Eine schrecklich Sache, zweifelsohne - aber nicht ein Merkmal unserer Zeit
Menschen neigen leicht dazu Verbindungen zu ihrem Leben und damit ihrer Zeit als einzigen Anknüpfungspunkt für ihre Urteile hernazuziehen, was aber ein fataler Fehler sein kann, der in manchen Fällen zur falschen Verteufelung von bestehenden gesellschaftlichen Zuständen führen kann und auch häufig unbewusst, und ohne dass man es böse meint dazu verwendet wird, gesellschaftliche Prozesse wie Globalisierung, und Co als vermeintlich Ursache dieser Probleme schlecht zureden. Vor allzu großer undreflektierter Modernitätsfeindlichkeit sollte man sich allerdings hüten, denn aus genau diesen Gefahren entstand einst das Potential zu noch größerem Leid und einer noch stärkeren Brutalisierung der Gesellschaft. Insofern würde ich aus historischer Perspektive keinenfalls zustimmen, dass unsere Gesellschaft "immer brutaler wird" etc, dabei romantisiert man die Vergangenheit und verfälscht das Bild der Vergangenheit und damit in Verbindung stehende Gräueltaten, die noch weit schlimmer waren als unser vorliegendes Beispiel von China. Vorsicht also mit Verallgemeinerungen von Einzelbeispielen auf den von vielen doch nur allzu gehassten Zustand der Gesellschaft! Denn durch die geschichtswissenschaftliche Gesellschaftsrekonstruktionen anhand von belegbaren Fakten, weiß man, dass unsere heutige Zeit trotz schrecklichster Vorkommnisse einen weit geringeren Brutalitätsgrad aufweist, als Zeiten davor!