In vielen Beiträgen wird immer - abwertend - von Wunschzettelsklaven geschrieben.
Ich denke, diese Herabwürdigung von Wünschen, die Sklaven haben, ist nicht fair.
Warum?
Was ist das Gegenteil dazu? Eine Wunschzetteldomina, die genau so wie ein Wunschzettelsklave ihre Vorstellungen des jeweiligen Gegenübers hat. Sie möchte genau so die Erfüllung ihrer Bedürfnisse, ihrer Vorstellungen, ihres Kopfkinos,... haben wie ihr Spielpartner.
Domina und Sklave sehe ich als gleichberechtigtes "Team" auf Augenhöhe, das ohne den anderen nicht so richtig ausgeglichen ist. Jeder hat seine Vorstellungen, die er/sie erfüllt haben möchte. Der eine Partner will dominieren, der andere möchte dominiert werden - eine Symbiose, eine win/win-Situation.
Da meiner Ansicht nach beide vom jeweils anderen profitieren und sich ergänzen, ist es unfair, die Vorstellungen eines Sklaven negativ zu bewerten.
Wie sehr ihr das?
Was ist ein Wunschzettel? Nichts anderes, als eine Liste von Vorlieben/Vorgaben. Begegnet mir jemand außerhalb des BDSM-Bereichs mit einer solchen Liste, dann fühle ich mich dort bereits abgestoßen. Es wirkt zwanghaft auf mich, wenn jemand ausschließlich in bekannten Bahnen (ver)fahren möchte und keine Bereitschaft zeigt in differierenden Vorlieben auf sein erwähltes Gegenüber einzugehen oder Neues entstehen zu lassen. Dabei mutiert jeglicher Sex - sofern sich nicht ein völlig ergänzendes Gegenüber findet (und das ist wohl in den allerseltensten Fällen so) doch mehr zu einer Dienstleistung, als zu einer, für alle Beteiligten restlos befriedigenden Sache. Findet sich ein Gegenüber, das seine Erregung und Befriedigung daraus schöpft, dem anderen jeglichen Wunsch zu erfüllen (also ein devotes Gegenstück), dann sind wir wieder mehr im BDSM-Bereich. Dann hat also der "Sklave" seine Sub gefunden.
Der perfekte Widerspruch - und damit auch die Belästigung - ergibt sich meines Erachtens vor allem daraus, dass sich solche Menschen dann eben als "Sklaven" oder "Subs" bezeichnen und primär dominante Frauen anschreiben. Meist sind es in Wahrheit aber nur Menschen, die eben eine gewisse Erregung im Schmerz oder in ausgefallenen Praktiken finden und diese auf Teufel komm raus ausleben wollen. Durchwegs mit einem Egoismus, der sich sehen lassen kann und ohne jegliche Bereitschaft, sich auf die Bedürfnisse des anderen einzustellen. Darum auch der Hinweis, dass sie im PaySex-Bereich besser aufgehoben wären. Dies geschieht sicherlich auch aus der völlig verqueren Vorstellung heraus, dass Praktiken schon BDSM machen. Viel mehr aber noch aus der sich in allen Bereichen findbaren Erwartungshaltung mancher, nur pfeifen zu müssen um zu bekommen, was man will. Womit wir wieder beim Egoismus wären.
Mir ist durchaus verständlich, dass ein Sub/Sklave seine Bedürfnisse befriedigt wissen möchte. Jeder möchte das und selbstverständlich ist das legitim. Das enthebt ihn aber ebensoweinig wie andere der Aufgabe, sich entweder einen ergänzenden Partner zu suchen, kompromissbereit Abstriche zu machen, oder selbst wiederum Wünsche zu erfüllen. Mit einer devoten Einstellung, wie sie eigentlich von Nöten ist, um sich als Sub oder Sklave zu bezeichnen, sollte das auch kein Problem sein, meine ich.
Ach ja, und es sollte die wenigsten verwundern, dass sich eine dominante Frau als Sex-Partner einen devoten Mann nimmt. Einen, der es ist und nicht einen, der sich so nennt. Ein "Ich stelle mich dir zur Verfügung", mit dem Nachsatz "du darfst mich mit einem Strap-On penetrieren und mir die Prostata massieren" ist halt auch nichts anderes als ein "Ich stelle mich dir zur Verfügung, du darfst mir ein Steak mit Bratkartoffeln und grünem Salat (mit Kernöl!) servieren."