Zum Begriff der Normalität

Es gibt viele Lebensbereiche, in denen Begriffe wie Normalität/ Toleranz eine wesentliche Rolle spielt, zuweilen sogar über Leben und Tod entscheidend sein kann. Warum sollte da die Sexualität, die in Extremfällen ebenfalls tödlich sein kann, ausgenommen sein?

Bewertungen des eigenen Verhaltens und das Anderer gehört nun mal unabdingbar zu einer kommunikativen Gesellschaft. Sei es in Form von Gesetzten, Regeln, Sitte und Moral, auch wenn sie subjektiver Ausdruck eigenen Empfindens sind. Ohne dem funktioniert eine Gesellschaft nicht.
Ich möchte es eben vermeiden etwas zu bewerten, so bleibe ich Tolerant und die Welt erscheint in einem viel angenehmeren Licht.
Es ist viel besser hilfsbereit zu sein, als Menschen zu verurteilen. Mitgefühl zu entwickelt ist besser als abtrennend zu sein, um es mal etwas wertend zu sagen. Klar gibt es Regeln und Gesetzte, denn es geht ja darum, den Anderen nicht zu verletzen oder zu schädigen.
Regeln und Gesetzt werden benötigt um auch mit Menschen die wenig Mitgefühl haben, zusammen leben zu können.
Eine tolerante Gesellschaft schränkt die Menschen möglichst wenig in Ihrer Freiheit ein, halt solange Andere nicht geschädigt werden.
Normalität ist da kein Maßstab. In den USA merkt man viel mehr, wie unterschiedlich der Einzelne sein darf. Es ist sogar verpönt Andere wegen Ihren
Herkunft oder Ansicht zu diskriminieren. (klar es gibt auch dort Exzesse)
 
Das hat noch nie gestimmt und wird auch nie stimmen. Und es stimmt aktuell so wenig wie seit ~150 Jahren nicht mehr.
Das ist ein Ideal! Doch viele denken so.
Es gab in den Südstaaten Sklaven; diese Freiheit andere Menschen Ihr Eigen zu nennen gibt es noch immer in den Köpfen Einzelner.
Doch es ist sehr viel einfacher als in Österreich einen Job zu finden, wenn man eben nicht ganz dem NORMAL entspricht.
Man wird zum Outsider wenn man Andere mobt. Das sollten Menschen bedenken, die übersiedeln wollen.
Es ist in Österreich sehr schwer als Fremder akzeptiert zu werden.
 
In den USA gibt es den 'Equality Act', der u.a. verbietet ein Foto im Lebenslauf zu haben, Alters- und Herkunftsangaben zu machen. Warum wohl wird es ein solches Gesetz brauchen? :unsure:
Warum gibt es hier Gesetzte die einen Mord verbieten? Es sollte doch wohl klar sein, dass niemand mordet.

Diskriminierung ist da wirklich auch schon vom Gesetz her untersagt.

Hierzulande sammelt man Daten die Menschen klassifizieren und vorverurteilen.
Fotos sind Pflicht und ab dem Alter von 50 Jahren wird man in manchen Bereichen schon automatisch herraus gesiebt.
Ohne Altersangabe fällt man ohnehin hinaus.
 
Warum gibt es hier Gesetzte die einen Mord verbieten? Es sollte doch wohl klar sein, dass niemand mordet.

Diskriminierung ist da wirklich auch schon vom Gesetz her untersagt.

Hierzulande sammelt man Daten die Menschen klassifizieren und vorverurteilen.
Fotos sind Pflicht und ab 50 wird in manchen Bereichen schon automatisch gesiebt.

Ich habe nur so meine Zweifel dass es in den USA wesentlich anders ist - trotz dieses 'Equality Acts'. 'God's own Country' kann eben nur begrenzt tolerant und egalitär sein. :schulterzuck:
 
Ich habe nur so meine Zweifel dass es in den USA wesentlich anders ist - trotz dieses 'Equality Acts'. 'God's own Country' kann eben nur begrenzt tolerant und egalitär sein. :schulterzuck:
Ja ist es. Nur eben auch Anders. Es gibt eben nicht das absolut Bessere.
Ein Grund mehr Vielfalt zu fördern. Und die Normalität kann es eben nicht geben.
 
