Um wieder noch ein bisschen näher an den Kern des eigentlichen Themas zu kommen
:
Aus was für Leuten könnte so eine Lobby bestehen?
Zum einen aus Personen, die hinter den Kulissen agieren - vorausgesetzt, sie haben die richtigen Beziehungen oder das nötige „Kleingeld”.
Zum anderen aus Personen, die sich an die Öffentlichkeit wenden. Aber wer würde das schon machen und sich damit
outen? Nun, dazu muss man folgendes bedenken:
Von jenen Menschen, die sich z. B. für wegen ihres Glaubens verfolgte religiöse Minderheiten in fernen Ländern oder für Politische Gefangene in ebenso fernen Diktaturen engagieren und für diese kämpfen, sind fast alle NICHT selber religiös Verfolgte oder in Diktaturen wegen ihrer Meinung verfolgte. Die meisten davon haben auch weder Freunde noch Verwandte, die von soetwas betroffen sind.
Trotzdem haben sie eine
Meinung dazu und sind auch bereit, (großteils ehrenamtlich, also in ihrer Freizeit, ohne dafür bezahlt zu bekommen), sich aktiv dafür einzusetzen.
Und genauso ist bei weitem nicht jeder Mann, der sich für Beibehaltung legaler Prostitution einsetzt, auch ein Kunde davon und ist nicht jede Frau, die sich dafür einsetzt, selbst in dem Gewerbe tätig. Ebenso hat nicht jeder Mensch, der sich dafür einsetzt, einen persönlichen Nutzen, wie z. B. Einnahmen aus diesem Gewerbe.
Das ist das 1., worauf man, wenn man an die Öffentlichkeit geht, immer in aller Deutlichkeit - unter Nennung von Beispielen, wie ich sie oben angeführt habe - hinweisen muss.
„Haha, wer wird einem das schon glauben, dass er trotz seines Engagements nicht selber Freier bzw. Prostituierte ist?!?” ist dazu die Meinung von manchen. Das ist OK - dass es verschiedene Meinungen gibt, ist die Basis für jede Demokratie.
Aber bei jenen, die bereits eine endgültige Meinung zu einem Thema haben, kann normalerweise nichts und niemand mehr diese Meinung ändern. Auch die besten Argumente nicht.
Es geht hier aber auch gar nicht darum, Leute umzustimmen, die klar bis vehement gegen die Existenz der Prostitution sind. Gleiches gilt für Leute, die das ganze lächerlich finden und daher natürlich jedes Argument ins Lächerliche ziehen (wie es sie bekanntlich auch hier in diesem Forum gibt ;-) ).
Sondern es geht darum, Menschen auf das Thema aufmerksam zu machen, die noch keine endgültige Meinung zu dem Thema haben. Und ja, ich bin überzeugt, dass es mehr als genügend Menschen gibt, auf die das zutrifft, dass eine Meinungsbildung bei diesen Wahlentscheidend sein kann.
Diese Menschen sind erstens auf das oben beschriebene aufmerksam zu machen und zweitens können als Argumente eine Widerlegung der „Argumente” jener, die fordern, das gesamte „Älteste Gewerbe der Welt” zu verbieten und zu vernichten, dienen. Das ist nicht allzu schwer ;-)
Prostitution sei immer Ausbeutung: Da verbieten wir aber bitte zuerst einmal alle jene Berufe, wo noch viel mehr ausgebeutet wird. Wo Vollzeit(!)-Beschäftigte mit einem Monatsgehalt von 800 € abgespeist werden, und ein Teil dieser (z. B. jene in den Logistikzentren bestimmter Online-Händler) auch noch für jede einzelne Minute(!!) „Inaktivität” zur Rechenschaft gezogen werden.
(Fast) alle Prostituierten werden dazu gezwungen: Hier muss man erstmal unterschieden:
ZUHÄLTEREI, wo jemand die Arbeitenden wirklich nur als „Geldmaschinen” missbraucht und die sich zum Teil diese mit handgreiflicher, zum Teil sogar brutalster Gewalt „gefügig machen”, IST ja bereits VERBOTEN und SOLL auch VERBOTEN BLEIBEN! Etwaige Gesetzeslücken sollen geschlossen werden. Da wird wohl wirklich (außer den Tätern selbst) niemand etwas gegen so ein Verbot haben!
Das ist aber nicht im geringsten ein Grund,
Selbstständig Arbeitenden plötzlich ihre ganze Existenz zu rauben.
Ja aber WIRKLICH freiwillig macht das ja niemand: Aha, und alle anderen Berufstätigen (z. B. in den bereits genannten 800-Euro-Vollzeit-Jobs, die sich für jede einzelne Minute „Inaktivität” rechtfertigen müssen; Oder z. B. jene, die den ganzen Tag mit WC putzen verbringen), machen das, weil sie die Arbeit so gern mögen, natürlich völlig freiwillig?!?
