Ich möchte einen Beitrag von heute, in dem ein Kunde schreibt, dass er von einer Independent Escort kurzfristig versetzt wurde, aufgreifen.
Der Wunsch des Kunden nach einem möglichst "natürlichen" Makeup-Look (was wahrscheinlich sogar als Kompliment gemeint war) scheint offensichtlich zumindest teilweise Grund für die Absage gewesen zu sein.
Ich will dieses - aus Sicht des Kunden - "abstruse Erlebnis" weder rechtfertigen noch entschuldigen, aber da mir das in der Emotion auch schon passiert ist, ich Makeup/Kleiderwünsche auch nicht mag und ich erst gestern wieder jemanden blockiert habe, dachte ich mir, ich schreibe einen
Kommentar der anderen - mag sich aber auch als abgehobenes Sudern lesen:
Man hat als Independent Escort jeden Tag mit mehreren Kunden/ Interessenten gleichzeitig zu tun. Sei es auf der Plattform, auf der man inseriert, sei es per SMS, Telefonat, WhatsApp oder dass man auf "Telegram" aufgespürt wird. Kunden/Interessenten suchen aktiv Kontakt. Manchmal gefühlt immer und überall.
Sie wollen manchmal nichts Bestimmtes, einfach nur plaudern, manchmal langwierig ein Treffen besprechen, dass sie dann doch wegen plötzlicher Krankheit wieder verschieben.
Nachgeholt wird das Treffen natürlich nicht nach erfolgter Genesung, sondern wenn es ihnen halt wieder einmal passt. Sofern überhaupt.
Einige Kunden/Interessenten haben eine Gemeinsamkeit: sie wünschen ungeteilte Aufmerksamkeit für ihr Anliegen und reagieren recht ungehalten, wenn man sich zu lange (so circa länger als 30 Minuten) Zeit mit der Beantwortung lässt.
Auch wenn man jahrelang nichts von ihnen gehört hat, melden sich manche Kunden mit einer leicht irritierenden Selbstverständlichkeit plötzlich wieder als sei es gestern gewesen, dass man sich das letzte Mal gesehen hat.
Oder: "Ach, Du verlangst trotzdem so viel? Wir hätten uns doch einen schönen Tag gemacht in meiner Villa mit Pool!"
Wenn ich baden gehen möchte, zahle ich mir das selbst.
Trotz heimeliger Atmosphäre bleibt es Arbeit, der Kunde lädt einen ja nicht zum Spass ein. Und die Freude über den Pool wird ziemlich sicher dadurch geschmälert, dass man sich den ganzen Tag in praller Sonne im Bikini begutachten lassen darf. Erholung sieht anders aus.
Das war eine (nicht vollständige) Aufzählung von nervenden Eigenschaften von Kunden, die man als Escort regelmässig erlebt.
Auch Kleider- und Makeup-Wünsche können einen eher unangenehmen Beigeschmack haben. Ja, man ist eigentlich auch für solche Wünsche da. Das ist der Job.
Anderseits ist man auch ein Individuum, das erst in Selbstbestimmung zu Höchstform aufläuft.
Nichts als Strapse unterm Mantel im tiefsten Winter oder ein Gesicht "ohne Kriegsbemalung", wenn man sich doch dezent geschminkt am wohlsten fühlt.
Die eigene Persönlichkeit weicht einer Rolle, in die man hineingezwängt wird. Man genügt nicht so wie man eigentlich gerne wäre, sondern wie es der Kunde gerne hätte. Aus dem falsch verstandenen Bemühen um Kundenservice sagt man zu, obwohl man sich insgeheim fremd und unwohl fühlt. Da man meist schon im gewünschten Styling erscheinen muss, ist ein Kennenlernen auf Augenhöhe fast nicht mehr möglich.
Man ist bereits Objekt geworden.
Irgendwann erkennt man, dass es besser ist auf bestimmte Wünsche mit "nein" zu reagieren als eine halbherzige
und gekünstelte Performance abzuliefern.
Independent Escort - also unabhängig. Der Duden definiert das Wort als "frei", "souverän".
Ist es - abgesehen von der Unhöflichkeit - nicht auch ein Zeichen von absoluter Freiheit, Kunden abzulehnen oder ausgemachte Termine wieder abzusagen? Jemanden zu blockieren?
Ohne irgendjemandem darüber Rechenschaft ablegen zu müssen?
Weil man merkt, dass die Nerven zum Zerreissen gespannt sind, weil man nicht mehr kann/will?
Weil jemanden so anstrengend ist, dass man diese Person im Moment einfach nicht mehr aushält?