Die wenigsten wollen "normal" sein.

Dummerweise (oder Gott sei Dank) ist mittlerweile vieles normal, was vor 40 Jahren eher nicht die Norm war.

BDSM zb. Schwule Verpartnerungen. Polyamorie.

Mittlerweile glaube ich fast, dass ein monogames langjährig glücklich verheiratetes Pärchen, 2 erfolgreiche Kinder, Haus, evtl Enkelkinder- schon nicht mehr normal ist.

Gut, früher war vieles Fassade. Auch normal.
 
Und die Normalität kann es eben nicht geben.

So fatalistisch würde ich die Sache jetzt auch nicht betrachten, sonst gewinnen wieder 'die Normos'...während du hier die Existenz der Normalität leugnest, wird sie bei den Bauern per Gesetz eingeführt :undweg:

Mittlerweile glaube ich fast, dass ein monogames langjährig glücklich verheiratetes Pärchen, 2 erfolgreiche Kinder, Haus, evtl Enkelkinder- schon nicht mehr normal ist.

Es kommt nichtmal drauf an, auf welcher Seite der Zellentür du dich befindest, sondern nur darauf, wer den Schlüssel hat. :undweg:
 
Es gab zwar schon 2006 eine Debatte hier zum Thema, aber die will ich lieber ruhen lassen und aufgrund dieses heutigen ORF-Themas neu aufrollen: „NORMAL“ - Risiken eines Allerweltsbegriffs. Zwar ist dieser natürlich auf die aktuelle politische Debatte diesbezüglich gemünzt, aber die Experten treffen hier einige bemerkenswerte Aussagen, die weit darüber hinausgehen und auch genau unser zentrales Thema hier im EF berühren, wo die "Normalität" ja immer wieder diskutiert wird. Deswegen möchte ich ein paar Zitate aus diesem Beitrag herausgreifen:

Schnell entzündete sich eine Debatte über die Frage, wer bestimmt, was als „normal“ zu gelten hat. Der Allerweltsbegriff birgt nämlich auch viele Risiken.

„Normal“ und „Normalität“ gelten als unverdächtige Begriffe, sagt die deutsche Politikwissenschaftlerin Astrid Seville im ORF.at-Gespräch. ... „Wer bestimmt denn, was normal ist? Was ist für wen normal?“, fragt Seville, die an der Technischen Universität München Politische Theorie und Philosophie lehrt. Die Frage, was denn normal ist, hängt in erster Linie von der Person ab, die diese Frage beantwortet.... Jede Person habe eine gewisse Vorstellung davon, was in einer Gesellschaft normal sein soll. ... Gleichzeitig werde damit implizit bestimmt, was eben nicht unter Normalität zu fallen hat. ... Das habe Auswirkungen auf die Art und Weise des Zusammenlebens. ... „Wer anders denkt, ist abnormal, wer dagegen ist, ist nicht ganz bei Sinnen, wer anderes ist, gehört nicht dazu.“ ... „Wenn Sie Erfahrungen mit Ausgrenzung haben und Sie hören ständig, dass nur ein bestimmtes Verhalten normal sei, wie fühlen Sie sich dann?“, fragt Seville. ... Es sei nicht alles schwarz-weiß, bei Vorstellungen von „Normalität“ bestehe etwa eine Gleichzeitigkeit von Inklusion und Ausgrenzung.

In eine ähnliche Richtung argumentiert Martin Reisigl. Es gebe nicht „die“ Normalität, sagt der Linguist von der Universität Wien im ORF.at-Gespräch. Zu bestimmten Zeitpunkten gebe es nämlich „verschiedene Normalitäten“ für unterschiedliche Menschengruppen. Nicht selten sei aber eine bestimmte Normalität vorherrschend, die sich „später auch als Fehler erweisen kann. Normalitäten ändern sich also im Laufe der Zeit“, sagt Reisigl und erinnert etwa an die „gesunde Watsche“, die von vielen Menschen lange Zeit als „normal“ angesehen wurde. ... Wer die Normalitätsdefinition für sich in Anspruch nimmt und dabei ignoriert, dass verschiedene Normalitäten existieren, die nicht unveränderbar sind, impliziere, dass alternative Positionen abnormal sind, sagt Reisigl. ... Gegenüber den „einfachen rhetorischen Normalitätsrezepten“ sei aber Misstrauen immer angezeigt, sagt Reisigl.


