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Gast
(Gelöschter Account)
On Topic (weil ich hab ja schon an anderer Stelle ein bisserle gewässert):
Ich persönlich denke, dass der Job als SexWorker auch alleine aufgrund der nicht vorhandenen Distanz zwischen SW und Kunde aus sich heraus Probleme aufwirft (das mag jetzt nicht in der Form für den BDSM Bereich gelten).
An sich ist es so, dass jeder Mensch eine Intimspähre hat (ca. 60 cm), die man für Partner, Freunde, Familie öffnet.
Das regelmäßige Eindringen von "Fremden" in diese Spähre (ich werte es jetzt einmal als Verletzung), gekoppelt mit zusätzlichen negativen Verstärkern wie Respektlosigkeit, Widerspruch zu eigener Sexualpräferenz hinsichtlich Aussehen, Verhalten etc. führen dann zu Abstumpfung und/oder anderen psychischen Problemen (Depression). Diese Probleme werden dann mitunter durch Alkohol und Drogen zu unterdrücken gesucht - die auch wieder finanziert werden wollen - und siehe da Teufelskreis.
Maßgeblich für das Ausmaß ist da natürlich der Umfang der Selbst- vs. /Fremdbestimmung. Ebenso bereits genannt wurden die Rahmenbedingungen (Zwang, Kinder, Schulden, Suchtprobleme, Krankheiten) und der Leidensdruck der sich daraus aufbaut - da sind reguläre Jobs einerseits (Ausbildungsmäßig) nicht in Sicht, andererseits finanziell nicht ausreichend.
By the way - "Nebenerwerbsprostituierte" sind dahingehend in einer bevorzugten Position, weil sie mehrere Standbeine und Einkunftsquellen haben, die Kundenzahl und der "Aussen"-Druck wohl geringer ist und der Leidensdruck daher kleiner ist - nicht zu vergessen - wenns't Ausbildung machst, hast dann auch keine unguten Lücken im Lebenslauf.
Ich sehe es also prinzipiell so, dass so eine Art Job tendenziell vermehrt zu psychischen Problemen führt und sich das "Männerbild" mitunter auch eher zum Negativen wandelt.
Diese Texte "Ich brauche es den ganzen Tag" und "Ich bin Nymphoman" sind ja ganz lieb, und eine gute Werbung und als männlicher Leser bist ja durchwegs geneigt zu sagen "Ja, dann bin ich ja genau der Richtige" - die Dame hat einen Mangel - da kann ich "helfen" und schon bist in einem positiven Licht.
Nur, ganz ehrlich - wenn Du den ganzen Tag im Job Sex hast - wie viel Bedürfnis hat man dann nach Sex in der Freizeit - auch wenn es mitunter eine komplett andere Qualität ist (Wildes unemotionales Herumgestochere vs. zärtliche Zweisamkeit Richtung Kuscheln) - ich fürchte das umfassende wilde, sexuelle "Wollen" mit "hintergründig aufgebauter Geilheit" leidet, da Du ja schon tagsüber ein "Ventil" hast. Ob man da als SW nicht mitunter nur einen geruhsamen und sexlosen Abend haben will .... ich könnt's verstehen.
Nymphomanie ist aus meiner Sicht heraus ein Sucht- und Zwangsverhalten, tendenziell unkontrollierbar, ähnlich einer Spielsucht und ist daher für mich ein psychisches Problem.
Wie gehst damit um:
Als Partner musst die Fähigkeit haben, Sex und Liebe grundsätzlich trennen zu können - ebenso musst Du natürlich das Thema "Eifersucht" grundsätzlich unter Kontrolle haben - das geht für mich sehr stark in die Richtung Vertrauen und Selbstsicherheit. Hast Du damit Probleme, trägst Du sie direkt oder indirekt in die Partnerschaft.
Insofern dein Partner Leidensdruck hat, wirst Du damit befasst sein, diesen zu Beseitigen - da wird, wenn es ihm auch nur zeitweise damit schlecht geht, schon das Bestreben da sein "Auszusteigen" - auf der anderen Seite steht da halt das Finanzielle und, damit verbunden, etwaige monitäre Verpflichtungen.
Aufgrund der zuvor angeführten Faktoren halte ich es für gegeben, dass eine überdurchschnittlich hohe Wahrscheinlichkeit besteht, dass psychische Probleme des SexWorkers vorhanden sind und/oder Weitere dazukommen. Damit ergibt sich für mich: Problemfaktoren führen mitunter in die Prostitution und diese generiert weitere Probleme aus sich selbst heraus.
Insofern bist Du dann ständig mit diesen Problemen konfrontiert - hinzu kann kommen, dass die Trennung von Sex und Liebe und das Thema Eifersucht deinerseits nicht so 100% funktionieren.
In Summe sind diese Faktoren kontraproduktiv für eine langfristige Beziehung, für Unmöglich halte ich Nichts.
LG Bär
DANKE Endlich wieder ein Beitrag zum Thema!
Und ein sehr guter auch noch!