Jede Prostitution sei ein Verstoß gegen GLEICHBERECHTIGUNG: Nun, um es
leicht überspitzt, mit einem Hauch von Sarkasmus, aber mit einem ganz großen „Körnchen” Wahrheit, auszudrücken: Wie bitte, wollen wir ernsthaft der Natur Vorschriften machen, dass gefälligst alle Menschen, egal welchen Geschlechts, zu 100% die gleichen Möglichkeiten und Bedingungen zu bekommen haben? Männer können ja z. B. auch nicht schwanger werden - schon arg, wie die Natur Männer da diskriminiert. Jede Frau (zumindest mal bis zum Alter von ca. 40 oder 50) hat die Möglichkeit, (solange sie nicht irgendjemand am Ausgehen hindert), in ihrer Freizeit Männer anzusprechen und sie für eine Beziehung zu gewinnen. Diese Möglichkeit haben aber bei weitem nicht alle Männer. Und es ist erwiesen, dass ein erheblicher Teil dieser Männer NICHT selber daran schuld ist und auch keine Möglichkeit hat, daran etwas zu ändern. (Aber sicherheitshalber auch hier der Hinweis - und DAS ist NICHT sarkastisch zu verstehen: NICHT jeder, der auf solche Menschen hinweist, ist auch selbst in dieser Situation - ich z. B. gehöre NICHT zu jenen Männern, für die Prostitution die einzige Möglichkeit ist, an einigermaßen ernstzunehmenden Kontakt mit Frauen zu gelangen!)
Aber mal abgesehen davon, jetzt wieder ganz im Ernst, ganz OHNE Sarkasmus: GLEICHBERECHTIGUNG würde für mich z. B. bedeuten, dass Frauen in ALLEN jenen Branchen, wo sowohl Frauen als auch Männer arbeiten, für gleiche Arbeit gleichen Lohn bekommen. Weiters, dass in den Chef-Etagen (wenigstens annähernd) soviele Frauen wie Männer säßen. Gleichberechtigung hieße aber auch, dass bei unehelich geborenen Kindern die Eltern (abgesehen von den naturgegebenen, nicht änderbaren Unterschieden) GLEICHBERECHTIGT wären: Dazu würde gehören, dass uneheliche Väter nicht nur in Karenz gehen können (wie es ja bereits der Fall ist). Dazu würde auch gehören, dass der Staat Väter unehelicher Kinder, wenn sie von der Kindesmutter getrennt sind, nicht mehr nur als reine „Zahlungspflichtige” sieht, die als „Verursacher” auch dafür zu bezahlen haben, und zwar an die Mutter - Egal, was diese mit dem Geld macht.
Ebenso dazugehören würde eine Diskussion darüber, die Wehr-/Zivil- Dienst-Pflicht entweder auch für Frauen (sofern sie nicht schwanger, in Karenz, oder aus sonstigen Gründen zu befreien sind) einzuführen, oder für Männer abzuschaffen. DAS wäre GLEICHBEREICHTUNG.
Ein totales Verbot des gesamten Gewerbes der Prostitution aller Art und in jeder Form hat hingegen NICHTS mit GLEICHBERECHTIGUNG zu tun.
Und noch etwas:
Über alle jene, die „aus Mitleid mit ausgebeuteten Frauen” ein Verbot der Prostitution fordern, aber fleißig bei Online-Händlern kaufen, wo die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dafür, dass sie sich 40 Stunden pro Woche (oder mehr) ununterbrochen die Beine wund rennen, zum „Dank” Gehälter bekommen, die unter der Mindestsicherung und weit unter der Armutsgrenze liegen und von ihren Vorgesetzten auch noch beschimpft werden, weil sie nicht noch mehr Arbeit in noch weniger Zeit erledigen - oder auch über alle jene, die Produkte kaufen, die aus Kinderarbeit oder aus Arbeit von Menschen in Ländern, wo den Menschen nicht mal Wasser als Menschenrecht „zugestanden” wird -
über die darf sich auch mal jeder seinen Teil denken.
Leute, die sich gegen legale Prostitution in jeder Art und in jeder Form einsetzen, gibt es schon zumindest seit Jahrzehnten. Bisher hat man von diesen aber kaum bis fast garnichts gehört.
CORONA könnte das ändern.
Corona könnte zu einem gehörigen Kampf um die Existenz von (legaler) Prostitution führen.
Nun liegt es an ALLEN jenen, die wollen, dass Prostitution (und zwar jene unter fairen Bedingungen für die Sexualdienstleistenden) legal bleibt, ob dieses Schlachtfeld allein den Kreuzrittern gegen jede wie auch immer geartete Prostitution überlassen wird oder nicht.