Ich habe die beiden Blöcke hier nach den beiden Experten geclustert und auch die tagespolitischen Bezugnahmen dazwischen ausgeklammert.

Meines Erachtens sprechen die beiden Aspekte bei der Verwendung von "Normalität" an, die auch hier bei der Diskussion zu Erotik und Sex volle Gültigkeit haben.

Was meint Ihr dazu? Die Diskussion ist eröffnet!
Was meinst denn DU dazu?
 
Was meinst denn DU dazu?

das hab ich schon im eingangsposting geschrieben - zitat:

Meines Erachtens sprechen die beiden Aspekte bei der Verwendung von "Normalität" an, die auch hier bei der Diskussion zu Erotik und Sex volle Gültigkeit haben.

und auch hier wiederholt:

dazu kann ich nur die eingangs erwähnten zitate noch einmal anführen - mit denen ich mich selber völlig identifizieren kann:

„Wer bestimmt denn, was normal ist? Was ist für wen normal?“, ... Die Frage, was denn normal ist, hängt in erster Linie von der Person ab, die diese Frage beantwortet.... Jede Person habe eine gewisse Vorstellung davon, was in einer Gesellschaft normal sein soll. ... Gleichzeitig werde damit implizit bestimmt, was eben nicht unter Normalität zu fallen hat. ... Das habe Auswirkungen auf die Art und Weise des Zusammenlebens. ... „Wer anders denkt, ist abnormal, wer dagegen ist, ist nicht ganz bei Sinnen, wer anderes ist, gehört nicht dazu.“ ... „Wenn Sie Erfahrungen mit Ausgrenzung haben und Sie hören ständig, dass nur ein bestimmtes Verhalten normal sei, wie fühlen Sie sich dann?“, fragt Seville. ... Es sei nicht alles schwarz-weiß, bei Vorstellungen von „Normalität“ bestehe etwa eine Gleichzeitigkeit von Inklusion und Ausgrenzung.

... Zu bestimmten Zeitpunkten gebe es nämlich „verschiedene Normalitäten“ für unterschiedliche Menschengruppen. ... Normalitäten ändern sich also im Laufe der Zeit“, ... Wer die Normalitätsdefinition für sich in Anspruch nimmt und dabei ignoriert, dass verschiedene Normalitäten existieren, die nicht unveränderbar sind, impliziere, dass alternative Positionen abnormal sind, ... Gegenüber den „einfachen rhetorischen Normalitätsrezepten“ sei aber Misstrauen immer angezeigt, ...

und dazu erweitert:

wer partout in "normal und abnormal" einteilen will - noch dazu ohne qualifiziertes und aktuelles zahlenmaterial dazu, der läuft selber in gefahr einer bedenklichen selbstüberhöhung. im verdacht, etwas unbedingt verteufeln zu wollen, das einem selber nicht passt - und druck auf diejenigen ausüben zu wollen, die es praktizieren. die schaffung der eigenen welt als sub-norm im eigenen einflussbereich.

m.e. sagt eine derartige versuchte einteilung in "normal" und "abnormal" mehr über den kritiker, als über den/die kritisierten aus. er baut zusätzlich zu dem, was ohnehin die aktuelle gesellschaft in form der gesetzlichen regelungen "normiert" und auch mit sanktionen versehen hat eine sub-norm aus der eigenen sichtweise (also likes und dislikes) dazu, drückt dem den stempel einer nicht näher bewiesenen "normalität" auf und versucht, alle "abweichlinge" im handeln oder auch bloß der meinung als "abnormale" zu diskreditieren. und das steht niemandem zu. eine eigene meinung und sichtweise dazu: ja, selbstverständlich. auch vieles, sehr vieles ist hier "nicht meines". deswegen würde ich mich aber hüten, meiner eigenen sicht die normative kraft des eben "normalen" aufzudrücken und andere für ihr anders-sein zu stigmatisieren. ich wehre mich auch dagegen, dass das andere tun. selbst wenn die daraus angegriffenen "nicht meines" sind.
 
