmlich" war, der hat denen deppen schon damals vorausgesagt, dass auf die goschn fallen, und heute ist es nicht anders.
 
klar ist politik (und hier realpolitik) das gestaltungszentrum der gesellschaft. so gesehen hast du recht. ich meine aber dass mein bestreben hier nix mit parteipolitik oder nivellierender weltverbesserung oder sonstwas zu tun hat, sondern lediglich mit unseren denkmustern und unserem verhalten.

Individualität, Gruppenzwänge und-dynamik, Pauschalisierungen, Denkmuster, usw. sind doch ganz normale Bedingungen, unter denen eine Gesellschaft/ Kultur überhaupt funktioniert. Damit richtig umzugehen lernen schon die Kids im Kindergarten.

Negative Auswüchse entspringen nicht irgendeiner generell im Menschen vermuteten Bösartigkeit, sondern sind Folge negativer Einwirkungen/ Lebensbedingungen/ falscher Politik, usw.

Insofern verstehe ich deinen Ansatz nicht, Ursachen für gesellschaftliche Missstände im Menschen selbst zu suchen und jegliche Verantwortung/ Schuld dem Individuum aufzubürden. Für mich klingt das mehr wie die Predigt des Pfarrers als denn eine hier wohl eher angebrachte Auseinandersetzung unter Einbeziehung politischer und soziologischer Umstände mit dem Problem, welches du hier zum Thema gemacht hast.
 
Insofern verstehe ich deinen Ansatz nicht, Ursachen für gesellschaftliche Missstände im Menschen selbst zu suchen und jegliche Verantwortung/ Schuld dem Individuum aufzubürden. Für mich klingt das mehr wie die Predigt des Pfarrers als denn eine hier wohl eher angebrachte Auseinandersetzung unter Einbeziehung politischer und soziologischer Umstände mit dem Problem, welches du hier zum Thema gemacht hast.

heisst das im umkehrschluß, als einzelner soll ma gegen Gruppierungen nichts unternehmen ?
 
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