Es gibt viele Lebensbereiche, in denen Begriffe wie Normalität/ Toleranz eine wesentliche Rolle spielt, zuweilen sogar über Leben und Tod entscheidend sein kann. Warum sollte da die Sexualität, die in Extremfällen ebenfalls tödlich sein kann, ausgenommen sein?

weil in den bereichen, wo die normalität/toleranz z.b. über leben und tod entscheiden auch messmethoden und kausalitäten zur gefährdung untersucht und gemessen wurden. daraus entsteht ein normativer bereich. gut so. zeigst mir den bitte beim sexualverhalten - abgesehen von den ohnehin gültigen gesetzen? ja, klar, dass sich jemand beim autoerotischen sexspiel in einem hotelzimmerschrank selbst stranguliert ist dort nicht explizit geregelt. aber es soll auch leute geben, die auf einem rollsessel auf einem balkon im 5. stock einen vogelkäfig montieren - oder in der gefüllten badewanne die haare fönen. der darwin-award lässt grüßen, leider auch manchmal beim sex.

hier geht es aber in dem normierungsversuch um das einbetten von "regeln, sitte und moral" nach höchst unterschiedlichen ansichten. und daher um bewertungen des verhaltens anderer als zwar subjektiver ausdruck des eigenen empfindens (was ja per se durchaus in ordnung wäre), aber eben als norm überhöht, dass das die gesellschaft allgemein so will oder sieht. und nein, letzteres gehört eben NICHT unabdingbar zu einer kommunikativen gesellschaft. ganz im gegenteil! es ist der versuch, andere denkweisen aus der kommunikation zu verbannen und so denkende zu diskreditieren. und ohne solch eine anmaßung funktioniert eine gesellschaft besser, als mit. da bin ich eben völlig anderer meinung!
 
Ich möchte es eben vermeiden etwas zu bewerten, so bleibe ich Tolerant und die Welt erscheint in einem viel angenehmeren Licht.

Toleranz ist gewiss eine Tugend. Dennoch zwingt sie mich nicht, mit jedem zu kommunizieren oder persönlichen Kontakt zu haben, dessen offenbarte Sexualität mir zuwider ist.

hier geht es aber in dem normierungsversuch um das einbetten von "regeln, sitte und moral" nach höchst unterschiedlichen ansichten.

Wie gesagt, in einem gewissen Umfang für das Funktionieren einer Gesellschaft unabdingbar. Letztlich auch als Basis für Gesetzgebungen.

es ist der versuch, andere denkweisen aus der kommunikation zu verbannen und so denkende zu diskreditieren.

Nö. Möge jeder nach seiner Fasson selig werden. Ohne andere damit zu belästigen.
 
Wie gesagt, in einem gewissen Umfang für das Funktionieren einer Gesellschaft unabdingbar.

und wie oben nachzulesen widerspreche ich dir.

Letztlich auch als Basis für Gesetzgebungen.

also du meinst, was eine nicht nachweisbar große menge will, die behauptet, eh die mehrheit zu sein wird dann gesetz? um das näher zu kommentieren, würde ich gegen die spielregel "no politics" verstoßen müssen ...

Ohne andere damit zu belästigen.

ich kenn keine gesetzliche verpflichtung, hier im EF mitglied sein oder jeden thread anklicken zu müssen. aber vielleicht kommt das noch ... 😋

ernsthaft: einige scheinen es darauf angelegt zu haben, von etwas "belästigt zu sein", bloß um sich echauffieren zu können und daher mittelpunkt zu sein.
 
Toleranz ist gewiss eine Tugend. Dennoch zwingt sie mich nicht, mit jedem zu kommunizieren oder persönlichen Kontakt zu haben, dessen offenbarte Sexualität mir zuwider ist.
Hier wird niemand gezwungen sich hier anzumelden.
Und es ist mittlerweile bei vielen akzeptiert, in Textthreads keine Bilde zu packen.
Eben damit Niemand belästigt wird, der nur lesen möchte.
Ich denke das EF entwickelt allmählich Regeln, mit denen eine Vielzahl von Mitgliedern zurecht kommen.
Ich finde es auch richtig, denen eine Plattform zum Austauschen zu geben, die ansonsten mit Ihren sexuellen Vorlieben auf Unverständnis stoßen.
 
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